Facebook-Aktion #ichbinhier Hashtag gegen Hass

Düsseldorf · #ichbinhier - immer öfter taucht dieses Hashtag in Facebook-Kommentaren und User-Diskussionen auf. Dahinter steckt eine Aktion von Internetnutzern gegen Hass und für konstruktiven Dialog in den sozialen Netzwerken – denn Facebook alleine ist damit überfordert.

 Das Banner der geschlossenen Facebook-Gruppe "#ichbinhier".

Das Banner der geschlossenen Facebook-Gruppe "#ichbinhier".

Foto: Screenshot Facebook

#ichbinhier - immer öfter taucht dieses Hashtag in Facebook-Kommentaren und User-Diskussionen auf. Dahinter steckt eine Aktion von Internetnutzern gegen Hass und für konstruktiven Dialog in den sozialen Netzwerken — denn Facebook alleine ist damit überfordert.

Jeden Morgen zünden die Macher von "#ichbinhier" ein Lagerfeuer an. Es ist allerdings kein Lagerfeuer, am dem die Menschen gemütlich beisammen sitzen und schöne Geschichte erzählen. Eigentlich ist das Lagerfeuer eher ein Platz, an dem der der größte Unrat der sozialen Netzwerke gesammelt wird. Die Mitglieder der geschlossenen Facebook-Gruppe #ichbinhier weisen täglich die anderen Nutzer ein, wo in den Kommentarspalten der Netzwerke an diesem Tag besonders gehetzt, verleumdet, geschimpft, beleidigt wird — gegen Flüchtlinge, Migranten, Moslems, Juden, Frauen, Homosexuelle, Gutmenschen.

Die Idee für #ichbinhier hatte der Hamburger Marketing-Experte Hannes Ley — beziehungsweise die Idee, sie aus Schweden nach Deutschland zu tragen. Der 43-Jährige hatte von #jagärhär (= ich bin hier) gehört, einer Facebook-Gruppe, die sich gegen die Hasskultur des Netzes wandte, und war sofort begeistert. "Ich fand das sensationell und dachte, das ist genau das, was wir brauchen", sagte er kürzlich in einem Interview mit Stern.de. Also rief er im Dezember 2016 das deutsche Pendant ins Leben.

Das Prinzip ist einfach: Jeden Morgen fordert ein Facebook-Posting die Gruppenmitglieder dazu auf, Links zu posten, unter welchen Beiträgen von Online-Medien gerade wieder in besonderem Maße gehetzt und beleidigt wird; häufig geht es um Flüchtlinge und Migranten. Oder aber die Gruppenbetreiber greifen selbst bestimmte Diskussionen unter Postings auf und weisen die User darauf hin.

Diese können sich dann in die längst eskalierten Diskussionen einschalten - mit sachlichen, konstruktiven Beiträgen und mit dem Hashtag #ichbinhier. Im Sinne von: Ich bin hier und setze deinen Beleidigungen etwas entgegen. Counterspeech heißt das im Digital-Sprech. Außerdem sollen User die mit dem Hashtag markierten Kommentare liken — weil sie dann weiter oben in der Diskussion auftauchen. Im Idealfall nehmen sie so die Schärfe aus den Diskussionen, bringen Leute zum Nachdenken, zeigen, dass auch im Netz ein sachlicher Ton möglich ist. "Wir zielen auf die vielen stillen Mitleser ab, die Unentschlossenen", sagte Ley "Spiegel Online".

Fast 29.000 Mitglieder hat die geschlossene Facebook-Gruppe inzwischen. Die Administratoren prüfen die Beitritts-Anträge, um auszuschließen, dass sie von Hetzern unterwandert werden. Damit leistet die Gruppe einen Beitrag gegen den Hass im Internet, mit dem Facebook momentan überfordert zu sein scheint. Wie groß dieser Beitrag wird, ist noch offen. So erfolgreich wie in Schweden ist das Projekt noch nicht. Obwohl Deutschland achtmal so viele Einwohner wie Schweden hat, kommt die deutsche Facebook-Gruppe nicht mal auf halb so viele Mitglieder.

(seda)
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