Home Control im Test Smart Home von Devolo - einfach, mit ein paar Schwächen

Düsseldorf · Wohnen Sie schon in einem Smart Home? Das ist ungemein praktisch, alles wird sicherer und komfortabler. So die Versprechen in der Werbung. Wir haben uns das Smart-Home-System Home Control von Devolo einmal angeschaut.

Test: Devolo Home Control - Smart Home aus dem Baukasten
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Devolo Home Control im Test - Smart Home aus dem Baukasten

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Foto: MATTHIAS CAPELLMANN

Devolo aus Aachen ist bekannt für seine Powerline-Adapter, mit denen das Internet im Haus über die Stromleitung verteilt wird. Auf diese Technik setzt auch das Smart-Home-System des Herstellers. Mit Smart-Home-Geräten lassen sich Dinge im Haus automatisieren, Einbrecher können abgeschreckt oder Alarme ausgelöst werden, etwa wenn die Waschmaschine im Keller ausläuft.

Das Starterpaket besteht aus der Zentrale, einer steuerbaren Steckdose und einem Türkontakt. Hört sich erst einmal etwas mager an, doch mit den drei Komponenten lässt sich bereits mehr anfangen, als zunächst gedacht.

Ist bereits ein Powerline-Netzwerk vorhanden, reicht es, die Zentrale in irgendeine Steckdose im Haus zu stecken. Falls nicht, muss das Herzstück in der Nähe des Internet-Routers platziert und über ein LAN-Kabel mit diesem verbunden werden. Das geht sehr einfach über die Bühne.

Um die einzelnen Komponenten an der Zentrale anzumelden, muss man sich erst bei Devolo online registrieren. Durchaus ein Kritikpunkt, da es bei anderen Herstellern auch ohne solch ein Konto geht. Zumal Devolo nicht nur eine Nutzerkennung und ein Passwort, sondern Daten wie Adresse und Geburtsdatum haben möchte.

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Ist die Registrierung erledigt, können die Steckdose und der Türkontakt (und natürlich auch andere Komponenten) über den Browser zum System hinzugefügt werden. Das geht im Idealfall sehr einfach: Auf "Gerät hinzufügen" klicken, den Plastikstreifen aus dem Batteriefach ziehen - und wenige Sekunden später ist das Gerät einsatzbereit. Dann kann noch ein Name, Einsatzort und ein Symbol vergeben werden. Fertig.

Etwas hakelig wird es, wenn das Gerät bereits einmal im System angemeldet war oder die Erstanmeldung fehlgeschlagen ist. Dann muss beispielsweise beim Türkontakt ein sehr kleiner schwarzer Nippel auf der Rückseite dreimal innerhalb von 1,5 Sekunden gedrückt werden, um das Gerät zurückzusetzen. Das klappt garantiert nicht beim ersten Mal.

Sind dann aber alle Komponenten angemeldet, ist die Kreativität des Smart-Home-Besitzers gefragt, dann müssen Regeln angelegt werden. Der Test zeigt: Dazu muss man sich erst einmal in das System hinein- und auch um ein paar Ecken herumdenken.

Anfangs führt das zum Beispiel zu: "Wenn die Tür aufgeht, dann schicke eine Nachricht auf mein Handy". Oder man aktiviert in der App die Steckdose und, tadaaa, eine Lampe geht an. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich spannend.

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Foto: afp, js

Weil beispielsweise der Türkontakt nicht nur ein Türkontakt ist, sondern in ihm auch ein Temperaturfühler und ein Helligkeitssensor stecken, kommt man später etwa auf folgende Regel: "Wenn die Tür aufgeht und die Helligkeit unter 15 Prozent liegt, dann aktiviere die Steckdose" (und damit die eingesteckte Lampe). Bedeutet: Kommt man im Dunkeln nach Hause und macht die Tür auf, geht das Licht an. Praktisch.

Oder man befestigt den Türkontakt an einem Fenster und regelt dann: "Wenn das Fenster auf geht, schicke eine Nachricht aufs Handy" und "Wenn das Fenster länger als eine halbe Stunde offen steht, dann schicke eine weitere Nachricht aufs Handy". So vergisst man beispielsweise nicht, ein zum Lüften geöffnetes Badezimmerfenster wieder zu schließen.

Über den Punkt Zeitsteuerung lassen sich - wie der Name schon vermuten lässt - einzelne Gerät zeitgesteuert an- und ausschalten.

Zusätzlich lassen sich sogenannte Szenen anlegen. Hier können Geräte, Regeln und Zeitsteuerungen zusammengefasst werden. Für eine Szene kann ein Link generiert werden, der, einmal aufgerufen, die Szene aktiviert. Dieser lässt sich beispielsweise auch beim Online-Automatisierungsdienst IFTTT verwenden.

