Twitter-Kampagne zum Fall Ferguson #iftheygunmedown - wie Fotos Klischees prägen können

Ferguson · Der Tod von Michael Brown und die Proteste in Ferguson haben in den USA eine neue Rassismus-Debatte ausgelöst. Dabei geht es auch um die Frage, wie afroamerikanische Jugendliche in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Im Netz posten User seither Bilder, die sie in verschiedenen Zusammenhängen zeigen. Eines entspricht oftmals den Klischees. Und so fragen sie: Wenn sie mich niederschießen, welches Bild würden sie zeigen?

Das ist die Twitter-Aktion #iftheygunmedown
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Foto: Screenshot Twitter

Michael Brown, der in Ferguson erschossene afroamerikanische Jugendliche, war ein College-Student. Offenbar hatte ihn die Polizei angehalten, weil er auf der Straße und nicht auf dem Bürgersteig lief. Was genau danach passierte, ist noch immer nicht endgültig geklärt. Fest steht aber, dass Afroamerikaner und Hispanics in den Vereinigten Staaten nach wie vor eher von der Polizei angehalten werden und auch eher eine Haftstrafe erhalten, das bestätigen die Statistiken. Wie sehr Vorurteile in der amerikanischen Gesellschaft verwurzelt sind, wollen seit dem Vorfall nicht nur User aus Ferguson im Netz deutlich machen.

Denn von Michael Brown wurden nach dem Tod mitunter Bilder veröffentlicht, die den typischen Klischees eines afroamerikanischen Jugendlichen entsprechen. Und genau dagegen wehren sich nun die Menschen auf Twitter, Instagram und Co. Unter dem Hashtag #iftheygunmedown (wenn sie mich niederschießen würden) posten Afroamerikaner zwei Bilder von sich. Eines zeigt sie oftmals beim College-Abschluss oder in der US-Army, das andere dagegen in typischen Rapper-Posen, mit Alkohol in der Hand oder mit provozierenden Gesten.

Welches Bild würden die US-Medien veröffentlichen, wenn sie das gleiche Schicksal wie Michael Brown ereilen würde, ist die Frage hinter der Aktion. Denn die meisten gehen davon aus, dass es eben jenes Bild wäre, dass sie dem Klischee entsprechend zeigt, ohne nachzuhaken, was hinter der Aufnahme steckt, und nicht das, das sie als Menschen darstellt, der Erfolg hat oder etwas für sein Land tut.

Ein Bild von Halloween mit Whisky-Flasche

Das US-Radionetz NPR wollte es einmal genauer wissen und hat einige User gefragt, wie die Bilder entstanden sind. Da gibt es etwa C.J. Lawrence. Der 33-Jährige postete ein Bild von sich, dass ihn in College-Montur mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton zeigt, und eines, auf dem er eine Flasche Whisky in der Hand hat. NPR erzählte er, dass das erste Bild aus dem Tougaloo College stammt. Damals habe er eine Rede auf der Abschlussfeier gehalten, und Clinton sei der Redner nach ihm gewesen. Clinton, der lachend zu sehen ist, habe sich gerade über einen Witz von ihm amüsiert. Das Whisky-Bild stamme dagegen von Halloween. Er habe sich als Rapper Kanye West verkleidet — und in der Flasche sei nur Cola gewesen.

Ein anderes zeigt Brianna Chevonne. Auch sie postete ein Bild von ihrem College-Abschluss. Sie habe ihren Bachelor an der South Carolina Universität gemacht, erzählte sie NPR. Ein anderes zeigt sie im T-Shirt in einem Auto eine Geste machend. Das sei zwei Wochen zuvor im Auto ihres Bruders entstanden. "Wir haben beim Fotos machen herumgealbert", sagte sie. Und so habe sie diese Rapper-Geste gemacht, weil sie ja an der Ost-Küste lebe.

Auch die anderen User, die NPR gefragt hat, haben ähnliche Geschichten zu erzählen und verdeutlichen damit, wie schnell auch Fotos die öffentliche Wahrnehmung verzerren können. Denn jeder Mensch hat mehrere Facetten. Ein Blick hinter die Fassade, dass ihre Erfolge anerkannt und sie nicht nur abgestempelt werden, das wünschen sich viele Afroamerikaner. Wie schnell aber das Gegenteil passiert, das lässt sich anhand der Foto-Aktion in den sozialen Netzwerken sehr schnell erahnen.

(das)
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