D21-Digital-Index Nur 37 Prozent der Deutschen "digital souverän" im Netz

Berlin · Hamburger und Berliner sind am häufigsten im Netz, Akademiker häufiger als Menschen mit einem Volksschulabschluss – die Initiative D21 hat auch in diesem Jahr einen umfassenden Überblick über die Netzaktivitäten der Deutschen vorgelegt. Und dabei zeigt sich auch: Der NSA-Skandal hat seine Spuren hinterlassen.

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Foto: dpa, Patrick Pleul

Hamburger und Berliner sind am häufigsten im Netz, Akademiker häufiger als Menschen mit einem Volksschulabschluss — die Initiative D21 hat auch in diesem Jahr einen umfassenden Überblick über die Netzaktivitäten der Deutschen vorgelegt. Und dabei zeigt sich auch: Der NSA-Skandal hat seine Spuren hinterlassen.

Für den D21-Digital-Index, früher als (N)Onliner-Atlas bekannt, wurden 33.000 Deutsche ab 14 Jahren zu ihren Gepflogenheiten rund um das Internet befragt — gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium. Und die Studie zeigt: Die Zahl der Menschen, die das Netz nutzen, steigt kaum noch an. 76,5 Prozent war der Anteil im vergangenen Jahr, 76,8 Prozent sind es in diesem Jahr. 2001 lag die Zahl noch bei 37,0 Prozent. Und doch zeigt die Studie Jahr für Jahr, wie sich technische Veränderungen auch auf das Nutzerverhalten der Deutschen auswirken.

So feierten nach den Smartphones die Tablets den Einzug in die deutschen Haushalte. Und das zeigt sich auch an den Geräten, welche die Deutschen vermehrt nutzen. Der Anteil an PC- und Notebook-Nutzern etwa stagniert, und das normale Handy wird von wesentlich weniger Menschen genutzt als noch vor einem Jahr. Dafür gab es im Bereich der Smartphones einen Anstieg von 41 auf 53 Prozent und bei den Tablets von 13 auf 28 Prozent.

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Die Folgen der NSA-Affäre

Auch neuere Errungenschaften wie die Cloud werden demnach vermehrt genutzt. Dennoch bewegen sich erst 37 Prozent der Deutschen "digital souverän" im Netz und nutzen es komptent und vielfältig für ihren Job. Allerdings ist die Unsicherheit im Umgang mit dem Internet auch angesicht der Spionage-Affäre rund um den amerikanischen Geheimdienst NSA groß, wie der Digital-Index ebenso wie manch andere Studie festgestellt hat.

"Die Leute dachten, sie kennen sich aus, und haben wegen der NSA festgestellt, dass sie sich weniger auskennen", sagte Robert Wieland, der Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts TNS, das die Studie am Mittwoch in Berlin vorstellte. Entsprechend groß ist auch die Sorge davor, dass persönliche Daten im Netz von Fremden gefunden werden könnten — 60 Prozent der Befragten sagten dies. Und 16 Prozent sind sogar so unsicher, dass sie Angst haben, Computer oder Internet zu nutzen.

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Foto: gms

Ebenso wie die am Dienstag vorgestellte Studie "Generation Mitte" der Deutschen Versicherungswirtschaft stellt auch der Digital-Index eine Diskrepanz in Bezug auf die Herausforderungen der Digitalisierung für die Menschen fest. Zwar nutzen die meisten Bundesbürger die Möglichkeit, Dinge übers Netz zu kaufen oder sind in sozialen Netzwerken vertreten, aber gleichzeitig zeige sich ein schwaches Datenbewusstsein.

Wenige wollen Daten für kostenlose Apps preisgeben

Demnach wollen 78 Prozent der Befragten nicht, dass kostenlose Anwendungen — wie etwa Apps — im Gegenzug persönliche Daten von einem erhalten. Auf der anderen Seite seien die Nutzerzahlen gerade bei solchen Anwendungen aber hoch. Nach Wielands Aussage gebe es hier "massiven Aufklärungsbedarf".

Unterschiede gibt es aber dennoch in der Internetnutzung der Deutschen — und zwar bezogen auf Bildungsgrad, soziale Stellung, Alter oder auch Wohnort (wobei bei Letzterem sicherlich der Breitbandausbau eine entscheidende Rolle spielt).

So seien von denjenigen, die mehr als 3000 Euro netto pro Monat verdienen, 93,7 Prozent im Netz, bei den Menschen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 1000 Euro sind es nur 54,1 Prozent. In Bezug auf das Alter sind es vor allem die 20- bis 29-Jährigen, die im Internet aktiv sind (98,1 Prozent), bei den über 70-Jährigen sind es nur knapp 30 Prozent.

(das)
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