Selbstdarstellung im Internet Und welcher Profilbild-Typ bist Du?

Düsseldorf · Das Profilbild gehört zum Standard-Rüstzeug im Internet. In sozialen Netzwerken stellen wir uns damit vor. Diese eine Aufnahme prägt den ersten Eindruck. Sie soll ein Bild von unserem Ich vermitteln. Das Profilbild ist die soziale Visitenkarte des Internets. Dabei gibt es erstaunliche Parallelen. Das zeigt der Bildband "Social Network Photography".

Wer sich im sozialen Web beteiligt, stellt sich und das, was er von sich preisgeben möchte, gerne in einem persönlichen Profil dar. Für den ersten Eindruck sorgt das Foto. Es repräsentiert den Typen, so wie der User ihn gerne im Netz darstellen möchte. Wie authentisch das ist, wie sehr sich diese Internet-Persönlichkeit von der realen unterscheidet, spielt zunächst nur eine untergeordnete Rolle.

Das Profil-Foto ist dabei eines der wichtigsten Instrumente, diese Persönlichkeit darzustellen. Für Sabine Irrgang und ihre Co-Autorin Laura Piantoni war das Anlass genug, sich mit diesem weltweiten Phänomen intensiv zu beschäftigen. Sie sammelten in drei Jahren Selbstporträts aus dem Netz. Aus der irrsinnigen Flut von Bildern (insgesamt 1 Million) wählten sie 320 aus. Sie zeigen eine neue globale Kultur, zusammengebaut mit Hilfe von Porträts aus insgesamt 80 Ländern.

Armlänge-Typ, Umgebungs-Typ, Verfremdungs-Typ

Dabei gibt es erstaunliche Gemeinsamkeiten. Die Autorinnen haben Muster entdeckt, nach denen sie ihr Bilder-Destillat sortierten. So individuell sich Web-Nutzer mit ihren Porträts augenscheinlich auch geben möchten, so sehr legen sie identische Verhaltensmuster an den Tag.

Das Buch ist entsprechende Kapitel gegliedert: Es beginnt mit denen, die sich vor allem mit dem ausgestreckten Arm fotografieren , es folgen die Typen, die eigentlich nur ihr Spiegelbild mit der Kamera festhalten.

Mein Teddy, das bin ich

Geht es bis dahin um Techniken, setzt sich der Band im Folgenden mit Charakterisierungs-Instrumenten auseinander. Es ist erstaunlich, was in einem einzigen Bild an Stilmitteln und trickreichem Beiwerk verwendet wird, um die Person darauf näher zu umschreiben.

Manche legen Wert auf eine stilvolle Umgebung, andere halten ihren Teddybär oder das Schmusehündchen vor die Linse. Beliebt sind außerdem Verfremdungen mit Hilfe von Bildbearbeitung. User verorten sich so bis ins Raumschiff im Weltall.

Manchmal irrwitzig witzig

Mitunter sind dabei schreiend komische Selbstporträts die Folge. Manchmal mit Absicht, manchmal wohl ohne. Ein Brite der sich über das Essen definiert, ein Franzose, der sich mit herablassendem Blick am Steuer seines Autos ablichtet, ein Österreicher, der sich neben einer Toilette versteckt.

Unwillkürlich drängt sich dem Betrachter dabei die Frage auf, welchen Profilbild-Typus er denn wohl vertritt und mit wem aus der Bilderserie er sich wohl am ehesten vergleichen kann. Das Buch lässt seine Leser so gewissermaßen vor den Spiegel treten. Er schaut auf die Ich-Kultur der Moderne.

(pst)
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