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#firstworldproblems Wie Twitter-Nutzer die Welt besser machen wollen

Düsseldorf · Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie groß Ihre Probleme tatsächlich sind? Der Twitter-Hashtag #firstwordproblems befasst sich mit genau dieser Frage und liefert eine beruhigende Erkenntnis: Wir wissen, dass es uns gut geht. Unicef will sich dies zu Nutze machen.

Wer kennt sie nicht, die kleinen Probleme, die eigentlich keine sind: Die Fernbedienung am anderen Ende der Couch oder das offene Ende bei der Lieblingsserie — viele solcher Nichtigkeiten sind die Ärgernisse unseres Alltags. Ein guter Kanal um seinem Ärger Luft zu machen, ist heutzutage das Internet. Auf Twitter erfreuen sich diese "Probleme der ersten Welt" im Moment ganz besonderer Beliebtheit.

Der Shuffle spielt nicht die Musik die ich brauche. Zum Play list erstellen bin ich zu faul. #firstworldproblems

Unter #firstworldproblems sind Posts von Nutzern zusammengefasst, die sich auf ironische Weise mit ihrem Alltag auseinandersetzen und dabei mehr oder weniger unfreiwillig auf das aufmerksam machen, was sie als die "echten Probleme" unserer Zeit bezeichnen würden.

Spezielle Vorgaben gibt es nicht. Die unter dem Hashtag zusammengefassten Gedankengänge sind allen nur denkbaren Situationen des privaten und öffentlichen Lebens entnommen. So beschwert sich ein User zum Beispiel darüber, dass er sein Kissen vor dem Schlafen immer wieder umdrehen muss, bis es die richtige Temperatur hat. Ein anderer berichtet von dem Problem, dass er sich nicht entscheiden kann, ob er sich nun rasieren soll oder nicht, und ein dritter Nutzer regt sich gar darüber auf, dass er zu viele Mac-Books besitzt.

Ich dreh mein Kissen jeden Abend gefühlte 43 mal um bis es die richtige Temperatur hat und ich schlafen kann #firstworldproblems


So ganz ernst gemeint ist das natürlich nicht. Doch auch wenn sicherlich bei einigen Usern der Gedanke dahinter steht, ihren Followern einen möglichst witzigen Beitrag zu präsentieren, geht es den meisten Nutzern wohl in erster Linie darum zu zeigen, dass die meisten Probleme, die uns beschäftigen, eigentlich keine sind.

Aus diesem Grund ist der Hashtag mittlerweile auch als Gelegenheit begriffen worden. Längst haben Hilfsprojekte und Organisationen wie "My Arms Wide Open" oder "Unicef" #firstworldproblems für sich entdeckt. Sie nutzen den Hype um das Schlagwort um auf tatsächliche Misstände aufmerksam zu machen.

Stressing over what to buy Great Aunt Gladys for Christmas? #firstworldproblems #givegood http://t.co/cowvtbOz

"Wir betrachten Hashtags zwar nicht als Ersatz für konkrete Aktionen", sagte Silke Fröndhoff von Unicef Deutschland auf Nachfrage unserer Redaktion. "Aber wir setzten sie vor allem für Kampagnen-Themen ein, die über einen längeren Zeitraum aktuell bleiben, wie zum Beispiel #NoLostGeneration, #SouthSudanNow oder #BringBackourGirls."

Die Beiträge lassen einen nicht nur schmunzeln und nachdenklich werden, sie haben auch noch einen anderen Effekt, eine normative Funktion: Sie zeigen, dass die Internetnutzer von heute dazu in der Lage sind, ihr Medium selbstreflektierend zu gebrauchen. Die Erkenntnis: Auch die Generation Internet weiß offenbar das zu schätzen, was sie hat.

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