Internet-Portal kino.to "Arbeitsteiliges, parasitäres Geschäftsmodell"

Berlin (RPO). Das wahrscheinlich größte deutschsprachige Portal für illegale Kopien von Filmen und Serien ist dicht. In drei Ländern schlugen die Fahnder am Dienstag zu, um die Seite kino.to vom Netz zu nehmen. 13 Personen wurden verhaftet. Die Dimensionen des Falls sind riesig. In rund einer Million Fällen soll gegen das Urheberrecht verstoßen worden sein. "Normalen" Nutzern droht wohl keine Strafe.

 Die Betreiber von kino.to sollen Millionen Euro Gewinn gemacht haben.

Die Betreiber von kino.to sollen Millionen Euro Gewinn gemacht haben.

Foto: Screenshot

Mit Razzien in Deutschland, Spanien und Frankreich sind Ermittler am Mittwoch gegen die Betreiber des größten deutschsprachigen Internet-Portals für illegale Film-Raubkopien vorgegangen.

Zeitgleich seien Wohnungen, Geschäftsräume sowie Rechenzentren von Betreibern und mutmaßlichen Helfern der Webseite kino.to durchsucht und 13 Personen festgenommen worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden mit.

"Erwerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverstößen"

Allein in Deutschland wurden mehr als 20 Objekte durchsucht. Gegen die Betreiber werde wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur erwerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverstößen ermittelt, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Es gehe um insgesamt mehr als eine Million Fälle, bei denen Raubkopien von Spielfilmen und TV-Serien verbreitet wurden. Die Webseite hatte den Angaben zufolge täglich etwa vier Millionen Nutzer.

Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU), die die Ermittungen vor Monaten mit einer Anzeige ins Rollen gebracht hatte, erklärte, die Polizei habe die Domain kino.to beschlagnahmt. Mehrere Streamhoster, auf denen die über Portale verlinkten Raubkopien abgelegt waren, seien von den Behörden vom Netz genommen worden.

"Arbeitsteiliges, parasitäres Geschäftsmodell"

Es bestehe der Verdacht, dass die Betreiber der Speicherserver aktiv mit den kino.to-Betreiber zusammengearbeit hätten, erklärte die GVU unter Berufung auf eigene Vorermittlungen. Sie sprach von einem "arbeitsteiligen parasitären Geschäftsmodell". Die Betreiber hätten "erhebliche Einnahmen" durch Werbeeinnahmen für Banner auf ihren Seiten und durch den Verkauf von "Premium-Zugängen" für besonders eifrige Nutzer erzielt.

Die Internetseite kino.to war am Mittwoch nicht mehr zu erreichen. Bei der Anwahl erschien lediglich ein Hinweis der Polizei, demzufolge die Domain zu der Webseite geschlossen wurde. Mehrere Betreiber seien festgenommen worden, hieß es dort. "Internetnutzer, die widerrechtlich Raubkopien von Filmwerken hergestellt oder vertrieben haben, müssen mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen", so die GVU.

Folgen für normale Nutzer?

Der Kölner Rechtsanwalt Christian Solmecke hält es indes für unwahrscheinlich, dass jetzt auch gegen einfache Nutzer vorgegangen wird, die sich Filme nur anschauten. "Aus meiner Sicht haben die Nutzer von kino.to schon keine Straftat begangen, da der reine Konsum von Streamingdiensten nicht rechtswidrig ist. Das gilt jedenfalls immer dann, wenn keine Kopie des Streams auf dem eigenen Rechner hergestellt wird", so der Anwalt einer Medienkanzlei. Zudem sei die GVU dafür bekannt, eher gegen die große Fische vorzugehen.

(AFP/DAPD/RTR/csi)
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