Mark Zuckerberg in Berlin Mögt mich!

Berlin · Am Freitag stieg die "Mark-Zuckerberg-Show" in Berlin. Die Mission war schnell klar: Der Facebook-Gründer wollte nicht über sein Netzwerk aufklären, sondern sich als netter Zeitgenosse präsentieren – und das mit Hilfe einer großen Inszenierung. Nur in Nebensätzen ließ er Neues über die Pläne des Konzern aufblitzen.

 "Insgesamt bleibt bei mir der Eindruck, dass Zuckerberg keine Pläne verraten wollte", sagt eine Besucherin.

"Insgesamt bleibt bei mir der Eindruck, dass Zuckerberg keine Pläne verraten wollte", sagt eine Besucherin.

Foto: Facebook

Am Freitag stieg die "Mark-Zuckerberg-Show" in Berlin. Die Mission war schnell klar: Der Facebook-Gründer wollte nicht über sein Netzwerk aufklären, sondern sich als netter Zeitgenosse präsentieren — und das mit Hilfe einer großen Inszenierung. Nur in Nebensätzen ließ er Neues über die Pläne des Konzern aufblitzen.

In einer ehemaligen Omnibus-Fabrik hingen vor schwarzen Vorhängen typische Missions-Plakate ("Scheitere härter"), auf einer kleinen Bühne stand plötzlich Mark Zuckerberg. Das Publikum aus rund 1000 ausgewählten Gästen umjubelte den Facebook-Gründer allerdings nicht wie einen Youtube-Star, sondern gönnte ihm lediglich einen höflichen Applaus. Es bekam dafür bei kritischen Fragen nur Versprechungen und wenig konkrete Gedanken zu hören.

Kaum etwas hatte Zuckerberg dem Zufall überlassen. Vor Wochen hatte er die Fragen schon auf seinem Facebook-Profil eingesammelt. Kritische Fragen wurden nicht abgelehnt, jedoch wurden die Personen ausgesucht, die diese stellen durften.

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So hatte sich Student Jonas Umland aus Potsdam mit einer Frage zum Thema Umgang mit Hasskommentaren beworben. "Wenige Tage später kam dann die Zusage, die Frage auf der Veranstaltung persönlich an Mark richten zu können", erklärte Jonas Umland. Facebook wollte die Frage nicht verändern. Allerdings sollte er sie so stellen, wie bei der Anmeldung. Zuckerbergs Antwort stellt ihn nur zum Teil zufrieden: "Ich fand es sehr gut, dass Mark klar sagte, dass es ein Problem gibt. Allerdings hätte ich mir gewünscht, wenn er gesagt hätte, wie Facebook exakt stärker gegen Hasskommentare vorgehen möchte."

"Wir müssen einen besseren Job machen", sagte Zuckerberg zum Umgang mit den Hassbotschaften. In seinen Nebensätzen versteckte er allerdings ein paar Details, die das Netzwerk bisher lieber verschwieg. 200 Kontrolleure, die über die Bertelsmann-Tochter Arvato in Berlin beschäftigt werden, prüfen jetzt zusätzlich gemeldete Kommentare. Weltweit sollen es mehrere Hundert sein — was angesichts der fast 1,6 Milliarden aktiven Nutzer extrem wenig ist. Beim Thema Privatsphäre lobte er die Deutschen, da sie das Thema weltweit voranbringen würden. Er vermied es allerdings, auf die Enthüllungen von Edward Snowden und die aktuelle Debatte zwischen Apple und dem FBI um die Freigabe von verschlüsselten Smartphone-Daten einzugehen.

Politisch äußerte sich der Facebook-Gründer aber zur Flüchtlingskrise und sprach der Bundesregierung ausdrücklich ein Lob für ihren Kurs aus. "Die USA sollten sich Deutschland als Vorbild nehmen." Nebenbei kündigte Zuckerberg an, dass in den nächsten vier Wochen alle Nutzer Zugriff auf eine bisher nur Promis vorbehaltene Funktion bekommen sollen und dann Live-Videos übertragen können.

"Ich weiß jetzt, dass er sehr gerne Vater ist."

Immer wieder stellte Zuckerberg einen Bezug zu Deutschland her. "Berlin und Facebook sind sich sehr ähnlich", erklärte er. "Beide sind zu einem Prozent fertig. Dieser Status gefällt mir sehr." Gleiches scheint für das öffentliche Bild von Zuckerberg zu gelten, an dem er kräftig arbeitet. In jüngerer Zeit postete Zuckerberg schon verstärkt private Inhalte auf seiner Facebook-Seite, nun beantwortete er in Berlin viele private Fragen.

"Ich weiß jetzt, dass er sehr gerne Vater ist und seine Tochter badet und sein Hund nicht neidisch ist. Ich fand es inhaltlich leider sehr dünn", zog Lina Timm als Fazit. Sie hatte sich über Facebook für die Veranstaltung angemeldet und konnte dabei sein. "Ich hätte gerne ein bisschen etwas über technische Innovation gehört. Insgesamt bleibt bei mir der Eindruck, dass Zuckerberg keine Pläne verraten wollte. Die Strategie dahinter war eher, ihn als total sympathischen Typen rüberkommen zu lassen. Das haben sie geschafft."

(dafi)
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