US-Konzern stellt Tablet-Computer vor Apples neuer Flachmann

San Francisco/Bonn (RP). Der US-Konzern will mit einem neuen Computer den PC-Markt revolutionieren, wie er zuvor mit dem iPhone das Handygeschäft verändert hat. Hierzulande gilt die Telekom als wahrscheinlicher Partner.

Gerüchte: So stellten sich Fans das iPad vor
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Gerüchte: So stellten sich Fans das iPad vor

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Auf Mittwochabend ist Telekom-Chef René Obermann schon sehr gespannt: Um 19 Uhr europäischer Zeit will der langjährige Telekom-Partner Apple in San Francisco einen neuen Flach-PC präsentieren, der die Computerwelt umwälzen könnte. Stationäre PC sind fast out, Laptops mit Extra-Tastatur sind überholt. Als sicher gilt, dass das neue Gerät nur per Fingerdruck auf der Oberfläche bedient wird — so wie das Edelhandy iPhone.

Und die interessanteste Revolution wird in der Software integriert sein: Bekannte US-Zeitschriften lassen sich voraussichtlich per Fingerklick in einer Online-Version buchen — auch europäische Verlage gelten als mögliche Kandidaten.

So wie der Apple-Shop iTunes schon jetzt die meiste Musik von allen Anbietern im Netz verkauft, kann sich Apples Zeitschriftenportal als Geburtshelfer für ein neues Medienzeitalter erweisen. Für wenig Geld sollen sich hier einzelne Artikel oder auch ganze Abos buchen lassen. Dank des brillanten Displays und der Mobilfunkanbindung kommen hohe Bildqualität und Aktualität zusammen.

Name noch streng geheim

Der Name des neuen Computer ist noch streng geheim. Die Gerüchte ranken sich um Begriffe wie "iPad", "iTablet" oder "iSlate" (Slate für Schiefertafel). Sicher scheint, dass das Display relativ groß sein wird — viel größer als bei bisher angebotenen elektronischen Lesegeräten etwa für Bücher. Denn immerhin sollen die Nutzer auch ganze Filme gucken und farbige Artikel lesen können.

Die spannendsten Fragen werden die Akku-Laufzeit und der Preis sein: Aktuell halten Laptops selten länger als zwei Stunden Video-Betrieb durch. Da der neue Apple leicht sein muss, um attraktiv zu sein, ist eine deutlich längere Akkulaufzeit schwer denkbar — das könnte eine Schwäche sein.

Gleichzeitig ist unvorstellbar, dass das neue Gerät von Apple für weniger als 500 Euro abgegeben wird. Denn der Kultkonzern verdankt seine exzellenten Gewinne vorrangig der Hochpreis-Strategie bei Handys (iPhone), Laptop (Macbook) und PC (iMac).

Erfinder neuer Geschäftsmodelle

Trotzdem ist keineswegs sicher, dass die einzelnen Kunden soviel Geld für das Geräte zahlen müssen. Denn Apple-Chef Steve Jobs ist nicht nur Meister der Vermarktung, sondern auch Erfinder neuer Geschäftsmodelle: Der Verkauf der iPhones lohnte sich zum Beispiel nicht nur wegen des Gerätepreises, sondern auch wegen Sonderabgaben von Telekom und Co: Weil die Mobilfunker von den Nutzern des iPhone besonderes hohe Monatsgebühren bekommen, bekam Apple lange Zeit von der Telekom einen Teil dieser Gebühren überwiesen.

Nach diesem Modell könnte sich auch der neue Computer zur Geldmaschine entwickeln: So ist relativ klar, dass die Telekom ihn inklusive Mobilfunkvertrag verkaufen will. Offen scheint, ob auch andere Mobilfunker wie Vodafone mitmischen dürfen.

Spannend wird, wie Apple sich mit Medienanbietern einigt: Aus Deutschland gilt zum Beispiel der Verlag Gruner+Jahr als hochinteressiert, Abos von Zeitschriften elektronisch anzubieten. Damit Apple sich bei der Provision zurückhält, versucht Gruner-Chef Bernd Buchholz mit anderen Verlagen einen "elektronischen Kiosk" aufzubauen. Das Ziel: gemeinsam eine gute Marge für Angebote via Computer durchsetzen. Wenn diese Front einmal steht, kann die Kooperation mit Apple beginnen.

(RP)
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