Korallen knipsen Tipps zum Fotografieren unter Wasser

Berlin/München · Die Schönheiten der Unterwasserwelt sind den Profifotografen vorbehalten - könnte man meinen. Doch mit wenig Aufwand schießen selbst Anfänger eindrucksvolle Motive im tiefen Blau. Ein um die Kamera gehüllter Gefrierbeutel reicht als Equipment aber nicht.

Apnoetauchen - wie ein Fisch im Wasser
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Apnoetauchen - wie ein Fisch im Wasser

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Eine Karettschildkröte gleitet vorbei, ein Fischschwarm sammelt sich vor einem farbenfrohen Korallenriff, und ein Rochen schwebt über den Meeresgrund: Unter Wasser gibt es viele spektakuläre Fotomotive. Doch so einfach der Auslöser an Land gedrückt werden kann, so unmöglich ist das Fotografieren unter Wasser ohne Spezialausrüstung.

Fototaucher in spe haben drei Möglichkeiten: Entweder sie machen ihre bisherige Digitalkamera mit Spezialzubehör wasserdicht, sie besorgen sich eine tauchfähige Kamera mit Unterwassergehäuse oder gleich eine tauchfeste Kamera. Eigenkonstruktionen wie ein um die Kamera gestülpter Plastikbeutel sind dagegen mehr als leichtsinnig. "Eindringendes Salzwasser, auch in geringen Mengen, kann jede Digitalkamera zerstören", warnt Maximilian Weinzierl von der Zeitschrift "Colorfoto".

Die einfachste und kostengünstigste Lösung, einen Fotoapparat mit ins und unter Wasser zu nehmen, sind flexible Folientaschen, mit denen sich zumindest die wesentlichen Funktionen bedienen lassen. In Standardgrößen sind solche Taschen, die Kameras und Fotohandys bis zu einer Eintauchtiefe von zwei bis fünf Metern abdichten, ab 30 Euro zu haben. "Solche Schutztaschen aus starkem PVC-Material werden mittels einer Leiste wasserdicht verschlossen", erklärt Weinzierl. Die PVC-Folientaschen gibt es auch maßgeschneidert mit möglichen Tauchtiefen von bis zu 50 Metern, dann allerdings zu deutlich höheren Preisen als die Taschen in Standardgrößen.

Professionelle Unterwasserfotografen tauchen mit maßgeschneiderten Aluminiumgehäusen bis zu 120 Meter tief. Die Kosten für so ein Gehäuse gehen aber bis in den vierstelligen Bereich. Einige Hersteller und Drittanbieter haben für Kompaktkameras und weit weniger Geld ebenfalls starre Gehäuse als Spezialzubehör im Angebot. Damit sind Tauchtiefen von bis zu 40 Metern möglich, weiß Weinzierl.
Wie die Standard-Folientaschen haben auch Allround-Gehäuse (ab rund 150 Euro) ihre Grenzen: Mehr als der Ein- und Ausschalter sowie der Auslöser werden oft nicht übertragen. Das sollten kreative Fotografen wissen.

Ruhe bewahren bei bewegten Motiven

Unterwasserfotografen mit größerem Anspruch sollten zu einer Outdoor-Kamera greifen. "Diese Art von Kompaktkamera verfügt über alle benötigten Features einer handlichen Allroundkamera, ist aber zusätzlich wasserdicht und stoßfest", rät Weinzierl. Wer schnorchelnd oder bis in maximal zehn Metern Tiefe auf Bilderjagd geht, ist mit einer wasserdichten Outdoor-Kamera gut beraten. Von tauchfesten Einmalkameras aus dem Drogeriemarkt hält Weinzierl wegen der fehlenden Möglichkeit der Bildkontrolle nicht viel: "Bei einer analogen Kamera wird der Film in der Regel am Heimatort entwickelt, und hier sieht man dann auch erst die Aufnahmefehler."

Doch wie geht man die ersten Schritte in der Unterwasserfotografie? "Anfänger sollten die ersten Fotos beim Schnorcheln und nicht beim Tauchen machen", rät Unterwasserfotograf Clemens Conrad aus Reinbek bei Hamburg. So lässt sich mit den Einstellungen in Ruhe experimentieren. Der Abstand zum Motiv sollte weniger als zwei Meter betragen, auf den Zoom verzichtet man wegen der großen Verwacklungsgefahr besser. Bei unbewegten Motiven empfiehlt Conrad unter Wasser eine Verschlusszeit von 1/40 Sekunde, bei bewegten Motiven wie Fischen 1/125 Sekunde.

Unterwasser-Novizen sollten sich erst einmal an einfache Motive wagen. "Das können die schnorchelnden Kinder sein, die freiwillig vor der Unterwasserkamera posieren, oder auch sich nicht oder wenig bewegende Tiere, wie bunte Korallenbäume, langsame Seeanemonen und Seesterne", erläutert Maximilian Weinzierl.

Die nächste Herausforderung: schwimmende Fische. Bei der Begegnung ist Ruhe geboten, hektisches Schwimmen kann die Meeresbewohner vertreiben. "Fotos sehen interessanter heraus, wenn Sie sich auf Höhe des Fisches befinden oder sogar leicht darunter", erklärt Clemens Conrad. Es lohnt sich dabei oft auch, die Kamera in Richtung Wasseroberfläche zu richten. Bei sich schnell bewegenden Motiven wie einem Fischschwarm kann die Serienbildfunktion helfen.

Das Sonnenlicht erhellt das Meerestreiben in bis zu fünf Metern Tiefe. Bis dorhin lässt es sich wie an Land meist auch ohne Blitz fotografieren. Damit die Farben besser leuchten, empfiehlt Weinzierl aber auch in diesem Tiefenbereich eine Kombination aus natürlichem Licht und Kunstlicht. "Meist wird die Steuerung dazu sogar von der Kameraautomatik übernommen." Damit das Blitzlicht die Schwebepartikel im Wasser nicht zu einer Art Schneefall auf dem Bild macht, sollte man an Blitzgeräten eine Diffusorscheibe montieren. Eingebaute Blitze, bei denen das meist nicht möglich ist, sind deshalb unter Wasser relativ nutzlos. Ohnehin gilt: "Ab fünf bis zehn Metern Wassertiefe erscheint die Umgebung nur noch blaugrün und duster, und in diesen Tiefen ist in jedem Fall ein leistungsstarkes Kunstlicht notwendig", meint Weinzierl. Entsprechende Lichtsysteme werden per Blitzarm mit der Kamera verbunden.

(dpa)
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