Social-Media-Kampagne setzt Zeichen für den Frieden Israelis und Araber: "Wir wollen keine Feinde sein"

Düsseldorf · Der Nahost-Konflikt ist so ausweglos, weil der Hass die Köpfe blockiert. Dass es auch anders geht, zeigt eine Internetkampagne. "Juden und Araber weigern sich, Feinde zu sein", heißt sie, an der sich Familien, Liebespaare und Freunde beteiligen.

Das ist die Kampagne #JewsAndArabsRefuseToBeEnemies
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Das ist die Kampagne #JewsAndArabsRefuseToBeEnemies

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Foto: Screenshot Twitter

Es war vor etwa zwei Wochen, als die beiden New Yorker Studenten Abraham Gutman und Daia Darwish unter dem Hashtag #JewsAndArabsRefuseToBeEnemies ein Zeichen für den Frieden setzen wollten. Sie gründeten eine gleichnamige Facebook-Gruppe und riefen sowohl dort als auch auf Twitter, die Menschen dazu auf, es ihnen gleich zu tun. Dazu posteten die beiden ein Foto von sich.

An Fahrt gewann die Kampagne, als die Journalistin Sulome Anderson auf die Idee aufmerksam wurde und am 13. Juli ein Foto von sich und ihrem Freund twitterte, auf dem sie sich küssen. "Er nennt mich Neshana (hebräisch für "Seele") , ich nenne ihn Habibi (arabisch für "Geliebter")", schrieb sie darunter. "Liebe spricht nicht die Sprache der Besatzung."

Die Journalistin ist Halb-Libanesin, ihr Freund Israeli. Mit ihrem Foto wollte auch sie ein Zeichen für den Frieden setzen. Zwei Tage später schrieb sie, dass sich jeder eine Kamera schnappen und es ihnen gleich tun sollte, damit alle wissen, dass es letztlich um Menschen geht.

Seither folgen viele ihrem Beispiel, zig Tausende teilen die Bilder unter dem Hashtag. Da ist das arabisch-jüdische Ehepaar, da sind die vielen Menschen, deren Wurzeln aus beiden Kulturen stammen. Und da sind die besten Freunde, die alles teilen und für die es nicht wichtig ist, wo der andere herkommt.

Ein küssendes Pärchen wird zum Symbol

Sulome Anderson jedenfalls ist überwältigt von der Resonanz, wie aus ihren Tweets zu lesen ist. Sie bedankt sich bei ihren Followern und fordert sie auf, nicht aufzuhören. Schließlich ist ihr Foto quasi zum Gesicht der Social-Media-Kampagne geworden. #JewsAndArabsRefuseToBeEnemies seien größer als sie selbst und ihre eigene Beziehung, betont sie in dem Kurznachrichtendienst.

Dem US-Sender ABC sagte sie ebenfalls, dass sie hoffe, dass durch die Kampagne realisiert werde, dass es in dem Nahost-Konflikt vor allem um Menschen geht. Als sie mit ihrem Freund zusammengekommen sei, hätten sie viel über Politik diskutiert. Aber mit der Zeit wären sie in manchen Dingen zu einem Konsens gekommen.

"Wir diskutieren manchmal immer noch", so Anderson. "Aber wir sind enger zusammengewachsen, sodass wir des anderen Perspektive verstehen." Denn am Ende, fügt die Journalistin hinzu, "sind wir Menschen und wir lieben uns, und das ist es, was am wichtigsten ist."

Die 29-Jährige kennt den Nahost-Konflikt durchaus aus der eigenen Familie. Ihr Vater war Büroleiter bei der Nachrichtenagentur AP im Mittleren Osten und war fast sieben Jahre in Gefangenschaft der Hisbollah. "Ich habe Erfahrung, wie sehr Hass Leben im Mittleren Osten zerstören kann", sagte sie ABC.

Auch ihre Liebe sei einigen Tests unterworfen gewesen, weil ihr Freund strikt orthodox lebt. Auch seine Familie sei nicht so glücklich mit der Beziehung. Dies, so betont die junge Frau, liege aber weniger daran, dass sie Araberin sei, sondern mehr daran, dass sie keine Jüdin sei.

"Hass kann nicht Teil des Dialogs sein"

Die beiden Freunde Abraham Gutman und Daia Darwish, die die Kampagne ins Leben gerufen haben, sagen, dass es den Slogan schon seit Jahren gebe. Sie wollten ihn verwenden um zu zeigen, dass die beiden Völker keine Feinde sein müssten. "Wir versuchen, die Nachricht zu verbreiten dass Hass nicht Teil des Dialogs sein kann", sagten sie ABC.

sie hätten gemerkt, dass der Ton in der Debatte um den Nahost-Konflikt immer harscher geworden sei und Menschen verletzende Worte benutzten. Deshalb hätten sie versucht, einen anderen Weg zu finden, damit Menschen respektvoll über das Geschehen sprechen könnten.

Gutman, der aus Tel Aviv stammt, sagte ABC, dass er nicht immer einer Meinung sei mit der Syrerin Darwish, wenn es um die Politik im Nahen Osten geht, aber sie seien gute Freunde. "Wir hatten niemals das Gefühl, dass unser Diskussion rau wurde oder einen Ton des Hasses beinhaltete." Und genau das wollen sie nun weitergeben. Im Netz ist ihnen das auf jeden Fall gelungen.

(das)
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