Mittlerweile ist die Zahl der Komponenten für das Devolo Home Control ordentlich angewachsen. So gibt es einen Rauchmelder, eine Indoor-Sirene, Bewegungsmelder, Thermometer, Luftfeuchtemelder, Heizungsthermostate, einen Wassermelder, Schalter, die auf die Wand geklebt werden können, oder auch eine Fernbedienung im Autoschlüssel-Design.

Viele der Komponenten können für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. So kann die Indoor-Sirene mit dem Wassermelder verknüpft werden und im Falle einer auslaufenden Waschmaschine im Keller mächtig laut Alarm schlagen. Gleichzeitig kann sie aber auch mit einem dezenten Klingelton auf das zu lange offen stehende Badezimmerfenster hinweisen.

Um auch in einem größeren Haus die Verbindung zur Zentrale nicht abreißen zu lassen, haben Komponenten, die in die Steckdose gesteckt werden, einen eingebauten Extender. So kann der Empfangsbereich der Zentrale deutlich erweitert werden.

Die Funkverbindung zwischen den einzelnen Bauteilen erfolgt übrigens im weit verbreiteten Z-Wave-Standard. Das erlaubt einerseits das Einbinden von Komponenten anderer Hersteller (beispielsweise Philips-Leuchten aus der Hue-Serie). Zum anderen ist der Energieverbrauch sehr gering. Die Knopfzellen in Bauteilen wie Türkontakt oder Bewegungsmelder sind in unserem Test auch nach über einem Monat noch randvoll.

Ein Wort noch zur Devolo-App: Da muss der Hersteller nochmal ran, die Bedienung übers Smartphone ist sehr umständlich. In der normalen Ansicht lässt sich kaum etwas einstellen oder regeln. Auch hat die App noch einige Bugs, so kann etwa auf dem Bildschirm oft nicht nach unten gescrollt werden.

Wechselt man zur "Vollversion"-Ansicht (für PC oder Tablet optimiert), können zwar theoretisch alle Einstellungen gemacht werden, die komplette Seite ist auf dem kleinen Display dazu jedoch zu unübersichtlich.

Um unterwegs über Alarme, ausgelöste Türkontakte oder Wassermelder informiert zu werden, kann eine von drei Benachrichtigungsfunktionen ausgewählt werden: Mail, SMS oder Push-Nachricht. Wirklich sinnvoll ist nur die Push-Funktion. Bei Mails besteht die Gefahr, dass man sie zu spät sieht, für Benachrichtigungen per Kurzmitteilung muss ein SMS-Paket bei Devolo gekauft werden.

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Foto: dpa, abl

Fazit: Home Control von Devolo besticht durch seine unkomplizierte Installation. Dazu ist kaum technisches Know-How notwendig. Die zahlreichen Komponenten aus einer Hand versprechen ein gutes Zusammenspiel der Bauteile. Wegen des verbreiteten Z-Wave-Standards können aber auch Smart-Home-Produkte anderer Hersteller integriert werden.

Auch wenn Devolo laufend neue Komponenten auf den Markt bringt, fehlt bislang ein Hauptbestandteil eines Smart Homes: eine Kamera. Es gibt zwar eine IP-Kamera von Devolo, die lässt sich aber nicht in Home Control integrieren.

Was nicht gefällt, ist die App, wegen der geschilderten Schwächen. Hier sollte Devolo schnell nachbessern. Ein nettes Feature in der App ist das Haustagebuch. Hier wird für "Heute", "Gestern" und "Vorgestern" jegliche Meldung und Schaltung im System chronologisch aufgeführt. Leider sieht man jedoch nur die drei genannten Tage. Hier sollte Devolo alle Daten verfügbar machen.

Bei allen Vorteilen hat das System eine Schwäche, das ist der Umgang mit den Nutzerdaten. Klar, die liegen laut Devolo geschützt auf deutschen Servern - aber sie liegen eben nicht beim Nutzer. Warum der Anbieter ein System mit Online-Konto gewählt hat, wird nicht klar. Im Netz wird hier und da gemunkelt, so halte man sich die Option offen, den Dienst eines Tages womöglich kostenpflichtig zu machen.

Wen die Datenweitergabe an Devolo nicht stört, der bekommt mit Home Control ein solides, vielfältig zu konfigurierendes und wegen des Z-Wave-Standards zukunftssicheres Smart-Home-System.

Update 8. Juli: Devolo hat angekündigt, künftig auf die Erhebung der Daten bei der Anmeldung zu verzichten. Das erklärte ein Sprecher gegenüber RP Online. Die Angabe von Name und genauer Adresse sei dann optional. Um ein künftiges Feature mit Sonnenauf- und -untergangszeiten zu nutzen, reiche es dann aus, die Postleitzahl einzugeben. Das Geburtsdatum werde aber weiter als Sicherheitsabfrage benötigt, wenn der User sein Passwort vergessen habe. Die Änderungen sollen in den kommenden Monaten eingeführt werden. Die vielfach kritisierte App soll, so der Sprecher, komplett neu gestaltet werden.

(csr)
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