Reis und Staub statt Eiswasser Indien und Gaza haben jetzt ihre Version der Ice Bucket Challenge

Neu Delhi/Gaza · Seit Wochen macht die Ice Bucket Challenge im Netz die Runde. Und manch einer ist schon genervt von dem Hype um den Eimer mit eiskaltem Wasser. In Indien und Gaza aber haben zwei Menschen den Trubel genutzt, um ihre eigene Version der Bucket Challenge zu kreiieren – mit Reis und Staub.

Das sind die indischen und palästinensischen Versionen der Ice Bucket Challenge
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Das sind die indischen und palästinensischen Versionen der Ice Bucket Challenge

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Seit Wochen macht die Ice Bucket Challenge im Netz die Runde. Und manch einer ist schon genervt von dem Hype um den Eimer mit eiskaltem Wasser. In Indien und Gaza aber haben zwei Menschen den Trubel genutzt, um ihre eigene Version der Bucket Challenge zu kreiieren — mit Reis und Staub.

Durch die Eiswasser-Wette sind die Spenden für ALS-Kranke stark gestiegen, 58 Millionen Euro hat die Aktion bereits engebracht. Dabei schütten sich Promis, Wirtschaftsgrößen und ganz normale Leute einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf oder spenden für die Erforschung der Krankheit. Wer will, kann auch beides tun. Und schließlich werden drei neue Kandidaten nominiert.

Ice Bucket Challenge - eine Typologie der Eisduscher
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Ice Bucket Challenge - eine Typologie der Eisduscher

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Foto: ap

Von Bill Gates über Marc Zuckerberg bis zu Ex-Präsident George W. Bush haben in den USA schon jede Menge bekannte Gesichter mitgemacht. Und auch in Deutschland hat sich schon mancher Promi oder Sportler beteiligt. Sogar SPD-Chef Sigmar Gabriel hat gespendet, wollte sich aber den Eimer Eiswasser nur über den Kopf schütten, wenn auch Moderatorin Marietta Slomka mitmacht. Warum also den Hype nicht dafür nutzen, auch auf andere Probleme aufmerksam zu machen?

Mehr als 28.000 Likes für indische Variante

Das dachte sich zumindest eine Journalistin in Indien und erfand kurzerhand die #ricebucketchallenge. "Warum Wasser verschwenden?, zitiert der US-Sender CNN Manju Latha Kalanidhi. Sie habe etwas greifbareres für die Menschen in ihrem Land machen wollen. Und Reis sei schließlich ein Grundnahrungsmittel in Indien, das für Monate gelagert werden kann. "Warum nicht Reis an jemanden spenden, der hungrig ist?", sagt sie.

Entsprechend startete sie damit, einen Eimer mit Reis zu füllen und diesen jemandem zu geben, der unter Hunger leidet. Auch eine Facebook-Seite schuf sie vor zwei Tagen und fragt dort, ob die indischen Firmenchefs und Prominenten denn auch bei dieser Challenge mitmachen würden.

Mit Erfolg: Die Facebook-Seite hat schon mehr als 28.000 Likes, im indischen Fernsehen und Radio ist es eines der Themen. Auch Bollywood-Stars sollen sich schon daran beteiligt haben. Kalanidhi sagt auch, sie habe schon Rückmeldungen aus aller Welt erhalten, auch Briefe aus Schweden Großbritannien und darüber hinaus. Doch nicht nur Indien hat seine eigene Version der Bucket Challenge geschaffen.

"Wir haben kein Wasser, wir haben das hier"

Auch in Gaza gibt es eine Variante, die zum Nachdenken anregt. Ein Student hat dort die Rubble Bucket Challenge ins Leben gerufen, bei der sich Menschen Sand oder Steine über den Kopf schütten, um auf die Zerstörung im Gazastreifen durch die israelischen Luftangriffe der vergangenen Wochen aufmerksam zu machen, wie auf der entsprechenden Facebook-Seite zu lesen ist. Seit sich aber auch ein Journalist daran beteiligt hat, wird auch diese Version immer bekannter.

In einem Youtube-Video ist der Journalist Journo Ayman Aloul inmitten von Trümmern zu sehen. Er möge die Idee der Ice Bucket Challenge, sagt er, und habe überlegt, wie sie auf palästinensische Verhältnisse übertragbar sei. "Wir haben nach Wasser gesucht", sagt er. Aber selbst, wenn sie welches gefunden hätten, sei es zu wichtig, um es sich einfach über den Kopf zu schütten. Und wenn genügend da sei, sei es schwierig, es zu kühlen.

Also habe er sich umgesehen und diesen Platz voller Trümmer entdeckt und sich entschieden, dies statt Wasser zu nutzen. Und so lässt er sich einen Eimer mit Steinen und Sand aus den Trümmern der zerbombten Häuser über den Kopf schütten. "Wir haben kein Wasser, aber das hier haben wir", sagt er noch und betont, dass die Palästinenser keine materielle Hilfe wollten, sondern einfach nur Solidarität und Aufmerksamkeit für die Probleme im Gazastreifen.

Die Facebook-Seite der Rubble Bucket Challenge jedenfalls hat inzwischen über 5200 Likes, die Hashtags bei Twitter lauten #dustbucketchallenge oder auch #remainsbucketchallenge.

(das)
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