Microsoft bestätigt Aus für Browser Das Ende des Internet Explorers

Düsseldorf · Im reifen Alter von 20 Jahren wird der sprichwörtlich schlechte Browser von Microsoft ersetzt. Schade eigentlich – gerade für die Nerds, die ihn nie benutzen würden. Eine Fabel von Aufstieg und Fall.

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Foto: Twitter/@TheGamerBeast

Im reifen Alter von 20 Jahren wird der sprichwörtlich schlechte Browser von Microsoft ersetzt. Schade eigentlich — gerade für die Nerds, die ihn nie benutzen würden. Eine Fabel von Aufstieg und Fall.

Als Microsoft im Jahr 1995 den PC zum Massenprodukt machte, war der Konzern auch so frei, den Nutzern seinen vorinstallierten Browser Internet Explorer aufzuzwingen. Der "Browserkrieg" dauerte nur drei Jahre, dann war der bisherige Marktführer Netscape Navigator (die Älteren werden sich erinnern) Geschichte.

20 Jahre später gilt der Internet Explorer als Synonym für "langsam", "technisch veraltet" und "Traumziel für Hacker" — weshalb das neue Betriebssystem Windows 10 nicht die eigentlich anstehende Version 12 des Browsers enthalten wird, sondern eine Neuentwicklung namens "Spartan". Das Aus für den IE hat nun auch der Marketing-Chef von Microsoft, Chris Capossela, bestätigt, wie The Verge berichtet.

2002 betrug der Marktanteil rund 95 Prozent

2002 war noch alles gut für den Internet Explorer, sein weltweiter Marktanteil erreichte rund 95 Prozent.

Doch 2002 kam auch der Euro in Umlauf, Dortmund gewann die Bundesliga zum drittletzten Mal (vor Fast-Insolvenz, Wiederaufstieg bis ins Champions-League-Finale und Absturz in den Abstiegskampf) und Lance Armstrong seine vierte Tour de France.

Kurz: 2002 ist lange her.

Damals sonnte sich Microsoft im Erfolg und ließ seinen Browser fünf Jahre lang Staub ansetzen, ohne an ein Update zu denken. Viele Internetseiten wurden von vornherein auf den Browser optimiert statt auf allgemeine Netzstandards.

2004 aber kam der von einem internationalen Team kompetenter Idealisten entwickelte "Firefox" auf den Markt, 2008 präsentierte Google seinen eleganten "Chrome", kleinere Marktanteile hatten auch "Safari" und "Opera".

2010 riet die Bundesregierung vom Internet Explorer ab

Ab 2009 wurden solche Alternativen zumindest in Europa auch genutzt — damals setzte die Europäische Kommission durch, dass Microsoft bei einer Windows-Installation auch auf die Existenz anderer Browser hinweisen muss.

2010 sahen sich als Reaktion auf die Hackerattacke "Aurora" diverse Regierungen von Deutschland bis Australien gezwungen, Nutzer explizit vor dem Internet Explorer zu warnen und zum Umstieg auf andere Browser aufzufordern.

Deren Vorteile bei Geschwindigkeit, Sicherheit und Flexibilität waren zu diesem Zeitpunkt allerdings ohnehin längst so offensichtlich, dass der Internet Explorer vom Großteil aller halbwegs erfahrenen Nutzer nur noch einmalig und zu einem sehr speziellen Zweck verwendet wurde:

In den vergangenen Jahren schließlich machte der Aufstieg von mobilen Betriebssystemen wie Apples iOS und Googles Android mit jeweils eigenen Browsern selbst diesen einmaligen Gebrauch überflüssig.

Bleibt nur die Frage, woher Nerds ab jetzt Motivation und Mut ziehen sollen.

Bislang hatten sie stets die Mahnung im Ohr: "Wenn der Internet Explorer mutig genug ist, dich zu fragen, ob du ihn als Standard-Browser wählen willst, wirst du ja wohl mutig genug sein, deinen Schwarm zu fragen, ob er mit dir ausgehen will."

(tojo)
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