Task-Force gegründet Telekom hat massive Probleme mit IP-Telefonie

Düsseldorf · Die Telekom bezeichnet sie als Zukunftstechnologie, für viele ist sie heute aber eine Pannentechnologie: Im Netz beschweren sich Kunden massiv über ständige Ausfälle von ihrem digitalen Telefonanschluss. Drei Millionen Kunden haben schon auf die IP-Telefonie umgestellt, die Telekom sucht nach einer Lösung.

 Auf diesem Bildschirmfoto von AlleStörungen.de werden alle im Netz gemeldeten Störungen der Telekom verzeichnet. Mehr als jeder zweite Fehler bezieht sich auf IP-Telefonie.

Auf diesem Bildschirmfoto von AlleStörungen.de werden alle im Netz gemeldeten Störungen der Telekom verzeichnet. Mehr als jeder zweite Fehler bezieht sich auf IP-Telefonie.

Foto: Screenshot: AlleStörungen.de

Mitte Mai in Bremen: Die Telekom begrüßt den dreimillionsten IP-Kunden. Thomas Freude, Geschäftsführer Technischer Service Telekom, schwärmt: "IP ist unser Tagesgeschäft. Wir bringen die Technologie und die neuen Anwendungen in die Wohnungen und Geschäftsräume unserer Kunden."

In einer Mitteilung bejubelt die Telekom die Umstellung auf die IP-Telefonie: "Eines der größten und umfangreichsten Technikprojekte des Landes, die IP-Transformation der Telekom, ist in vollem Gange. 'Das ist nur vergleichbar mit dem kompletten Austausch des Schienensystems der Bahn', sagt Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef der Telekom. Bis 2018 wird das ehrgeizige Projekt abgeschlossen sein."

Bundesweite Störungen im digitalen Telefonnetz

Doch seit einigen Wochen kommt dieser Ausbau deutlich ins Stocken. Zwar kommen weiter Kunden hinzu, aber es gibt technische Probleme. Zahlreiche Kunden beschweren sich über häufige Ausfälle des Systems. Sie können dann keine Telefonate beginnen. Selbst der Notruf soll nicht erreichbar sein, wie in einigen Foren zu lesen ist.

Auf der Webseite AlleStörungen.de werden die aktuellen Meldungen aus ganz Deutschland gesammelt. Ein Vergleich mit den Konkurrenten 1&1 und O2 zeigt, dass dort keine Fehlermeldungen in diesem Maß gemessen wurden.

Allein seit Ende Juli hat die Telekom sieben Hinweise bei Facebook gepostet, in denen über Störungen im Bereich der IP-Telefonie berichtet wird. Darunter kommentieren zahlreiche Kunden, dass sie von einer Entstörung nichts feststellen können.

Technische Mängel führen zu Ausfällen

Inzwischen hat sich somit Gero Niermeyer, Kundenservice-Chef der Telekom, in einem Statement geäußert. Darin erklärte er den Grund für den Ausfall: "Die Ursache liegt in einer Kombination von Netzwerk- und Softwarethemen. Es kam zu Kommunikationsproblemen zwischen einzelnen Komponenten unseres VOIP-Systems, wodurch teilweise die Registrierungen von Routern verloren gingen. Dadurch konnten einige von Ihnen vorübergehend nicht mehr telefonieren."

Die Telekom arbeitet jetzt mit dem technischen Partner Ericsson an einer Lösung. Hierzu sei extra eine Task-Force eingerichtet worden. Die Probleme haben zudem nichts mit der Anzahl der IP-Kunden zu tun. Auch arbeite die Telekom daran, mehr Störungsanrufe entgegennehmen zu können, so Niermeyer: "In der aktuellen Situation erreichen uns bis zu dreimal mehr Anrufe in sehr kurzer Zeit. Dies führt zu sehr hohen Wartezeiten, deren Auswirkungen sich auch in den kommenden Tagen noch bemerkbar machen werden. Bei vorübergehenden Ausfällen ist eine Störungsmeldung Ihrerseits nicht notwendig, da die Behebung automatisch in Gang gesetzt wird."

Telekom will an IP-Telefonie festhalten

Grundsätzlich hält die Telekom an der IP-Technologie aber fest: "Wir brauchen die IP-Technologie aus zwei Gründen", ist in dem Statement zu lesen. "Erstens müssen wir unser Netz weiterentwickeln, um Ihre Erwartung nach modernen Anwendungen und höherer Bandbreitenbedarf erfüllen zu können. Und zweitens wird die alte Technik nicht mehr lange von den Herstellern unterstützt, so dass sie sich in großen Schritten ihrem Lebensende nähert." Die Telekom pocht auf das Verständnis der Kunden. "So ein Mammutprojekt ist natürlich mit Risiken und Schwierigkeiten verbunden. Aber unser Anspruch ist es, Ihnen auch mit IP immer und überall das beste Netz zu bieten."

Am Ende des Statements gesteht die Telekom eine eigene Unzufriedenheit ein: "Seien Sie versichert, dass die Situation in den vergangenen Tagen nicht unserem Verständnis von technischer Verfügbarkeit unserer Netze entspricht." Die Kunden sehen das ähnlich. Einige haben in sozialen Netzwerken bereits angekündigt, nicht den vollen Monatsbeitrag an die Telekom bezahlen zu wollen.

(dafi)
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