Döpfner kritisiert Marktmacht von Google Springer-Chef gegen Umsonstkultur im Internet

Hamburg (RPO). Springer-Chef Mathias Döpfner hat Bezahlinhalte im Internet verteidigt. "Es ist doch absurd, mit den Evangelisten der Open-Access-Bewegung zu glauben, dass die Demokratie im Web nur gewährleistet sei, wenn alles kostenlos ist", sagte Döpfner in einem Interview.

 Springer-Chef Döpfner beklagt die "Kostenlos"-Mentalität im Internet.

Springer-Chef Döpfner beklagt die "Kostenlos"-Mentalität im Internet.

Foto: AP, AP

Weiter sagte er dem "Manager Magazin": "Das sind abstruse Fantasien von spätideologisch verirrten Web-Kommunisten." In einem Supermarkt habe man auch freien Eintritt, argumentierte der Verlagschef nach Angaben vom Mittwoch: "Aber niemand behauptet, dass ein Markt nur demokratisch sei, wenn man Milch und Zigaretten kostenlos mitnehmen kann." Er bedauerte, dass alle Verlage weltweit mehr als ein Jahrzehnt den "Unsinn" mitgemacht hätten, Inhalte im Internet zu verschenken. "Wir waren nicht groß genug, um diesen Wahnsinn allein zu stoppen."

In Zukunft gibt es eine "Mischwelt"

Springer habe das Thema aber in Europa auf die Agenda gesetzt und gehe jetzt mit konkreten Maßnahmen voran, unterstrich Döpfner. Künftig werde es eine "Mischwelt" geben: "Allgemein verfügbare Nachrichten werden gratis, besonders exklusive oder spezialisierte Informationen kostenpflichtig sein. Und Werbung wird eine immer größere Rolle im Netz spielen."

Döpfner will auch Geld von Google. "Die Vermarktung der Inhalte durch Google muss auch zum Vorteil derjenigen geschehen, die diese Inhalte produzieren - durch eine Beteiligung an den Einnahmen und einen gesetzlichen Leistungsschutz", sagte der Springer-Vorstandschef. "Es kann nicht sein, dass die dummen Old-Economy-Guys für viel Geld wertvolle Inhalte erstellen und die smarten New-Technology-Guys sie einfach stehlen und bei ihren Werbekunden vermarkten." Google habe eine Marktmacht erreicht, "gegen die sich Rockefeller wie ein harmloser Kioskbesitzer ausnehmen würde".

Bekenntnis zum Qualitätsjournalismus

Zugleich legte Döpfner ein Bekenntnis zum Qualitätsjournalismus ab. "Wer glaubt, es ginge auch mit ein bisschen weniger oder schlechterem Journalismus, ist auf dem Holzweg", sagte der Springer-Chef. Aus Angst werde derzeit vielerorts an der falschen Stelle gespart, nämlich am Inhalt. "Aber wer an Eigenrecherche und Autorenintelligenz spart, sägt an dem Ast, auf dem er sitzt."

Döpfner forderte: "Wir müssen uns auf die ursprünglichen Stärken des Journalismus besinnen. Investigative Nachrichten, klare Standpunkte, packende Sprache. Dann können wir gute Zeitungen machen, mit deren Marken man auch die digitalen Vertriebskanäle erobern kann."

Derzeit sei der Journalismus "nicht mehr so gründlich, so gut und so selbstbewusst, wie er sein müsste, um die Menschen zu begeistern." Das habe auch mit den Journalisten selbst zu tun: "Viele verlassen sich bei ihren Recherchen vor allem auf Google und Wikipedia", kritisierte der Verlagschef.

(AP/felt)
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