Viele Nutzer mit Accounts überfordert Verbraucherschützer fordern Lösch-Button für Internet

Berlin · Soziale Netzwerke, Online-Shops, Banking - das Internet nimmt immer mehr Raum im Leben der Deutschen ein. Und manch einer hat so viele Accounts, dass er den Überblick verliert, wo denn überhaupt. Dementsprechend sind auch zwei Drittel der Internetnutzer mit dem Löschen ihrer persönlichen Daten im Netz überfordert, wie eine aktuelle Umfrage ergab.

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Foto: dapd

Die Umfrage wurde im Auftrag der Verbraucherzentrale Bundesverband erstellt. Die Verbraucherschützer fordern nun, verbraucherfreundliche Vorgaben zur Löschung von Nutzerkonten gesetzlich zu verankern. Beispielsweise könnte ein zentraler Button auf der Internetseite das Löschen der Daten möglich machen.

Jeder zweite Internetnutzer fand laut Studie erst nach längerem Suchen die Möglichkeit, sein Internetkonto zu löschen. Besonders mit zunehmenden Alter würden die Schwierigkeiten bei den Nutzern steigen. Nur jeder dritte Befragte sprach dagegen davon, dass das Löschen der eingegebenen Daten einfach sei.

Zum Teil keine Möglichkeit zum Löschen

Im Auftrag der Verbraucherschützer hatte das Meinungsforschungsinstitut Aris mehr als 1000 Personen ab 14 Jahren befragt. Anlass zur Studie waren zahlreiche Beschwerden von Verbrauchern, die kritisierten, dass ihre Privatsphäre im Internet nicht ausreichend geschützt werde.

Neben der Umfrage stellte der Verband eine Marktstudie zur "Löschung von Accounts und Kundendaten" vor. Diese untersuchte auf 19-Online-Plattformen, darunter Facebook und Amazon, welche Probleme es für Internetnutzer beim Löschen der Konten geben kann. Auf sechs Plattformen waren die Löschmöglichkeiten in den Konto-Einstellungen oder Profilinformationen enthalten.

"Die meisten Verbraucher gehen davon aus, dass sie dort ihre Angaben zur Privatssphäre ändern können", erklärte Cornelia Tausch, Leiterin des Fachbereichs Wirtschaft und Internationales beim Bundesverband. Auf vier Plattformen war jedoch keine Möglichkeiten zum Löschen des Accounts vorhanden.

Umständlich sei auch, erst über eine E-Mail oder mithilfe eines Webformulars sein Konto löschen zu können, kritisierte Tausch. Daher forderten die Verbraucherschützer einen zentralen Löschbutton auf den Startseiten zu verankern.

Initiative des Bundesrates

Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, kritisierte, dass die Voreinstellungen vieler Produkte und Dienste nicht datenschutzfreundlich gestaltet seien. Bereits im März dieses Jahres hatte der Bundesrat auf Initiative Hessens einen Entwurf zur Änderung des Telemediengesetzes vorgelegt. Der Bundestag lehnte dies jedoch ab, da in Brüssel dazu eine EU-Regelung erarbeitet werden solle.

Billen erklärte es für "inakzeptabel", dass sowohl der Bundeswirtschaftsminister als auch der Innenminister beim Thema Datenschutz "auf die Bremse treten" würden. Bei der Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner halte er das Thema dagegen für besser aufgehoben.

(das/csr)
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