Hydraulische Presse als Viralhit "Etwas zu zermalmen, ist besser als ein Sonnenuntergang"

Düsseldorf/Tampere · Ein Finne fasziniert das Internet: Mit seiner hydraulischen Presse zerstört er Dinge - von der Bowlingkugel bis zur Knetfigur. Die Klicks gehen in die Millionen. Wir haben ihn gefragt, was ihn antreibt.

 Auch eine Barbie hatte schon unter der hydraulischen Presse zu leiden.

Auch eine Barbie hatte schon unter der hydraulischen Presse zu leiden.

Foto: Screenshot / Youtube / Hydraulic Press Channel

Lauri Vuohensilta kommt aus Tampere im Südwesten Finnlands, der drittgrößten Stadt des Landes. Neben der Wohnung des Studenten und Unternehmers steht die Familienwerkstatt, und dort seine hydraulische Presse. 100 Tonnen stark, pure Kraft. Eigentlich braucht er sie für Metallarbeiten, er zerdrückt aber gerne auch Alltags-Gegenstände damit. Die Videos landen auf seinem Youtube-Kanal. "Hydraulic Press Channel" heißt dieser, finnisch-nüchtern betitelt. Wir haben den Mann per Skype-Interview gesprochen.

 Lauri Vuohensilta im Skype-Interview mit Henning Bulka.

Lauri Vuohensilta im Skype-Interview mit Henning Bulka.

Foto: Screenshot / Skype

Herr Vuohensilta, sind Sie ein sehr gewalttätiger Mensch?

Lauri Vuohensilta: Nicht gewalttätig. Ich mag es einfach, Dinge zu zerdrücken, ich hebe schwere Gewichte im Fitnessstudio und ich höre Heavy Metal. Das sagt schon einiges über mich aus. Und meine Frau ist genauso wie ich. Sie mag es auch, Dinge zu zerdrücken, hebt Gewichte und hört Heavy Metal.

Das ist also keine Männersache?

Vuohensilta: Naja, meine Frau ist keine typische Frau. Sie nimmt an Wettbewerben im Powerlifting teil, wir fahren gemeinsam Downhill-Bike (Anm. d. Red.: eine Form des Montain Bikes) und andere solcher Dinge. Sie tut also einige Dinge, von denen man sagen würde: Das sind Jungssachen.

Mit Ihrer hydraulischen Presse zerquetschen Sie Barbiepuppen, Kameras oder Bowlingpins. Muss man Finne sein, um so etwas zu machen?

Vuohensilta: Ja, ich glaube das hilft schon sehr. Ich denke, Finnland ist bekannt für Heavy Metal, hier ist es immer minus 100 Grad kalt, und alles ist schroff. Das hilft meiner Sache schon.

Was war das Aufregendste, das Sie mit der Presse zerdrückt haben?

Vuohensilta: Ich glaube das war, als ich andere hydraulische Pressen mit meiner hydraulischen Presse zerdrückt habe.

Da steckte ganz schön viel Arbeit drin, die anderen Pressen unter der großen Presse anzuordnen. Da habe ich auch Geld reingesteckt und man hat ja auch nur einen Versuch, um es richtig hinzubekommen.

Und das Video mit dem Eishockey-Puck war sehr aufregend. Ich hatte nicht erwartet, dass der Puck explodieren würde. Ich habe immer eine große Sicherheitsbrille auf und man kann im Video sehen, dass der äußere Teil des Pucks wegfliegt und direkt meine Brille trifft. Das war schon ziemlich aufregend.

Ihr Kanal hat mehr als 600.000 Abonnenten, ihr erfolgreichstes Video hat fast zehn Millionen Aufrufe. Was glauben Sie, was die Leute so fasziniert an Ihren Videos?

Vuohensilta: Viele sind vermutlich gespannt, ob etwas explodiert und überhaupt, was genau passieren wird. Und dann natürlich mein Humor, mein Akzent und so weiter. Wenn man nur Dinge mit einer Presse zerdrückt … Davon gibt es zehn Jahre alte Videos auf Youtube, aber niemand schaut sie sich an. Und jetzt gibt es mindestens fünf verschiedene Kanäle, die nach mir gekommen sind und genau dasselbe wie ich zeigen, aber eben ohne meinen finnischen Akzent, ohne meine Knetfiguren und so weiter. Da muss es also noch mehr geben als nur Dinge zu zerdrücken.

Ist das, was Sie machen, manchmal auch gefährlich?

Vuohensilta: Als ich angefangen habe, habe ich versucht, sichere Gegenstände auszuwählen — bis ich meinen Glasschild bekommen habe. Der ist sehr gut. Jetzt bin ich immer in Sicherheit. Ich denke auch darüber nach, eine größere, stärkere Presse zu bauen. Damit könnte ich dann auch außerhalb meiner Werkstatt arbeiten. Dafür bräuchte ich aber auch einen sehr guten Schutz.

