Neuer Trend "Neknomination" Facebook-Trinkspiel fordert erste Todesopfer

Düsseldorf · Ein auf den ersten Blick harmloses Video-Trinkspiel dominiert derzeit die Facebook-Timelines.

Fünf Fragen zu Alkoholproblemen
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Foto: Endermann, Andreas

Das bereits Anfang 2013 in Großbritannien und Australien verbreitete Ritual mit dem Namen "Neknomination" verlangt von seinem Mitspieler den Konsum eines halben Liters Bier — auf Ex, also ohne abzusetzen. Sobald diese Aufgabe erfüllt ist, nominiert der Spieler wahlweise zwei bis drei seiner Facebook-Freunde, welche ab diesem Zeitpunkt 24 Stunden Zeit haben, ein ebensolches Video zu veröffentlichen. So weit, so scheinbar harmlos.

In den sozialen Netzwerken gehen die Meinungen über diesen neuen Trend jedoch weit auseinander. Für die einen nur ein harmloser Spaß, verschmähen andere User die Videos als "Produkt purer Langeweile" und äußern ihr Unverständnis darüber, wie man sich auf diese Art und Weise in einem allwissenden Internet darstellen kann.

Wie nötig es allerdings ist, sich ernsthaft mit derlei Trends auseinanderzusetzen, zeigen zwei traurige Todesfälle aus Irland, die mit dem Trinkspiel in Verbindung gebracht werden. In beiden Fällen spiegelt sich die Gefahr des Hypes auf unterschiedliche Weise wider.

Ein 19-jähriger Ire ertrank laut "Irish Independent" in einem Fluss, nachdem er sein Glas geleert hatte und durch den Sprung in das Wasser sein Video besonders sehenswert gestalten wollte. Aus anderen Aufnahmen geht ebenfalls hervor, wie sich vor allem Jugendliche bei der Erfüllung ihrer Nominierung selbst in Gefahr begeben.

"Die Art und Weise, wie sich dieses Spiel über soziale Netzwerke verbreitet, nämlich durch öffentliche Nominierungen, bedeutet, dass viele junge Menschen, die von selbst nie auf die Idee kämen, so etwas zu tun, unter den Druck geraten, sich selbst in Gefahr zu bringen", sagt Suzanne Costello, Vorsitzende der Organisation für Alkoholmissbrauch in Irland (Alcohol Ireland). Damit meine sie nicht nur die gesundheitlichen Schäden, sondern auch "leichtsinniges und riskantes Verhalten und Unfälle, die Hand in Hand mit Alkoholkonsum" entstehen würden.

Im zweiten Fall starb ein 23-Jähriger, nachdem er anstelle eines Bieres ein Glas Whiskey entleerte. Hier rückt der eigentliche Streitpunkt des Rituals in den Mittelpunkt: der Konsum und die Anstiftung zum Konsum von Alkohol. Wenn man bedenkt, dass mittlerweile auch Unter-16-Jährige "Neknomination"-Videos auf Facebook posten, begehen diese genauso eine Straftat wie diejenigen, die Minderjährige zum Konsum auffordern. Ob solche Trinkspiele den Alkoholkonsum einer Person insgesamt anheben, lässt sich freilich nur vermuten.

In Deutschland hat das Ritual mit dem Bierkrug erst begonnen, und noch beschränken sich Videos und Mitspieler auf den ursprünglichen Anspruch des Spiels: "Nek your drink, and nomiate another", also: "Ex deinen Drink und nominier einen Anderen." Entscheidet sich ein Nominierter, der Aufforderung zum Trinken nicht nachzukommen, muss er stattdessen einen Kasten Bier bezahlen. Oder er loggt sich einfach wieder aus.

(spol)
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