"Lagebild Cybercrime" des BKA Mehr Fälle von Erpressung und Computersabotage im Netz

Berlin · Mehr als 64.000 Fälle von Cyberkriminalität hat das Bundeskriminalamt (BKA) im vergangenen Jahr registriert, wie aus dem aktuellen "Lagebild Cybercrime" der Behörde hervorgeht. Insbesondere Erpressung und Sabotage von Computern nehmen demnach zu. Doch die Deutschen sind auch vorsichtiger geworden hinsichtlich ihrer Netzaktivitäten – auch aufgrund der NSA-Spionageaffäre.

Spektakuläre Verbrechen im Netz
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Foto: dapd

Mehr als 64.000 Fälle von Cyberkriminalität hat das Bundeskriminalamt (BKA) im vergangenen Jahr registriert, wie aus dem aktuellen "Lagebild Cybercrime" der Behörde hervorgeht. Insbesondere Erpressung und Sabotage von Computern nehmen demnach zu. Doch die Deutschen sind auch vorsichtiger geworden hinsichtlich ihrer Netzaktivitäten — auch aufgrund der NSA-Spionageaffäre.

"Die Internetkriminalität ist weiterhin auf dem Vormarsch", sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke am Mittwoch bei der Vorstellung des "Lagebild Cybercrime" in Berlin. Das BKA zählte im vergangenen Jahr 64.426 Fälle von Cyberkriminalität in Deutschland. Das waren zwar nur etwa ein Prozent mehr Fälle als im Jahr zuvor. Seit 2009 stieg die Zahl der registrierten Fälle aber um mehr als 20 Prozent. Zudem geht das BKA von einer großen Dunkelziffer aus.

Insbesondere in einigen Bereichen registrierte das Bundeskriminalamt einen deutlichen Anstieg von Straftaten. So seien etwa im vergangenen Jahr fast 13.000 Fälle von Computersabotage festgestellt worden. Das ist ein Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zu 2012. Zudem gebe es nach einem vorübergehenden Rückgang wieder vermehrt Fälle von Phising. Etwas mehr als 4000 Fälle wurden 2013 registriert, eine Zunahme um rund 19 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Die Täter, so heißt es vonseiten des BKA, hätten auf die Sicherheitsmaßnahmen der Banken reagiert und neue Schadsoftware entwickelt. Zugenommen hat auch Erpressung im Netz und die Forderung von "digitalem Lösegeld". 2013 wurden hierbei mehr als 6700 Fälle registriert.

Das Problem der Wirtschaftsspionage

Wie die Deutschen Opfer von Cyberkriminalität werden, zeigt aber nicht nur die offizielle Polizeistatistik. Der Hightechverband Bitkom hat zugleich eine Umfrage unter 1000 Internetnutzern veröffentlicht. Demnach gaben 55 Prozent der Befragten an, schon einmal ein Opfer von Cyberkriminalität geworden zu sein. 40 Prozent hatten sich auf ihrem Rechner einen Virus eingefangen, aber auch die Tätigkeiten im Netz selbst werden immer mehr von Cyberkriminellen genutzt.

So sagten 19 Prozent, dass der Zugang zu ihren Online-Diensten ausspioniert wurde, 14 Prozent wurden Opfer von Betrug beim Einkauf oder Verkauf im Internet, und 16 Prozent gaben an, dass in ihrem Namen schon einmal eine Spam-Mail versandt wurde. Beim Online-Banking wurden vier Prozent der Befragten Opfer von Internetkriminalität.

Der kleine Passwort-Knigge
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Laut Bitkom ist auch die Wirtschaftsspionage im Netz ein zunehmendes Problem — insbesondere für den deutschen Mittelstand. Während von den großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern nur 11 Prozent von sogenannten IT-Sicherheitsfällen betroffen waren, waren es bei kleinen und mittleren Unternehmen sogar rund 30 Prozent. Die Attacken aber, das geht aus der Umfrage ebenfalls hervor, wurden zum Großteil (58 Prozent) von eigenen oder externen Mitarbeitern verursacht.

Verschlüsselungssoftware gewinnt an Bedeutung

Die vermehrten Meldungen über Hackerangriffe jedenfalls haben die Deutschen im Umgang mit dem Internet doch vorsichtiger werden lassen. So seien nahezu alle Rechner der befragten Nutzer mit Virenschutzprogrammen und Firewalls ausgestattet, heißt es beim Bitkom-Verband.

Auch nach Berichten über größere Hacker-Angriffe werden die Deutschen durchaus aktiv in Bezug auf Passwörter. Während zwar 36 Prozent angaben, diese nicht geändert zu haben nach solchen Meldungen, änderten immerhin 27 Prozent der Befragten alle Passwörter und 33 Prozent zumindest einige.

Aber auch hinsichtlich der Interaktion im Netz selbst überlegen die Nutzer offenbar inzwischen genau, was sie tun. So gaben immerhin 47 Prozent der Befragten an, aus Sicherheitsgründen keine vertraulichen Informationen oder wichtige Dokumente per Mail zu versenden. 29 Prozent verzichten auf Online-Banking, 24 Prozent auf eine Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken und ebenfalls 24 Prozent auf Online-Shopping. Und immerhin 14 Prozent der Befragten sagen, dass sie grundätzlich keine Transaktionen über das Netz abwickeln.

Auch Verschlüsselungssysteme von E-Mails gewinnen immer mehr an Bedeutung, wie der Verband Bitkom sagt. 16 Prozent der Internetnutzer verschlüsseln demnach bereits ihre E-Mails und 15 Prozent ihre Daten. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es nur sechs bzw. acht Prozent, die das taten. Zudem surfen 16 Prozent der Befragten mit Anonymisierungsdiensten wie Tor im Netz, ein Jahr zuvor waren es noch elf Prozent. Der Grund für den Anstieg ist klar, wie Bitkom-Präsident Dieter Kempf sagt: Dies sei eine direkte Folge der Abhöraffäre.

Und dennoch dürfte es noch eine Weile dauern, bis wirklich viele Nutzer solche Verschlüsselungen nutzen, einfach deshalb, weil die techgnischen Hürden zu hoch sind. Immerhin 61 Prozent derjenigen, die noch nicht eine solche Software verwenden, gaben an, sich damit einfach nicht auszukennen.

(das)
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