US-Behörden machen Megaupload dicht Cyberkrieg ums Urheberrecht

Die US-Behörden haben eine populäre Online-Plattform für den Austausch von illegal kopierten Filmen, Serien und Musik stillgelegt. Die Betreiber von Megaupload, darunter der Deutsche Kim Schmitz, wurden verhaftet. Netzaktivisten aus dem Umkreis der Anonymous-Bewegung holten sofort zum Gegenschlag aus. Sie legten die Internetseiten des FBI und von US-Justizbehörden lahm.

Die Eskalation folgte nur einen Tag nach einer massiven Protestkampagne von Netzaktivisten gegen eine Verschärfung des Urheberrechts in den USA. Die US-Behörden werfen der jetzt stillgelegten Plattform Megaupload massive Urheberrechtsverletzungen vor.

Das FBI veranlasste die Festnahme von drei Deutschen und eines Niederländers. In Coateville nördlich von Auckland durchsuchten 70 Beamte ein Anwesen der Betreiber von Megaupload. Dort wurden nach Angaben der Polizei Wertgegenstände und Geld im Wert von sechs Millionen neuseeländischen Dollar (etwa 3,7 Millionen Euro) sichergestellt. Darunter waren ein Rolls Royce Phantom sowie mehrere Gemälde.

Gewehre sichergestellt

Bodyguards hätten den Beamten am frühen Morgen zunächst den Zutritt zu dem Anwesen verwehrt, teilte die Polizei mit. Auf den Gelände seien zwei Gewehre sichergestellt worden. Der zuständige Richter des Bezirks North Shore lehnte eine Freilassung der Festgenommenen gegen Kaution ab. Die vier sollen am kommenden Montag erneut vor Gericht erscheinen.

Sieben Verdächtige wurden angeklagt, darunter auch mehrere deutsche Staatsbürger. Der Gründer von Megaupload ist der aus Deutschland stammende Kim Schmitz, der seinen Namen in Kim Dotcom geändert hat und "auch als Kim Tim Jim Vestor bekannt ist", wie das US-Justizministerium mitteilte. Der 37-Jährige mit deutscher und finnischer Staatsbürgerschaft lebte demnach zuletzt in Hongkong und Neuseeland.

Nach der Razzia überzogen Hacker die Webauftritte von FBI und Justizministerium mit Distributed-Denial-of-Service-Attacken. Dabei werden die Web-Server mit Unmengen von sinnlosen Datenanfragen überfluten und lahmgelegt. Die Webseiten waren daraufhin mehrere Stunden nicht mehr erreichbar. Auf Twitter bezeichneten Anonymous-Aktivisten die Angriffe als Rache für den Schlag gegen Megaupload. Ebenfalls angegriffen wurden die Webseiten des amerikanischen Musikindustrie-Verbandes RIAA und des Musik-Marktführers Universal Music Group.

Musik, Filme, digitale Bücher

Bei Megaupload konnten Daten aller Art hochgeladen werden. Nach den Vorwürfen der US-Behörden waren darunter auch in großem Stil illegal kopierte Musik, Filme, Fernsehprogramme und digitale Bücher. Den Vorwürfen zufolge geschah dies mit Wissen der Betreiber.

Megaupload habe mehr als 175 Millionen Dollar illegalen Gewinn gemacht und den rechtmäßigen Eigentümern der Inhalte einen Schaden von deutlich über einer halben Milliarde Dollar zugefügt, erklärte das Justizministerium. Ein weiterer Vorwurf lautet auf Geldwäsche.

Megaupload hatte in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe zurückgewiesen, das Angebot diene vor allem dem illegalen Austausch von geschützten Inhalten. Rechteinhaber hätte die Möglichkeit, Verstöße gegen das Urheberrecht zu melden und die fraglichen Dateien löschen zu lassen.

Das Urheberrecht im Netz ist gerade ein heiß diskutiertes Thema in den USA. Erst am Mittwoch gab es eine große Internet-Protestaktion gegen neue Gesetzespläne, die unter anderem die Sperrung von Webseiten erlauben sollen.

Kritiker dieser Pläne warnen, dass damit eine Zensur-Infrastruktur geschaffen werde, die auch in anderen Fällen zum Einsatz kommen könnte. Aus Protest war unter anderem das englischsprachige Online-Lexikon Wikipedia einen Tag lang nicht erreichbar.

(dpa)
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