Cebit 2016 Eine ganze Halle nur für Drohnen

Hannover · Was waren das früher für Zeiten auf der Computermesse Cebit? Fast 500.000 Besucher in wenigen Tagen, neue Handys und Computer wurden gezeigt - abends Party bis zum Abwinken. Für das breite Publikum spielt die Cebit mittlerweile keine große Rolle mehr, doch für den Mittelstand sind die dort präsentierten Digitalprodukte umso wichtiger.

 Eine ganze Halle hat die Cebit-Messeleitung für das Vorführen von selbststeuernden Fluggeräten (Drohnen) reserviert.

Eine ganze Halle hat die Cebit-Messeleitung für das Vorführen von selbststeuernden Fluggeräten (Drohnen) reserviert.

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Die große Show hat sich in Hannover erledigt. Neue Smartphones sind Ende Februar immer in Barcelona auf dem Mobile World Congress zu sehen, die Vordenker des allgemeinen digitalen Wandels sprechen unter anderem jährlich auf der Messe "South by Southwest" im texanischen Austin, doch für das Firmenkundengeschäft in Deutschland spielt die Cebit mit ihren 3300 Ausstellern ab Montag noch immer eine wichtige Rolle.

"Hier kommen wir mit dem Mittelstand ins Gespräch", sagt Reinhard Clemens, für Geschäftskunden zuständiger Vorstand der Deutschen Telekom, dem wohl wichtigsten Aussteller in Hannover.

Wachstum Einen Zuwachs von 1,7 Prozent auf 160 Milliarden Euro erwartet der Digitalverband Bitkom für die ganze Branche der Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik in diesem Jahr. Fast gar nicht legt das reine Telekommunikationsgeschäft wegen weiter sinkender Tarife zu, wogegen es bei der echten Vernetzung starken Zuwachs gibt.

So legt der Umsatz der Informationstechnologie um drei Prozent auf 83,5 Milliarden Euro zu. Software macht dabei einen Anteil von 21,5 Milliarden Euro aus, wächst aber um 6,2 Prozent. Für IT-Dienstleistungen, zu denen auch IT-Beratung gezählt wird, erwartet der Bitkom ein Wachstum von 2,7 Prozent auf 38,2 Milliarden Euro - auch nicht schlecht.

Und Lösungen für digitales Arbeiten im Netz liegen sowieso im Trend: So meldete die Telekom gestern, dass sie jährlich bereits 1,5 Milliarden Euro Umsatz damit macht, dass Kunden ihre Daten oder Programme auf ihren in Deutschland stehenden Servern abspeichern und laufenlassen - kein Wunder, dass Vodafone oder die Softwarekonzerne SAP und Microsoft ähnliche Lösungen anbieten.

Drohnen Eine ganze Halle hat die Messe-Leitung für das Vorführen von selbststeuernden Fluggeräten (Drohnen) reserviert. Eine der Drohnen wurde konzipiert, um im Mittelmeer Flüchtlinge zu orten und sie notfalls mit Rettungsinsel zu versorgen, andere statten Bohrinseln oder abgelegene Hotels mit Gütern aus.

Was hat das mit der Cebit zu tun? Die Drohnen sind in Wahrheit nichts weiter als fliegende Minicomputer mit GPS-Ortung - außerdem ist es für die Besucher schön, wenn sie auch etwas exotischere Dinge sehen können.

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Vernetzung Haupttrend ist die weitere Vernetzung von Firmen, Maschinen oder anderen Gegenständen. So zeigt der chinesische High-Tech-Konzern ZTE, wie er in Krankenhäusern Patientendaten komplett digital verwaltet. Vodafone Deutschland wird wohl zeigen, wie Maschinen per Mobilfunk sich untereinander austauschen - der künftige Mobilfunkstandard 5G soll die Vernetzung von Billionen Gegenständen erlauben.

Und das aus Deutschland maßgeblich mitgesteuerte Konsortium Eebus will erklären, wie in Unternehmen oder zu Hause eine ganze Reihe an Geräten über eine einheitliche Plattform gesteuert werden kann - dafür hat sich die Gruppe mit dem US-Bündnis OCF (Open Connectivity Fundation) zusammengeschlossen.

"Wir arbeiten am Internet der Dinge in Reinkultur", sagt Peter Kellendonk, Vorsitzender der Eebus-Initiative, bei der unter anderem Miele, ABB, Bosch und der Verband der Autoindustrie mitarbeiten. Bei der OCF sind Microsoft, Samsung, Cisco, GE oder Intel mit.

Cebit-Zukunft In einigen Jahren erwarten manche Experten, dass die Cebit wieder mit der klassischen Hannover Messe zusammengelegt wird, die traditionell wenige Wochen später stattfindet. Aus ihr entstand die Cebit 1986 als Abspaltung.

Ein weiterer Fortschritt der in Deutschland so wichtigen Industrie ist aber nur mit weiterer Digitalisierung möglich. Wie wichtig die Hannover Messe ist, hat US-Präsident Obama erkannt. Er hält die Eröffnungsrede am 24. April.

(RP)
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