Musik-Streamingdienste Apple und Spotify rüsten sich für Wettstreit

Düsseldorf · Die Ankündigung des neuen Musik-Streamingdienstes Apple Music war ein Paukenschlag. Zwar wurde das neue Angebot des iPhone-Herstellers schon länger erwartet. Die konkreten Pläne von Apple deuten jetzt aber auf einen harten Wettstreit ums Streaming-Geschäft hin. Dabei wird möglicherweise nicht immer fair gekämpft.

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Wie die "New York Times" berichtet, ermitteln die Staatsanwälte der US-Bundesstaaten New York und Connecticut gegen Apple. Der Hintergrund: Das Unternehmen soll möglicherweise Druck auf Musik-Konzerne ausgeübt haben, in Zukunft nicht mehr das kostenlose, werbefinanzierte Streaming-Angebot des Marktführers Spotify zu unterstützen und das neue Angebot Apple Music zu bevorzugen.

Werbefinanziertes Streaming sehr beliebt bei den Nutzern

Mit diesem "Freemium"-Angebot hat der schwedische Musik-Streamingdienst Spotify großen Erfolg. Nach frisch veröffentlichten Zahlen hat Spotify über 75 Millionen aktive Nutzer. 55 Millionen von ihnen nutzen dabei das kostenlose Angebot, nur 20 Millionen zahlen für die Musik. Allerdings würde alle drei Sekunden ein zahlender Abonnent hinzukommen. Spotify schreibt bisher tiefrote Zahlen.

Ein Monatsabonnement von Spotify kostet aktuell 9,99 Euro. Das ist genauso viel, wie auch Apple Music kosten soll, welches am 30. Juni starten soll. Ein kostenloses Angebot soll es von Apple dagegen nicht geben. Der iPhone-Hersteller soll nun möglicherweise versucht haben, Spotify einen großen Teil seines Geschäfts über den Umweg der Musik-Konzerne untersagen zu lassen, offenbar aber bisher ohne Erfolg.

So hat beispielsweise Universal mitteilen lassen, es gebe keine entsprechende Vereinbarung mit Apple, so der Bericht der "New York Times". Auch die Europäische Kommission prüfe jetzt aber die Verhandlungen von Apple mit den Konzernen.

Spotify sammelt mehr als eine halbe Milliarde Dollar ein

Gleichzeitig bereitet sich Spotify offenbar auf einen intensiven Wettkampf mit Apple vor und besorgt sich dafür frisches Geld. Das Unternehmen hat mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Land gezogen. Die Finanzierungsrunde brachte insgesamt 526 Millionen Dollar (rund 465 Mio Euro) ein, wie die schwedische Firma am Mittwoch bestätigte.

Teil der Geldspritze ist eine Investition von 115 Millionen Dollar vom Telekommunikations-Konzern Telia Sonera. Der führende Mobilfunk-Betreiber in Schweden und Finnland bekam dafür einen Anteil von 1,4 Prozent. Spotify wurde bei diesem Deal folglich mit gut 8,2 Milliarden Dollar bewertet.

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Foto: dpa, tsn zeh

Unter den weiteren Geldgebern seien britische und kanadische Finanzinvestoren, berichtete das "Wall Street Journal". Telekom-Unternehmen sind interessante Partner für Streaming-Dienste, weil sie deren Datenverkehr von den Volumen-Obergrenzen in Tarifen ausnehmen können.

Wachstumsmarkt Streaming ist hart umkämpft

Außerdem will Spotify mit Apples Preispolitik gleichziehen und offenbar eine Familienlizenz einführen, wie das Digital-Magazin "The Verge" berichtet. Demnach will Spotify "wettbewerbsfähige Preismodelle" anbieten, so Unternehmenssprecher Jonathan Price. Apple wird laut Ankündigung für eine Familienlizenz für bis zu sechs Personen 14,99 Euro pro Monat verlangen.

Das Geschäft mit Musikstreaming aus dem Internet wächst in Deutschland rasant, vergangenes Jahr sogar um mehr als drei Viertel, so der Bundesverband Musikindustrie (BVMI). Der Erfolg der Streamingdienste geht jedoch zulasten des Download-Marktes.

Bei den Download-Alben registrierte der BVMI ein kleines Minus von 1,2 Prozent, während die Single-Downloads um 7,4 Prozent einbrachen. Dennoch machten Downloads mit 66,6 Prozent noch immer zwei Drittel des Digitalgeschäfts aus.

(RPO, HeBu, mit dpa)
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