Youtube-Hit Love Has No Labels Skelett-Video führt Menschen Vorurteile vor Augen

Los Angeles · Ein Youtube-Video bewegt das Netz: Eine Leinwand zeigt zwei sich küssende Skelette. Die anwesende Menge rätselt. Was steckt dahinter? Die Antwort lässt schmunzeln und macht gleichzeitig nachdenklich.

 Zwei Skelette küssen sich. Doch welche Menschen stecken hinter den Röntgenbildern?

Zwei Skelette küssen sich. Doch welche Menschen stecken hinter den Röntgenbildern?

Foto: Youtube

Das Video "Diversity & Inclusion" mausert sich zu einem echten Netz-Phänomen. Schon 26 Millionen Mal wurde das Youtube-Video binnen 48 Stunden aufgerufen. Dabei beginnt es eigentlich vollkommen unspektakulär: Eine Menschenmenge steht rätselnd auf einem Platz. Sie blickt auf eine Leinwand. Darauf zu sehen sind Röntgenaufnahmen zweier Menschen, die sich küssen — nett, aber eigentlich nicht sonderlich spannend.

Dann kommt jedoch etwas Bewegung in die ganze Angelegenheit. Das offensichtlich verliebte Paar auf dem Bildschirm löst sich voneinander. Das eine Skelett marschiert zum linken Rand der Leinwand, das andere zum rechten. Das linke Skelett ist schneller. Bevor es allerdings aus dem Bildschirm heraustritt, zögert es etwas. Spannung kommt auf.

Überraschungseffekt

Zum Vorschein kommt eine junge Frau, blond, charmantes Lächeln. Die Menge reagiert verhalten: Die Frau ist hübsch, keine Frage, doch hatten alle Anwesenden offensichtlich etwas Spektakuläreres erwartet. Das zweite Skelett nähert sich dem Rand. Alle Augen richten sich nach rechts. Auch eine Frau, frecher Kurzhaarschnitt und ebenfalls ein strahlendes Lächeln. Neben den Damen ploppt ein Schriftzug auf: "Love Has No Gender" ("Liebe kennt kein Geschlecht"). Nun erhebt sich Jubel. Doch wieso eigentlich?

Wenn man als Zuschauer ehrlich zu sich selbst ist, ist diese Reaktion relativ einfach zu erklären. Den meisten Menschen wird bei Ansicht dieser Szene unweigerlich der Gedanke gekommen sein, bei dem zweiten Skelett müsse es sich um einen Mann handeln. Dass dem nicht so war, hat der Leinwand jetzt endgültig die Aufmerksamkeit gesichert. Man fragt sich: "Was wird wohl als nächstes passieren?"

Die nächsten beiden Skelette tanzen vergnügt hinter der schwarzen Leinwand, bevor sie sich offenbaren. Dieses Mal sind es zwar eine Frau und ein Mann, doch beide haben unterschiedliche Hautfarben. Ihr Slogan: "Love Has No Race", "Liebe kennt keine Rassen". Es folgen zwei kleine Mädchen, eines davon mit Behinderung. Der zugehörige Spruch: "Love Has No Disability", "Liebe kennt keine Behinderung".

Als nächstes taucht die "klassische Familie" auf dem Bildschirm auf: Drei Skelette, offenbar Vater, Mutter und Kind. Tatsächlich treten jedoch zwei Väter mit ihrem putzig zurechtgemachten Sohn hinter dem Bildschirm hervor. Auch bei ihnen heißt es: "Liebe kennt kein Geschlecht." In der Menge bricht abermals Jubel aus. Angesichts des offensichtlichen Tiefgangs dieser Aktion muss jetzt auch dem letzten Zuschauer klar werden, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat und eine Botschaft übermitteln will.

Unbewusste Vorurteile

Wer hinter der Aktion steckt, verrät die letzte Einstellung des Videoclips: Verantwortlich ist das "Advertising Council", eine US-amerikanische Non-Profit Organisation, die sich unter anderem dafür einsetzt, gesellschaftliche Vorurteile auszuräumen. Das Video soll zeigen, dass der Großteil unseres Denkens in unserem Unterbewusstsein abläuft. "Die meisten Amerikaner stimmen darin überein, das Menschen fair und mit Respekt behandelt werden sollten", heißt es auf der Website der Organisation. "Trotzdem berichten noch viele Leute in den USA, dass sie sich diskriminiert fühlen." Der Grund dafür sei, dass Diskriminierung auch unbeabsichtigt stattfinde.

Das Video soll auf dieses Problem aufmerksam machen. Die Organisation sieht in der Vergegenwärtigung von unbewussten Vorurteilen den ersten Schritt, um etwas dagegen zu unternehmen. Auf www.lovehasnolabels.com kommen Betroffene zu Wort. Außerdem werden dort Tipps gegeben, wie man Rassismus, Homophobie und anderen Herabwürdigungen im Alltag begegnen kann.

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