Systemkamera Olympus OM-D E-M10 im Alltagstest

Die Olympus E-M10 ist die neueste und kleinste in der OM-D Familie. Olympus stellt damit eine professionelle Systemkamera vor, die allerdings deutlich günstiger ist als ihre großen Schwestern. Ob sie allerdings mit der großartigen Qualität der E-M5 und E-M1 mithalten kann, wollten wir wissen und haben die E-M10 auf Herz und Nieren geprüft.

Olympus OM-D E-M10 im Test
15 Bilder

Olympus OM-D E-M10 im Test

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Getestet haben wir sie aber nicht im Labor, sondern draußen bei schönem und schlechtem Wetter, im Park, im Studio und in der Fußgängerzone. Wir haben die Olympus OM-D E-M10 ohne viele Worte in die Hand genommen. Gespickt haben wir diese Einschätzung mit den technischen Daten, ohne die ein solcher Test nicht auskommen kann.

Die E-M10 ist eine spiegellose Systemkamera. Man kann also das Objektiv wechseln, es ist aber keine Spiegelreflexkamera, da sie keinen Spiegel besitzt, der bei Auslösen hochklappt. Man sieht also nicht durch den Sucher über einen Spiegel durch das Objektiv, sondern hat einen elektronischen Sucher, der im Grunde ein zweiter Bildschirm ist. Und dieser elektronische Sucher ist richtig gelungen.

Gute Auflösung, wunderbar hell und mit allen Möglichkeiten ausgestattet, sich jede erdenkliche Information direkt bei der Bildkomposition anzeigen zu lassen. Wir haben nicht einmal mit dem auch hochauflösenden, klappbaren Touch-Bildschirm auf der Rückseite fotografiert. Der Sucher hat eine Bildabdeckung von 100 Prozent, was ein deutlicher Vorteil gegenüber den Konkurrenten der Spiegelreflexkameras im Einsteigersegment ist, die häufig nur rund 90 Prozent des Bildes abdecken.

Der 4/3'' Live MOS Sensor mit effektiven 16.1 Megapixeln kann ebenfalls mit aktuellen Spiegelreflexkameras mithalten. Es kommt also auf Autofokus und Bildqualität an, um zu entscheiden, ob die Olympus OM-D E-M10 mit aktuellen Spiegelreflexkameras mithalten kann.

Es gibt nicht wenige, die sagen, dass die beste Kamera die ist, die man immer dabei hat. Und die gut in der Hand liegt. Und da jede Hand anders ist, ist es schwer zu entscheiden, ob die Olympus OM-D E-M10 Ihnen gut in der Hand liegen wird. Wir waren jedenfalls wenig begeistert sie in der Hand zu haben. Zu kantig an manchen Stellen, zu rund an anderen. Die Knöpfe nicht so wie gewohnt angeordnet und selbst nach zwei Wochen intensiver Nutzung haben wir immer noch den An-Knopf gesucht. Aber das ist subjektiv.

Das Design ist jedenfalls eine gelungene Mischung aus Retroformen gepaart mit modernster Technologie. Die E-M10 ist kompakt und mit 500 Gramm (mit Standardobjektiv) auch durchaus handtaschentauglich. Gefertigt aus hochwertigem und grifffesten Kunststoff und Metall ist sie zwar nicht, wie die großen Schwestern Staub und Spritzwassergeschützt, wirkt aber dennoch robust.

Das Menü der OM-D-Familie wird häufig gelobt. Wir fanden es aber nicht besonders übersichtlich. Zwar hat es anders als viele Kameras von Nikon, Canon und Fujifilm eine klare Struktur, aber die Bezeichnungen waren zu Teil nicht ganz eindeutig und auch die verschiedenen Aufnahmemodi außer den Standards (M,S,A,P) erscheinen redundant.

Dennoch ist dies Meckern auf hohem Niveau, denn mit eingehender Beschäftigung wird einem das Menü und die generelle Steuerung dieser Kamera sicher leicht von der Hand gehen. Und man darf eben auch nicht vergessen, dass sich diese Kamera an anspruchsvolle Hobbyfotografen richtet oder an Profis, die nicht so viel Gewicht dabeihaben wollen. Da erwartet man auch einige Einstellmöglichkeiten mehr als bei der Knipse, die man im Supermarkt kaufen kann und die einfach Fotos macht.

Man kann mit der E-M10 sowohl RAW-Dateien, als auch JPGs machen. Man kann sogar beides auf einmal erstellen lassen. So hat man, wie bei einer Spiegelreflexkamera auch, die Möglichkeit hinterher noch weitreichende Bearbeitungen mit Lightroom, Photoshop oder einem anderen Bildbearbeitungsprogramm vorzunehmen. Aber man kann auch einfach JPGs ausgeben lassen, die so, wie sie aus der Kamera kommen, eine unglaubliche Qualität haben.

An diesem Punkt kommen wir durchaus ins Schwärmen. Die Fotos können durchaus nicht nur mit Spiegelreflexkameras der Einsteigerklasse mithalten, sondern reichen ebenfalls bis in die Mittelklassekameras wie der Nikon D600 oder der Canon EOS 6D hinein. Sicher gibt es Situationen, wo die Olympus mit diesen Kameras nicht mehr mithalten kann, im High-ISO-Bereich beispielsweise, aber ob man wirklich mit ISO 128.000 fotografieren muss, sei mal dahingestellt. Die Olympus OM-D E-M10 schafft jedenfalls ISO25600, auch wenn dann das Rauschen der Fotos schon ziemlich deutlich auffällt.

Die Olympus OM-D E-M10 hat ein eingebautes WLAN-Modul, über das sich die Kamera per Smartphone oder Tablet fernsteuern lässt. Das ist eine tolle Sache, da man so auch extreme Winkel und Orte fotografieren kann, die man mit dem klappbaren Display nicht mehr knipsen könnte.

Man denke an die Möglichkeiten Selfies in noch nicht gekannter Qualität zu machen, oder ganz klassisch das Gruppenbild mit der ganzen Familie oder dem Freundeskreis, wo bisher immer einer nicht auf dem Bild war, weil er den Auslöser drücken musste, oder ein komisches Gesicht machte, weil er schnell von der Kamera mit Selbstauslöser zurück ins Bild hetzen musste. Vorbei.

Mit dem Smartphone oder dem Tablet kann man an der Olympus alle Funktionen der Kamera selbst steuern und den Fotos dadurch sogar Geodaten zuweisen. Es wird durch die GPS-Funktion des Smartphones im Bild gespeichert, wo es aufgenommen wurde. Viele Fotoarchivierungsprogramme oder auch Fotodienste im Internet wie Flickr, 500px oder Picasa können diese Daten auswerten und so gleich eine örtliche Ordnung erstellen. Und man muss nicht mehr aus vielen Ordnern alle Bilder vom letzten Urlaub zusammensuchen.

Die App nennt sich etwas missverständlich Olympus Image Share und sie ist kostenlos im App-Store für iOS und im Play-Store für Android herunterzuladen.

Kaum eine digitale Kamera kommt heute ohne Videofunktion aus. Aber die Qualität unterscheidet sich dennoch sehr deutlich. Es gibt Kameras, die haben nur auch eine Videofunktion und es gibt Fotokameras, die können nur auch Fotos machen.

Die Videofunktion der Olympus OM-D E-m10 ist sehr ausgewogen und durchdacht gestaltet. Die Qualität ist nicht die höchste in diesem Segment, aber mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln Full-HD und somit sowohl für große Fernseher, als auch fürs Netz absolut geeignet. Wichtiger als die reinen Pixel sind aber die Funktionen, die bei einigen Kameras deutlich abgespeckt sind, im Vergleich zur Fotofunktion.

Olympus gibt der Videofunktion aber alle Möglichkeiten mit, die auch die Fotomodi besitzen: Bildstabilisierung, Art-Filter, alle Programmautomatiken bzw. manuelles Einstellen von Blende und Verschlusszeitvorwahl. Die Bildstabilisierung ist genauso wie beim Fotografieren der größte Unterschied zu den großen Schwestern der E-M1 und E-M5, da er nur drei Achsen stabilisiert, wohingegen es bei den beiden anderen Kameras fünf Achsen sind.

Das fällt in der Praxis aber wohl nur in extremen Situationen auf. Einzig der leichte Farbstich bei Videoaufnahmen fällt etwas negativ ins Gewicht, zumal die Videonachbearbeitung am PC etwas aufwendiger ist, als die Fotobearbeitung. Hier scheint der Weißabgleich nicht ganz so gute Arbeit zu leisten wie beim Fotografieren.

Olympus geht schon seit der ersten Olympus PEN den Weg, der auch Instagram zum größten Fotonetzwerk gemacht hat und bietet zu den normalen Programmmodi noch spezielle Art-Modi an. Sie heißen Pop Art, Soft Fokus, Blasse Farben, Weiches Licht, Monochrom Film, Lochkamera, Diorama, Crossentwicklung, Zartes Sepia, Dramatischer Effekt, Gemälde und Wasserfarben. Diese sind nicht zu überdreht, sondern (zum Teil) wirklich brauchbar.

Wer gerne Schwarz-Weiß fotografiert, seinen Bildern einen gewissen retro-chic geben möchte oder einfach mal mit Tilt-Shift rumexperimentieren möchte, ist mit der E-M10 gut beraten. Die Filter sehen gut aus, wenn auch aufgrund ihrer gewollt verändernden Wirkung natürlich nicht in jeder Situation, und erweitern die Palette an Möglichkeiten, die man hat, ohne nach dem Fotografieren noch stundenlang am Rechner Fotos zu bearbeiten.

Zudem kann man noch mehrere Bilder zu einem Bild als Collage mit verschiedenen Möglichkeiten kombinieren. Es fehlt allerdings eine vernünftige Panoramafunktion. Da das aber eine reine Softwarefunktion ist, rüstet Olympus hier vielleicht noch nach.

Die Olympus OM-D E-M10 ist mit rund 600 Euro sicherlich kein Schnäppchen und eher für ambitionierte Hobbyfotografen gedacht, die auch unterwegs eine hohe Qualität haben wollen. Zudem sind die Objektive für das Micro Four Thirds-System auch nicht gerade günstig. Aber für diesen Preis bekommt man auch wirklich eine gute Kamera.

Sie ist auf jeden Fall einen Blick wert, wenn man überlegt, sich eine Spiegelreflexkamera zuzulegen und braucht sich gegen diese auch nicht zu verstecken. Die Olympus E-M10 hat alle Spielereien und notwendigen Funktionen, die eine moderne Kamera mitbringen sollte, ein ansprechendes Design, ist nicht zu groß und schwer und mit dem überragenden Sucher ist Olympus ein großer Wurf gelungen.

(rr)
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