Twitter und "Sheen's Korner" Charlie Sheens raffinierte Internet-Kampagne

Düsseldorf (RPO). Seinen Job ist er los, aber untätig ist Charlie Sheen keinesfalls. Der pöbelnde und trinkende US-Star avanciert zum neuen Liebling des Internets. Bei Twitter und in "Sheen's Korner" schlägt er Rekorde. Das alles ist keine Spielerei oder Zufall, es ist eine Marketing-Kampagne.

Charlie Sheens neue Internet-Karriere
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Es läuft eigentlich nicht gut für Charlie Sheen. Seine Produktionsfirma Warner Brothers schmiss ihn nach Drogen-, Alkohol-, Sex- und Gewalteskapaden raus. Damit ist der 45-Jährige seine Rolle in der Erfolgsshow "Two an a half Men" los, für die er bis zu zwei Millionen Dollar kassiert haben soll - pro Folge.

Und die TV-Comedy läuft bereits seit 2003. Doch satt sich reuig einer Entzugstherapie in einer Promi-Klinik zu unterziehen, wie es seine Kollegen im Showbusiness sonst so zu tun pflegen, dreht Sheen jetzt erst richtig auf. Dabei hilft ihm ein Unternehmen, das sich auf Social-Media-Auftritte von Prominenten spezialisiert hat.

Im Internet darf Charlie Sheens so sein, wie er sich am liebsten gibt: Als raubeinigen, schrägen Macho mit Hang zu hochgeistigen Getränken. In seiner Internet-Show "Sheen's Korner" plaudert er über sich, und wie er die Welt sieht. Er schwadroniert über "Tigerblut", das in seinen Adern fließe und präsentiert sein neues Tattoo. "Winning" ist auf seinem Unterarm zu lesen, was soviel heißt wie "Siegreich".

Am Samstag präsentierte der 45-Jährige die erste Folge der Sheen-Show, offenbar zum Vergnügen seiner Fans: Über "UStream" haben rund 100.000 Zuschauer die Sendung live verfolgt. Bis zum Anfang der Woche waren es rund eine Million User, meldet das Nachrichtenportal Meedia.de.

Ähnlich durchschlagend war sein Start beim Kurnachrichtendienst Twitter. Am 1. März startete Sheen seinen Account, 24 Stunden später hatte er die Millionenmarke geknackt: So viele Followers, Internet-Nutzer, die seine Einträge bei Twitter verfolgen, hatte der US-Star. Inzwischen sind es knapp 2,3 Millionen. Und: Auch dort sind "Tigerblood" und "Winning" bereits geflügelte Wörter.

Profis helfen beim Internet-Auftritt

Charlie Sheen setzt seine Marken. Denn so laienhaft und willkürlich die Auftritte des Schauspielers im Internet erscheinen mögen, so wenig sind sie es. Dahinter steht das Unternehmen Ad.ly, das unter anderem Twitter- und Facebook-Präsenzen von Prominenten wie Paris Hilton, Kim Kardashian oder dem Rapper Snoop Dogg vermarktet, schreibt Meedia. Demnach wurde Sheen von den Profis fit für Twitter gemacht, er lernte Hashtags zu nutzen und Fotos einzustellen. Inzwischen gibt es kaum einen Eintrag von Sheen, der ohne "Tigerblood", "Winning" und zahlreiche Hashtags auskommt.

Und die geballte Präsenz von Sheen im Internet zahlt sich aus. TV-Sender und Magazine fragen Interviews mit dem gefallenen Star an, der sich regelmäßig nur wirr äußert. Bei Baketballspielen in den USA tauchen Fans mit Postern des Stars auf und halten seine Sprüche auf Plakaten in die Höhe. Das kommt nicht von ungefähr. Mark Cuban, Inhaber des Senders HDNet und des NBA-Basketballteam Dallas Mavericks, hat Interesse an Sheen und will ihn zurück ins Fernsehen holen. Es gelte allerdings noch eine Reihe von Details zu klären, sagte Cuban. Und: Die Entscheidung darüber, welche Art von Sendung gemacht werde - Reality Show, Talkshow oder etwas anderes - liege bei Sheen.

Anti-Sheen-App

Wer jedoch von Skandalmeldungen über den umstrittenen Schauspieler genug hat, kann ihn sich im Internet nun mit einer neuen Anwendung vom Hals halten. Ihre neue App mit dem Namen "Tinted Sheen" (in etwa "Geschwärzter Sheen") blende Sheens Namen und Bilder von dem Schauspieler beim Stöbern im Internet aus, teilte die Künstlergruppe Free Art and Technology Lab, kurz F.A.T., auf ihrer Webseite mit.

"Sorry Charlie, aber es ist Zeit, das Internet zu verlassen", hieß es dort. Die Anwendung wurde von Greg Leuch für die Webbrowser Firefox und Chrome entwickelt. Sie sei die "Kater-Kur" für die Flut an Sheen-Meldungen, "von der sich alle gerade noch erholen".

(Mit Agenturmaterial)
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