Einsteigerset im Test Medion Smart Home kann nicht ganz überzeugen

Düsseldorf · Smart Home ist allerorten, im Elektronikmarkt, im Baumarkt und sogar im Supermarkt werden die schlauen Systeme zur Hausüberwachung und -steuerung angeboten. Auch Medion hat nun einen Smart-Home-Baukasten im Angebot. Den haben wir uns angeschaut.

 Unser Test-Set: Das große Einsteigerpaket.

Unser Test-Set: Das große Einsteigerpaket.

Foto: Medion

Was ist dabei? In unserem Testpaket befindet sich natürlich die Zentrale, außerdem ein Rauchmelder, ein Bewegungsmelder, ein Erschütterungssensor, der eingeschlagene Scheiben melden soll, ein Wettersensor, ein Heizkörperthermostat, Tür-/Fensterkontakte sowie ein Zwischenstecker und eine IP-Kamera. Zusätzlich hat Medion noch eine steuerbare LED-Glühlampe mitgeschickt.

Wie klappt der Aufbau? Als erstes muss die passende Medion-App auf einem iPhone oder Android-Gerät installiert und darin ein Konto angelegt werden. Dann wird die Zentrale eingerichtet. Sie benötigt eine WLAN-Verbindung zum Router. Sobald die vorhanden ist, können andere Komponenten in das Smart-Home-Netz eingebunden werden.

Beim Aufstellen der Zentrale offenbart sich der erste Schwachpunkt des Medion-Systems: Die einzelnen Sensoren werden alle per Bluetooth mit der Zentrale verbunden, bedeutet: Die gekoppelten Geräte dürfen maximal zehn Meter von der Zentrale entfernt sein - unter guten Bedingungen. In einer Wohnung sollte das klappen, in einem Einfamilienhaus über mehrere Etagen gibt es schnell Verbindungsprobleme. Mit einer zusätzlichen Zentrale kann dieses Problem umgangen werden, doch die müsste natürlich extra dazugekauft werden.

Hinzugefügt werden die einzelnen Smart-Home-Komponenten dann über die App. Man wird Schritt für Schritt durch den Prozess geführt, das klappt soweit auch gut. Doch auch hier offenbart sich ein Schönheitsfehler:

Jedes Gerät hat zur Identifizierung einen Pin, der auf einem kleinen Aufkleber steht. Richtet man etwa den Erschütterungssensor ein, heißt es, man solle diesen am Einsatzort platzieren, in diesem Fall aufkleben. Sinnvollerweise befestigt man diesen in der oberen Ecke einer Fensterscheibe. Dann startet man die Kopplung mit der Zentrale - und soll abschließend den Pin eingeben. Der klebt aber so auf dem kleinen Sensor, dass man diesen vorher wieder von der Scheibe ablösen muss. Besser wäre es also, die Pin-Eingabe an den Anfang des Prozesses zu stellen.

Wie funktioniert das System? Die einzelnen Sensoren schicken ihre Meldungen aufs Smartphone, etwa wenn ein Fenster oder eine Tür geöffnet wurde, wenn der Bewegungsmelder etwas registriert oder der Rauchmelder starken Qualm wahrnimmt.

Es lassen sich in der App Szenarien einrichten. Löst beispielsweise der Türkontakt an der Haustür aus, wird über den Zwischenstecker eine Lampe eingeschaltet. Leider lassen sich dafür nur feste Zeiträume einrichten. Andere Systeme haben in den Türkontakt einen Lichtsensor integriert, so dass die Lampe nur dann eingeschaltet wird, wenn es auch wirklich dunkel ist, etwa weil die Rollladen heruntergelassen sind oder es im Winter früher dunkel wird.

Test: Devolo Home Control - Smart Home aus dem Baukasten
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Devolo Home Control im Test - Smart Home aus dem Baukasten

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Foto: MATTHIAS CAPELLMANN

Der "Wetterstation" genannte Sensor kann nur im Haus eingesetzt werden. So lässt sich etwa die Heizung regeln, wenn es zu warm oder kalt wird oder man bekommt einen Hinweis, dass die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zu hoch ist. Bei dem Namen hätte man sich aber auch einen Einsatz im Freien gewünscht. Dann könnten Blumenfreunde etwa vor drohendem Frost gewarnt werden.

Schön wären auch etwas feinere Einstellmöglichkeiten. So meldet der Fensterkontakt zwar ein offenes Fenster, hilfreich wäre die Möglichkeit, einen weiteren Hinweis zu bekommen, wenn das Fenster beispielsweise länger als 30 Minute offen steht, etwa weil man nach dem Lüften vergessen hat, es wieder zu schließen.

Welche Erweiterungsmöglichkeiten gibt es? Zwar hat Medion bereits weitere Komponenten angekündigt, darunter eine Außensirene, eine Fernbedienung oder eine farbige LED-Leuchte, doch handelt es sich um ein geschlossenes System. Komponenten anderer Hersteller können nicht integriert werden. Mitbewerber Devolo zum Beispiel setzt bei seinem Home Control genannten System (hier unser Test) auf den offenen Z-Wave-Standard.

Das erlaubt nicht nur den Einbau von fremden Sensoren, sondern senkt auch den Stromverbrauch drastisch. Die Bluetooth-Geräte müssen trotz energiesparendem LE-Standard ständig Kontakt halten. Schon nach knapp vier Wochen Testdauer kommt etwa bei der Wetterstation bereits eine Batteriewarnung.

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Foto: dpa, tsn sir

Fazit: Für 349 Euro (unser Testpaket) bekommt man ein umfangreiches Set an Smart-Home-Komponenten, die sich dank der übersichtlichen App auch gut installieren und verwalten lassen. Die genannten Nachteile des geschlossenen Systems und der Bluetooth-Technik sind allerdings nicht unerheblich. Aktuell sollte man auf jeden Fall vor einem Kauf Alternativen, etwa mit dem genannten Z-Wave-Standard oder dem ebenfalls offenen ZigBee, zum Vergleich heranziehen.

(csr)
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