Kein Verkauf vor 2015 Der Traum von Google Glass ist ausgeträumt

Düsseldorf · Erinnern Sie sich noch an Google Glass? Die Datenbrille von Google ist vor mehr als zwei Jahren vorgestellt worden - doch auf dem Markt ist das Gerät noch nicht zu haben. Immer wieder ist ein offizieller Start verschoben worden. Selbst von Kritikern ist in letzter Zeit erstaunlich wenig zu hören gewesen.

 Google-Gründer Sergey Brin lässt die Google-Brille mittlerweile öfter mal liegen.

Google-Gründer Sergey Brin lässt die Google-Brille mittlerweile öfter mal liegen.

Foto: ap, Jeff Chiu

Das Interesse an Google Glass sinkt. Deutlich wird dies schon am Google-Gründer Sergey Brin. Hat er in der Vergangenheit keine Gelegenheit ausgelassen, die Datenbrille in der Öffentlichkeit zu tragen, ist er jetzt ohne Google Glass bei einem Event aufgetaucht. Beobachter stellen sich deswegen die Frage: Wollte Google die Brille nicht schon längst auf den Massenmarkt gebracht haben?

Auch die Nachrichtenagentur Reuters interpretiert im Verhalten von Glass-Fan Sergey Brin ein Abkühlen seines Interesses an diesem neuen Produkt. Hinzu kommen Berichte von Entwicklern, die es mitterweile aufgegeben haben, Anwendungen für Google Glass zu programmieren.

Weiterhin können nur Entwickler oder ausgewählte Test-Nutzer die Brille kaufen. Der öffentliche Produkt-Test dauert mittlerweile fast zwei Jahre. Selbst die unermüdlichen Datenschützer haben sich zuletzt lieber mit anderen Themen beschäftigt.

Einen konkreten Start für den Verkauf von Google Glass gibt es weiter nicht. Ein Sprecher des Konzerns betonte gegenüber Reuters, dass es 2015 losgehen kann. Allerdings erst dann, wenn das Produkt technisch ausgereift ist.

Google hat kein gutes Timing

Googles Traum von einem Gerät, welches alle Menschen auf ihrer Nase tragen, ist vorerst am Timing gescheitert. Der Spannungsbogen zwischen Präsentation und tatsächlichem Verkauf konnte nicht gehalten werden. Technische Defizite scheinen unüberwindbar. Vielleicht sind die Bauteile noch zu groß und deren Leistung, wie die des Akkus, noch zu schwach. Wer mit der Entwickler-Version von Google Glass viel filmt oder photographiert, hat sehr schnell einen leeren Akku. Auch der Akku des Smartphones wird bei bestimmten Anwendungen in Mitleidenschaft gezogen, da die Geräte für Verbindungen mit dem Internet gekoppelt sein müssen. Da halten selbst die Smartwatches länger.

Google Glass - neue Modelle vorgestellt
10 Bilder

Google Glass - neue Modelle vorgestellt

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Foto: ap, John Minchillo

Selbst technikfreundliche Konsumenten sind noch nicht überzeugt, warum sie sich Google Glass zulegen sollten. Die schlagenden Argumente haben in den letzten zwei Jahren nicht die Runde gemacht. Auch wenn die Erwartungen bisher anders waren, hat Google Glass unter den aktuellen Vorbedingungen nicht das Zeug für den Massenmarkt.

In hochspezialisierten Bereichen sieht das aber anders aus: Reuters berichtet von dem Test einer Firma, die Chirurgen in 19 US-Krankenhäusern mit Google Glass ausstattet, damit die Geräte bei medizinischen Geräten weiterhelfen können. Die Tests sollen wegen guter erster Ergebnisse auf 100 Krankenhäuser ausgeweitet worden. Auch in anderen Berufszweigen gibt es erfolgreiche Tests rund um den Einsatz von Google Glass.

Wie Timing funktioniert zeigt Apple. Als Google Glass angekündigt wurde, gab es schon Gerüchte zur Apple Watch. Erst etliche Monate später hat Apple das neue Produkt vorgestellt - nur wenige Monate vor dem Verkaufsstart. Beide Ideen stammen aus der gleichen Zeit. Auch wenn Apple Watch jetzt noch nicht auf dem Markt ist, ist das öffentliche Interesse riesig. Über Google Glass kann das nicht mehr behauptet werden - dem Produkt ist unterwegs die Luft ausgegangen.

(dafi)
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