Internet und Telefon betroffen Dritte Panne bei Unitymedia in kurzer Zeit

Köln/Düsseldorf · Tausende Kunden beschwerten sich in sozialen Netzwerken. Dabei fiel das Netz schon im Juli in Teilen von NRW aus.

 In diesen Bereichen melden laut AlleStörungen.de Kunden von Unitymedia einen Ausfall.

In diesen Bereichen melden laut AlleStörungen.de Kunden von Unitymedia einen Ausfall.

Foto: AlleStörungen.de

Die digitale Technik hat am Donnerstag erneut ihre Schwächen gezeigt: Während das noch existierende klassische, analoge Telefonnetz als sehr stabil gilt, brach beim Kölner Kabel-TV-Anbieter Unitymedia Kabel BW für mindestens drei Stunden die komplette Übertragung von Daten im Internetformat zusammen. Als Ergebnis konnten rund drei Millionen Haushalte am frühen gestrigen Vormittag ihren Online-Zugang nicht nutzen. Fast ebenso viele konnten nicht über das Festnetz telefonieren. "Das ist schon eine ungewöhnliche Netzpanne", meint der Telekommunikationsexperte Torsten Gerpott, Professor an der Universität Duisburg-Essen.

Unitymedia: Dritte Panne bei Unitymedia in kurzer Zeit
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Für Unitymedia ist der Vorgang peinlich. Noch am 24. Juli war das Netz in weiten Teilen von NRW ausgefallen. Dann konnten ab dem 10. August tausende Kunden viele TV-Sender wie auch den WDR nicht mehr empfangen, weil die Frequenzen der digital übertragenen Sender teilweise geändert worden waren - also riet das Unternehmen zum Neustarten der Empfangsgeräte. Und als Unitymedia Anfang August in Düsseldorf ein kostenloses Angebot für drahtloses Internet per W-Lan startete, klappte die Einwahl an vielen Standorten nicht.

Wegen der neuen Panne brach eine Welle von Hohn und Spott im Internet über den aus den USA gesteuerten Konzern zusammen - eingegeben wurde die Kritik über Twitter oder Facebook wohl meistens per Smartphone. Bis zu 6000 Haushalte meldeten gleichzeitig Netzauffälle beim Online-Portal "Allestörungen.de".

Man habe die Technik wohl "überhaupt nicht im Griff", meinte ein Nutzer bei Facebook. "Ich bereue es, gewechselt zu haben", schrieb eine Kundin aus Ahaus. "Das wird echt zu viel, da bei uns häufiger der Fall", ergänzte eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Düsseldorf. Und eine Selbstständige aus Köln will ihren Rechtsanwalt einschalten. Unitymedia meint dazu, es gäbe "in der Regel keinen Preisnachlass". Die Bundesnetzagentur erklärt, es gäbe "kein Recht auf störungsfreien Betrieb eines Anschlusses" - Schadenersatz ist also schwer zu bekommen.

Dabei sind die technischen Schwächen nur ein Problem. So berichtet Miriam Rusch-Rodosthenous von der Verbraucherzentrale NRW, es würden sich häufig Kunden beschweren, weil die Preise nach einer Eingangsphase von einem Jahr oft um bis zu zehn Euro im Monat ansteigen. "Bei den Tarifen müssen die Kunden in der ganzen Branche vorsichtig sein", sagt sie, " Es werden häufig günstigere Preise beworben als langfristig gelten."

Bei zwei Produkten läuft es wohl besonders schlecht: Unitymedia vermarket auch Mobilfunk - aber die Kundenzahl wird geheimgehalten. Als Allround-Angebot von Filme-Angebot, Telefonie und Internet soll die vom Mutterkonzern Liberty entwickelte Horizon-Box vertrieben werden. Aber mittlerweile steht der Münchener Pay-TV-Sender Sky im Mittelpunkt des Horizon-Paketes. Gerpott dazu: "Horizon ist als eigenständige Vermarkungsplattform weitgehend gescheitert. Jetzt ist es überwiegend eine Plattform zum Weiterverkauf von Sky."

Trotz solcher Probleme setzt Vorstandschef Lutz Schüler auf weiteres Wachstum. Vor wenigen Wochen holte er Dieter Vorbeck als neuen Technikchef in die Firma - der soll nun erneute Netzausfälle verhindern. Außerdem hat Unitymedia eine Riesenstärke: Weil die Kabel-TV-Netze ein Übertragungstempo von bis zu 200 Megabit erlauben, sind sie für den reinen Online-Konsum besser geeignet als die DSL-Netze der Telekom und ihrer Untermieter Vodafone, United Internet oder Telefonica.

(RP)
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