Was wäre der Vorteil einer solchen Presse vor der Tür?

Vuohensilta: Zum Beispiel kann ich in der Werkstatt momentan keine Batterien oder explosive Gegenstände zerdrücken, oder Dinge, die anfangen könnten zu brennen. Dafür muss ich also auf eine neue Presse warten. Ich habe auch schon angefangen, Berechnungen für die neue Presse anzustellen. Ich glaube, dass ich die zehnfache Kraft von dem erreichen könnte, was ich gerade zur Verfügung habe. Das wären dann 1000 Tonnen.

Das heißt, die Presse, die Sie gerade benutzen, haben Sie auch selbst gebaut

Vuohensilta: Nein, die habe ich schon von einem Hersteller gekauft. Aber wenn man 1000 Tonnen erreichen will, ist die Presse normalerweise so groß wie ein Haus. Das wäre zu groß für mich. Aber weil meine Presse nur ungefähr einen halben Meter bewegen muss, kann ich sie deutlich kleiner bauen. Vermutlich werde ich den Rahmen selbst herstellen, aber den Motor und andere Teile muss ich woanders her bekommen.

Manchmal passieren ja sehr seltsame Dinge. Zum Beispiel zerspringt eine Bowlingkugel direkt in tausende Teile. Denken Sie vorher darüber nach, was wohl passieren wird?

Vuohensilta: Ja, schon, und ich versuche auch, die Gegenstände entsprechend auszuwählen und meine Presse anzupassen. Wenn ich zum Beispiel glaube, das etwas sehr hart sein wird, dann verwende ich eine kleinere Auflagefläche.

Gibt es etwas, das Sie niemals zerdrücken würden?

Vuohensilta: Alles, was Menschen verärgern würde. Ich will mich aus der Politik und aus Religionsfragen raushalten. Ich versuche, die Dinge positiv zu halten.

Was für Reaktionen bekommen Sie auf Ihre Videos?

Vuohensilta: Die Leute sind sehr aufgeregt und sie schicken auch viele Vorschläge, was ich mal zerdrücken sollte. Es ist lustig, wie positiv die Leute im Netz auf der ganzen Welt sind. Aber hier in Finnland hatten wir Artikel in einigen Zeitungen, die alles andere als positiv sind. Kommentare wie "Du verschwendest deine Arbeitszeit" oder "Kein Wunder, dass es mit Finnland bergab geht. Das ist keine echte Arbeit" und so weiter (lacht).

Welche Vorschläge hören Sie am häufigsten? Was sollen Sie zerquetschen?

Vuohensilta: Momentan wahrscheinlich einen glühenden Ball aus Nickel. Es gibt einen Youtube-Kanal, "Red hot nickel ball", wo sie so eine heiße Kugel auf verschiedene Dinge legen und ausprobieren, was passiert. Das ist ziemlich populär.

Von Ihren Videos kursieren auch animierte GIFs im Netz, in denen man den Moment des Zerdrückens immer und immer wieder anschauen kann. Scheinbar wirken Ihre Videos auch beruhigend, obwohl es dabei um pure, brutale Kraft geht.

Vuohensilta: Ich habe das schon oft gehört, aber ich glaube, so kann ich darauf nicht blicken. Ich weiß ganz einfach zu viel über die Kräfte, die dabei wirken und wie viel Gewalt dahinter steckt. Ich kann keinen Frieden darin finden, glaube ich.

Aber hat das Zerstören von Dingen auch etwas ästhetisches für Sie?

Vuohensilta: Ja, vor allem bei diesen Knetfiguren. Das ist sehr ästhetisch. Etwas zu zermalmen ist viel besser als ein Sonnenuntergang (lacht).

Wie geht es mit Ihrem Youtube-Kanal weiter?

Vuohensilta: Ich glaube, Dinge zu zerdrücken wird vielleicht noch fünf Jahre funktionieren. Aber ich habe schon Pläne, Sachen auf andere Weise zu zerstören. Ich glaube, es macht keinen großen Unterschied, was für ein Werkzeug ich dafür verwende. Das Resultat ist immer dasselbe. Und die Freude darüber auch.

Was haben Sie vor?

Vuohensilta: Ich plane zum Beispiel, einen großen Spiegel zu bauen, mehr als einen Meter groß. Und dann will ich das Sonnenlicht nutzen, um Dinge einzuschmelzen. Außerdem habe ich einen Plasma-Schneider in meiner Werkstatt. Das wäre eine schöne Sache, denn jeder mag ja diese Videos mit der heißen Kugel aus Nickel, die hat ungefähr 1.000 Grad und mein Plasma-Schneider ist 20.000 Grad heiß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort