Nächste Generation Das neue Mitmach-Internet: Web 2.0

Düsseldorf (RP). Große Unternehmen wittern satte Gewinne und investieren ins Internetgeschäft wie lange nicht mehr. Das Internet erlebt derzeit einen zweiten Höhenflug. Noch vor wenigen Jahren hielt das keiner für möglich, befand sich die IT-Branche in einer schweren Krise, weil die von jedermann zitierte Dotcom-Blase geplatzt war.

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Foto: gms

Jeder glaubte, der Internetboom sei vorbei und der endgültige Entwicklungsstand erreicht. Doch das Internet und dessen Anwendungen vollziehen derzeit einen grundsätzlichen Wandel.

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang fast immer fällt, ist Web 2.0. Jeder kennt ihn, doch kaum einer weiß wirklich, was er bedeutet und welche Veränderungen das neue Internet mit sich bringt.

Kurz gesagt ist das www der nächsten Generation nicht länger nur ein Markplatz mit Produzenten und Konsumenten, sondern ein sozialer Raum, in dem sich Menschen austauschen, vernetzen, bloggen, podcasten, Videos und Bilder mit anderen Nutzern teilen und Kontakte knüpfen.

Eigene Inhalte

Entscheidend ist, dass Nutzer nicht nur konsumieren, sondern auch eigene Inhalte erzeugen. Tim O'Reilly vom gleichnamigen Fachverlag hat den Begriff Web 2.0 bereits im Jahr 2004 etabliert und verweist auf den Schwerpunkt bei Internetentwicklungen, bei denen Nutzer und seine Inhalte im Mittelpunkt stehen. Plattformen wie das Nachschlagewerk Wikipedia oder die Videosammlung Youtube sind wohl die populärsten Beispiele für Webseiten, bei denen Nutzer die Inhalte bestimmen.

Ging es im Web 1.0 letztlich um Zugang und Datenübertragung, steht hinter den meisten Anwendungen des neuen Internets eine Technik namens Ajax. Damit kann die Anzeige auf einer Internetseite verändert werden, ohne dass die Seite neu geladen werden muss. Seit rund einem Jahr läuft im Internetgeschäft das große Schachern.

Viele Internet-Zugriffe

Die Giganten von heute (Yahoo, Google oder Ebay) wollen sich ihren Platz im Internet von morgen sichern. Nach einer Untersuchung des "New Scientist" verzeichnet erstmals eine Community-Website (MySpace) und keine Suchmaschine (Google) die meisten Internet-Zugriffe.

Viele Web 2.0-Klassiker sind schon jetzt in der Hand großer Unternehmen. Wer beispielsweise über das Internet-Telefonie-Angebot Skype seine Gespräche führt, ist eigentliche Ebay-Kunde. Wer beim Fotoportal Flickr ein Bild einstellt, nutzt einen Dienst von Yahoo. Und wer beim virtuellen Tagebuch Blogger Einträge vornimmt, teilt sich Google mit.

Den Startschuss für die Web 2.0-Einkaufstour gab Yahoo. Die Suchmaschine übernahm im März 2005 die Foto-Community Flickr mit seinen mehr als drei Millionen Nutzern. Über 20 Millionen Euro ließ sich Yahoo das Angebot del.icio.us kosten, bei dem 300.000 Internetnutzer ihre Weblinks veröffentlichen, was für rund 300 Millionen Zugriffe im Monat sorgt.

Youtube

Täglich werden bei Youtube mehr als 100 Millionen Videos abgespielt und 65.000 neue hochgeladen. Damit zeigt das Portal fast 60 Prozent aller Online-Videos. Ebenfalls vor feindlichen Übernahmen schützt sich die Internetenzyklopädie Wikipedia.

Die von Jimmy Wales im März 2000 erdachte Plattform hat mehr als 200.000 angemeldete Autoren und monatlich fast vier Milliarden Seitenaufrufe. Experten sind sich einig, dass Sorgen vor einer neuen Internetblase wie zu Zeiten der New Economy unbegründet sind.

Internetberater Ossi Urchs: "Anders als damals haben wir es von Anfang an mit gehaltvollen Ideen zu tun." Dennoch fehle den meisten Ideen das Geschäftsmodell. Der Erfolg von Web 2.0 zeige sich laut Urchs erst im nächsten und übernächsten Jahr. Der Nutzer kann derweil in der Vielzahl der Angebote seiner Kreativität freien Lauf lassen.

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