Fehlermeldung "451" - der neue Hinweis auf Zensur im Netz

Düsseldorf · Die bekannteste Fehlermeldung im Netz dürfte die "404" sein, bedeutet, die angeforderte Seite ist nicht erreichbar. Jetzt gibt es eine neue, die "451". Diese soll darauf hinweisen, dass die Seite aus Zensurgründen aus dem Netz genommen wurde. Der tatsächliche Nutzen der Neuerung dürfte eher gering sein.

 Zusätzlich zum "404"-Fehler gibt es künftig eine "451"-Variante, wenn die Seite aus rechtlichen Gründen aus dem Netz genommen wurde.

Zusätzlich zum "404"-Fehler gibt es künftig eine "451"-Variante, wenn die Seite aus rechtlichen Gründen aus dem Netz genommen wurde.

Foto: Christoph Schroeter

Tim Bray hatte die Idee bereits im Juni 2012: Ein zusätzlicher Statuscode sollte anzeigen, wenn eine Seite aus rechtlichen Gründen nicht mehr erreichbar ist. Der damalige Google- und heutige Amazon-Mitarbeiter hatte auch die Idee, diesen Code "451" zu nennen. Seinen Vorschlag reichte er damals bei der zuständigen Internet Engineering Task Force (IETF) ein.

Auch im Netz mahlen die Mühlen manchmal langsam und so dauert es schließlich bis zum 17. Dezember 2015 bis der "451"-Vorschlag angenommen wurde. Was jetzt noch fehlt, ist der letzte Segen der Internet Engineering Steering Group, einem der IEFT übergeordneten Gremium. Das ist aber nur Formsache.

Und dann? Serverbetreiber können so Seiten kennzeichnen, die sie aus juristischen Gründen aus dem Netz nehmen mussten. Der User bekommt dann also nicht mehr die eher kryptischen Hinweise "404" ("Seite nicht erreichbar") oder "403" (Zugriff verweigert"), sondern eben den neuen Statuscode "451".

Bürgerrechtsorganisationen etwa würden damit in die Lage versetzt, das Netz recht einfach nach zensierten Seiten zu scannen, diese Fälle zu sammeln und öffentlich zu machen.

Die Zahl "451" hat dabei auch symbolischen Wert. Tim Bray hat sie als Hinweis auf den Roman "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury gewählt. In dieser dystopischen Geschichte geht es um einen Staat, in dem es als schweres Verbrechen gilt, Bücher zu besitzen. Diese könnten zu nicht systemkonformen Denken und Handeln anregen.

Besitzer von Büchern werden von mechanischen Hunden gejagt und getötet. Die "Feuerwehr" ist dafür zuständig, aufgespürte Bücher zu verbrennen. Daher kommt vermutlich auch der Titel: Ray Bradbury soll davon ausgegangen sein, dass die Selbstentzündungstemperatur für Papier bei 451 Grad Fahrenheit liegt. Allerdings hätte er dann jedoch Grad Celsius und Fahrenheit sowie verschiedene Papiersorten verwechselt.

Die dreistelligen Statuscodes dienen im Netz zur Kommunikation zwischen Browsern und Servern. Mittlerweile gibt es über 60 verschiedene von ihnen. Die meisten bekommen User niemals zu sehen, etwa die mit einer 1, 2 oder 3 an erster Stelle. Angezeigt werden lediglich einige mit einer 4 oder 5 vorn. Beide zeigen an, dass und warum eine Seite nicht erreicht werden kann. Liegt bei den 4er-Meldungen der Fehler meistens beim User (vertippt o.ä.), ist er bei den 5er-Meldungen eher auf der Serverseite zu suchen.

Das Problem mit dem neuen "451"-Statuscode: Viele Länder dürften kein Interesse daran haben, der Welt ihre Zensurmaßnahmen so direkt unter die Nase zu reiben und "451" verbieten. Damit wäre auch der Zensurhinweis Opfer der Zensur geworden.

(csr)
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