Akkus können explodieren Feuerwehr warnt vor Brandgefahr durch Hoverboards

Düsseldorf/Köln · Eindringlich warnt die Feuerwehr vor sogenannten Hoverboards: Immer öfter verursachen die zweirädrigen Elektro-Rollbretter Wohnungsbrände - zuletzt in Köln. Schuld daran sind offenbar die Akkus.

Hoverboard-Fails - so gefährlich sind die Elektro-Bretter
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Foto: Twitter

Der Notruf ging in der Leitstelle der Kölner Feuerwehr am Montag um 14.21 Uhr ein. Die Anruferin meldete, dass es in ihrem Einfamilienhaus brenne. Alles sei voller Qualm. Das Hoverboard eines ihrer Kinder habe vermutlich Feuer gefangen, schilderte sie. Zuvor habe das Gerät mehrfach laut geknallt.

Als die Feuerwehr eintraf, hatte sich die Familie, zwei Erwachsene und vier Kinder, bereits ins Freie retten können. Der Brand konnte schnell gelöscht werden, das Gebäude ist jedoch nicht mehr bewohnbar.

Die Feuerwehr geht davon aus, dass der Akku des Hoverboards den Brand verursacht hat. "Die Speicher sind bei der Ladung oder durch das Feuer quasi explodiert und haben zu einer Brandausbreitung geführt", sagt ein Sprecher der Feuerwehr. Heiße Teile des Akkus seien mehrere Meter durch das Wohnzimmer geflogen. Die Familie war zum Zeitpunkt der Explosion nicht im Raum, sondern hielt sich in einem Nebenzimmer auf.

Nach Angaben der Kölner Einsatzleitung seien implodierte Akkus in jüngster Zeit immer häufiger die Ursache von Bränden - und das bundesweit. Die Feuerwehr warnt deshalb eindringlich davor, Hoverboards und ähnliche Geräte mit starken Akkus überhaupt in Wohnungen aufzuladen. "Und schon gar nicht sollte man diese Dinger in der Nähe von Kindern oder gar in Abwesenheit an eine Steckdose anschließen, um sie aufzuladen", sagt der Sprecher.

Bei Hoverboards, die im Durchschnitt rund 300 Euro kosten und in der Regel im Internet gekauft werden, handelt es sich um ein zweirädriges Brett, das durch Gewichtsverlagerung gesteuert wird.

Das bis zu 20 km/h schnelle Gefährt bleibt durch einen elektronischen Antrieb in Balance - solange der Fahrer nicht das Gleichgewicht verliert. Wie beim Segway steuert man das Gerät, indem man sich ganz leicht in die Richtung bewegt, in die man fahren möchte. Gerade bei Jugendlichen und Großstädtern ist dieses Fortbewegungsmittel derzeit groß in Mode, obwohl man damit eigentlich nicht im öffentlichen Verkehrsraum fahren darf.

"Das ist in Deutschland verboten. Wer sich nicht daran hält, begeht eine Straftat", stellt ein Polizeisprecher klar. Erlaubt sei das Fahren mit diesen Geräten nur auf abgesperrtem Privatgelände.

In den E-Boards steckt eine große aufladbare Batterie, in der Regel ein Lithium-Ionen-Akku. Geladen wird dieser über das mitgelieferte externe Netzteil. "Und genau darin besteht die Gefahr", sagt Stefan Graf vom nordrhein-westfälischen Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (Lia).

Wie die Feuerwehr warnt auch der Experte vor den Akkus dieser E-Boards. "Es hat deswegen sogar schon einmal einen Brand in einer Prüfstelle gegeben. Auch ein Hotel ist schon wegen eines Akkus abgebrannt", berichtet der Experte. Die genaue Ursache, wieso die großen Speicher, die in den vergangenen Jahren immer leistungsstärker geworden sind, häufig in Brand geraten, habe man trotz vieler Tests noch nicht klären können.

"Wir wissen aber, dass sie sehr empfindlich auf äußerliche Einwirkungen wie Erschütterungen reagieren", erklärt Graf. Dadurch käme es zu Kurzschlüssen. "Die Teile haben so viel Energie in sich, dass das schnell passieren kann." Die Entwicklung auf diesem Gebiet sei sehr rasant, sagt Graf. Der Sicherheitsaspekt käme dabei aber oft zu kurz.

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Auch der Tüv Rheinland sieht bei den leistungsstarken Akkus immer dann ein Problem, wenn diese entweder fehlerhaft konstruiert sind oder falsch geladen werden. "Man sollte unbedingt den Empfehlungen des Herstellers folgen und die Akkus auch nur so einsetzen, wie es die Bedienungsanleitung vorgibt.

Schlimmstenfalls kann es sonst zu internen Kurzschlüssen kommen und der Akku in Brand geraten", sagt Ralf Diekmann von der Abteilung für Produktsicherheit des Tüv Rheinland. "Die Speicher haben eine hohe Energiedichte, daher sollte man beim Kauf auf geprüfte Produkte achten und mit den Akkus sehr sorgsam umgehen", betont Diekmann.

Zu einem Kurzschluss könne es aber nicht nur beim Aufladen kommen, sondern auch beim Fahren, wenn man dem Board zu viel abverlangt. "Wenn der Fahrer zu schwer ist, das Board runterfällt, gegen Bordsteine knallt oder stundenlang über Kopfsteinpflaster rattert, kann der Akku defekt gehen und Feuer fangen", so der Fachmann. Seine Prüfstelle sei bisher noch nicht damit beauftragt worden, Hoverboards einem gründlichen Test zu unterziehen.

In Großbritannien gab es wegen defekter Akkus vor einem halben Jahr eine Rückrufaktion von rund 15.000 Hoverboards. In NRW gibt es solche Pläne bislang noch nicht.

(csh)
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