Comedian John Oliver interviewt Whistleblower Edward Snowden und die Frage nach den Penis-Bildern

Düsseldorf · Die Enthüllungen von Edward Snowden haben in den USA kaum für Aufregung gesorgt. Genau darüber wollte der Comedian John Oliver mit Snowden sprechen – und besuchte ihn in Moskau. Es wurde ein Gespräch, in dem vor allem eines im Mittelpunkt stand: Nacktbilder.

 Edward Snowden beim Interview mit John Oliver.

Edward Snowden beim Interview mit John Oliver.

Foto: Screenshot Facebook

Die Enthüllungen von Edward Snowden haben in den USA kaum für Aufregung gesorgt. Genau darüber wollte der Comedian John Oliver mit Snowden sprechen — und besuchte ihn in Moskau. Es wurde ein Gespräch, in dem vor allem eines im Mittelpunkt stand: Nacktbilder.

Es war einer der größten Whistleblower-Skandale in der Geschichte der USA: Edward Snowden hatte dutzende Überwachungsprogramme der US-Geheimdienste öffentlich gemacht. Während insbesondere in Europa der Aufschrei darüber groß war, was die NSA alles überwachen kann, verlief die Debatte in den USA ganz anders.

Denn dort gilt Snowden seither als Staatsfeind Nummer 1. Und für viele Amerikaner ist der Skandal an sich gar nicht der Rede wert. Das hat auch den Comedian John Oliver in seiner oft sehr politischen Satire-Show "Last Week Tonight" zum Nachdenken gebracht — natürlich auf die ihm eigene bitterböse Weise.

John Oliver discusses government surveillance and then talks with Edward Snowden about how exactly the government can see our dick-pics.

Sein Team fragte Menschen in New York nach Snowden und was er getan habe. Während manchem der Name gar nichts sagte, brachten ihn wiederum andere mit Wikileaks in Verbindung und damit, dass er Operationen der Geheimdienste gefährde. Antworten, die auch Snowden fassungslos machen sollten, wie sich später herausstellte.

Denn John Oliver reiste nach Moskau, um mit Snowden über die Tatsache zu sprechen, dass nur wenige Menschen in den USA seine Enthüllungen registrierten. Und der Comedian wettete zunächst 2000 Rubel darauf, dass der Whistleblower gar nicht erscheinen würde. Er sollte verlieren, denn Snowden kam zum Gespräch.

Die Fragen, die er Snowden dann stellte, dürfte dieser schon oft gehört haben: Ob er Amerika vermisse, warum er das alles getan habe. Aber Oliver ist eben ein Comedian, und so erhielt das Gespräch schließlich eine Wendung, die auch Snowden mitunter zum Lachen brachte.

"Ich denke, das interessiert sie definitiv nicht"

Als Snowden die Wichtigkeit seiner Enthüllung erläuterte, fiel ihm Oliver ins Wort, sagte über die Amerikaner: "Ich denke, das interessiert sie definitiv nicht", um den früheren NSA-Mitarbeiter dann mit den Aussagen der auf der Straße befragten Menschen zu konfrontieren. Snowden versuchte, sich ein Lächeln abzuringen, doch ihm war deutlich anzusehen, dass ihn das fassungslos machte.

Aber John Oliver wäre nicht John Oliver, wenn er nicht die Lösung für Snowden parat hätte. Und plötzlich ging es um Nacktbilder, genauer gesagt um Penisbilder. Denn als die Menschen auf der Straße schließlich gefragt wurden, was sie davon halten würden, wenn die Regierung solche Bilder von ihnen hätte, waren plötzlich alle ganz empört und gegen solche Spionage.

Snowden jedenfalls ließ sich darauf ein und sagte: "Nun, die gute Nachricht ist, dass es kein Programm gibt, das Penisbilder-Programm heißt. Die schlechte Nachricht ist, dass sie immer noch Informationen sammeln, eingeschlossen eure Penis-Bilder." John Oliver ließ nun Snowden anhand aller von ihm öffentlich gemachten geheimen Programme erläutern, wie die Regierung Penis-Bilder speichern könnte und erklärte die Spionage-Aktivitäten der NSA dadurch tatsächlich sehr anschaulich.

Klar, dass der Komiker dem Whistleblower empfahl, dies in den Mittelpunkt seiner Veröffentlichungen zu stellen, denn genau das interessiere die Bürger. Und Snowden sagte mit einem Schmunzeln: "Ich vermute, ich habe einfach nie darüber nachgedacht, es in diesen Kontext zu stellen."

Am Ende des Interviews fragt John Oliver dann noch — ganz der Satiriker —, ob er denn nun auch Ziel der NSA sei. Und Snowden antwortet: "Wenn du nicht voher schon auf der Liste gestanden hast, dann stehst du jetzt darauf."

(das)
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