Günstiger Tarif gegen Facebook-Daten gestoppt Autoversicherung darf keine Facebook-Profile auswerten

London · Versicherungen haben viele Ideen, wie sie die individuellen Risiken ihrer Kunden einschätzen könnten. Facebook-Beiträge und "Gefällt mir"-Angaben dürfen sie dafür aber nicht auswerten. Ein britischer Autoversicherer ist damit jetzt gescheitert.

Versicherung: Tipps für Fahranfänger
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Foto: dpa, Jens Schierenbeck

Das Unternehmen Admiral wollte jungen Fahrern, die zum ersten Mal ein Auto versichern lassen, Rabatte anbieten - und zwar, wenn diese Zugriff auf ihre Facebook-Beiträge und "Gefällt mir"-Angaben gewähren. Per Computer-Analyse wollte die Versicherung von den Profilen der Nutzer auf ihr Risikoverhalten als Fahrer schließen, wie unter anderem die britische "BBC" berichtet.

Laut dem "Guardian" wollte Admiral den jungen Fahrern mit dem Angebot "Firstcarquote" Rabatte von bis zu 350 Pfund pro Jahr - umgerechnet knapp 390 Euro - anbieten. Für gewöhnlich zahlen junge Fahrer besonders hohe Beiträge bei der Autoversicherung. Fahranfänger könnten keine Erfahrungswerte vorweisen und würden mit einem hohen Risiko bewertet, schreibt auch Admiral auf seiner Website.

Den Plan von Rabatten gegen Facebook-Daten hat das soziale Netzwerk jedoch durchkreuzt und dem Versicherer den Zugriff auf die Daten verweigert. Nutzer können sich zwar weiter über Facebook bei dem Versicherer anmelden, heißt es in dem Bericht. Admiral erhält aber keinen Zugriff auf Nutzerbeiträge für die Berechnung von Rabatten. Das Unternehmen spricht jetzt von einer "reduzierten Funktionalität" seines Angebots.

"Die Privatsphäre der Menschen auf Facebook zu schützen, ist für uns von höchster Wichtigkeit", zitiert die "BBC" einen Facebook-Sprecher. Dafür gäbe es klare Regeln. So heißt es in der Plattformrichtlinie für Facebook-Entwickler: "Verwende keine von Facebook erhaltenen Daten, um Entscheidungen bezüglich einer Berechtigung, Eignung oder Auswahl zu treffen (beispielsweise ob ein Antrag zu genehmigen oder abzulehnen ist oder wie viel Zinsen auf einen Kredit zu zahlen sind)."

Nach Angaben des "Guardian" bleiben Admiral und Facebook aber in Gesprächen darüber, das Angebot des Versicherers wiederzubeleben. Facebook habe seit Monaten von dem Produkt gewusst. Testweise sei das Angebot schon seit Wochen im Internet erreichbar gewesen. Wie "Heise" berichtet, hatte Admiral stets versichert, nicht ständig neu auf die Facebook-Daten der Nutzer zugreifen zu wollen, sondern nur einen einmaligen Blick auf die aktuellsten Beiträge zu werfen.

Datenschützer begrüßen die Entscheidung von Facebook. Die "Open Rights Group" spricht von "signifikanten Risiken" für den Fall, dass die Finanz- und Versicherungsindustrie Zugriff auf die Aktivitäten von Nutzern in den sozialen Medien bekämen. Nutzer könnten für Beiträge bestraft werden - oder ihnen könnten Vorteile verwehrt werden, wenn sie nicht genügend von sich preisgeben. Es sei "vernünftig" von Facebook, solche Tendenzen zu unterbinden, schreibt die Organisation auf ihrer Internetseite.

(hebu)
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