#BoycottGermany Twitter-Nutzer fordern zum Boykott deutscher Produkte auf

Berlin · Einen Tag nach der Einigung der Euroländer zu Griechenland fordern Twitter-Nutzer unter dem Hashtag #BoycottGermany dazu auf, deutsche Produkte nicht mehr zu kaufen. Der Aufruhr im Netz ist eine Reaktion auf Deutschlands harten Kurs bei den Verhandlungen. Doch ganz ernst zu nehmen ist der Boykott-Aufruf wohl eher nicht.

#ThisIsACoup – Twitterer lassen Frust über EU freien Lauf
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Foto: dpa, wst

Am Montag machten Twitter-Nutzer unter dem Hashtag #Thisisacoup ihrem Ärger über Schäubles Vorschlag eines "Grexit auf Zeit" Luft. Am Dienstag ist #BoycottGermany offenbar das neue Ventil auf Twitter, über das Kritiker den Deutschen zeigen, was sie von der Rolle Deutschlands bei den Griechenland-Verhandlungen halten.

Tausende Nutzer rufen dazu auf, deutsche Produkte zu boykottieren. "A beer I won't be buying" — "Ein Bier, das ich nicht kaufen werde", schreibt beispielsweise ein Nutzer unter ein Foto von einer Palette Holsten-Pils. Ein anderer Nutzer bezieht sich direkt auf die Kredite, die Deutschland an Griechenland vergeben hat und schreibt: "Ihr hättet Griechenland niemals faule Kredite geben sollen."

Dass aus dem Boykott-Aufruf im Netz tatsächlich ernstzunehmende Folgen für Deutschland hervorgehen werden, darf bezweifelt werden. Bei vielen Nutzern herrscht denn auch Unverständnis über den neuen Trend. Mehrere Nutzer sind der Meinung, dass die Kritik nicht gerechtfertigt ist und erinnern daran, dass Deutschland Griechenland mit Hilfszahlungen in Milliardenhöhe unter die Arme gegriffen hat.

Auch die deutsche Wirtschaft reagiert gelassen auf den Aufruhr im Netz und fürchtet keinen größeren Schaden durch die Boykott-Aufrufe gegen deutsche Produkte. "Wir nehmen das ernst, aber es gibt keinen Grund zur Panik", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Solche Aufrufe hat es seit Beginn der Griechenland-Krise immer wieder gegeben." Sie seien weitgehend wirkungslos verpufft.

"Es gibt in Griechenland auch Unterstützung für Reformen", fügt Treier hinzu. "Der Wirtschaft vor Ort ist angesichts der Einigung ein Stein vom Herzen gefallen. Sie steht hinter den Verabredungen." Die Euro-Staaten hatten sich am Montag auf Grundzüge für ein drittes Hilfsprogramm im Umfang von bis zu 86 Milliarden Euro geeinigt, im Gegenzug muss Griechenland beispielsweise die Mehrwertsteuer anheben und Staatsunternehmen privatisieren.

Mit Material von Reuters.

(lsa)
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