Digitales auf der Frankfurter Buchmesse E-Books hätten Harry Potter auch geholfen

Frankfurt/Main (RPO). Langsam und etwas mühsam bahnen sich digitale Bücher ihren Weg zum Leser. Doch es zeichnet sich ein neuer Vorteil der digitalen Literatur ab: Unbekannte Autoren können so kostengünstig ihre Werke veröffentlichen - und die Lesermeinung entscheidet, welche als Bücher gedruckt werden. So hätte "Harry Potter" schon viel früher seine Weg in die Buchhandlungen finden können.

Sonys E-Book-Reader im Test
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Frankfurt/Main (RPO). Langsam und etwas mühsam bahnen sich digitale Bücher ihren Weg zum Leser. Doch es zeichnet sich ein neuer Vorteil der digitalen Literatur ab: Unbekannte Autoren können so kostengünstig ihre Werke veröffentlichen - und die Lesermeinung entscheidet, welche als Bücher gedruckt werden. So hätte "Harry Potter" schon viel früher seine Weg in die Buchhandlungen finden können.

Für Hung Nguyen vom Web-2.0-Buchverlag Epidu ist "Harry Potter" das beste Beispiel: Um ein Haar wäre der Bestseller von Joanne K. Rowling nicht erschienen, die Verlage lehnten den Fantasyroman erst einmal ab. "Nicht das Lektoriat, sondern die Leser sollen entscheiden, was sie lesen wollen", sagt der Verlagsmitbegründer auf der Frankfurter Buchmesse.

Deshalb stellt sein Verlag die Texte von Autoren auf seine Homepage, die Leser können per Internet abstimmen, welches Buch verlegt wird. Oder sie können sämtliche Geschichten als E-Book herunterladen. "Wir gehen nach dem Trend." Um sein Angebot den Kunden vorzustellen, zeigt Hung Nguyen in Frankfurt die Webseite des Verlags. In den Hallen der Ausstellung nehmen Stände mit Laptops und Flachbildschirmen immer mehr Raum ein.

Digitale Bücher erreichen jüngere Leser

Digitale Produkte boomen, der Markt ist in Bewegung, doch nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erhalten sich die Leser noch zurückhaltend. Rund 36 Millionen Bücher wurden demnach in Deutschland im vergangenen Jahr verkauft, nahezu 100 Prozent davon waren gedruckte Ausgaben.

Der Anteil der E-Books am Umsatz sei zurzeit "verschwindend gering", so der Börsenverein, Schätzungen gehen von höchstens einem Prozent aus. Doch das könnte sich in Zukunft ändern. Nach Ansicht des Börsenvereins bedeutet dies eine große Chance für Verlage und Buchhandel. Das E-Book macht Bücher auch bei einer neuen Leserschaft populär. Tendenziell sind die E-Book-Leser jünger, in der Mehrzahl männlich und bevorzugen Fach- und Sachbücher.

Einer Umfrage des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren (AKEP) des Börsenvereins unter Verlagen in Deutschland zufolge sind bereits ein Drittel aller Neuerscheinungen als E-Book erhältlich. Zahlreiche Anbieter bringen eigene Lesegeräte auf den Markt, darunter jüngst der Verlag Weltbild und die Buchhandelskette Thalia. Nach Einschätzung des Börsenvereins deutet die derzeitige E-Reader-Offensive auf eines hin: "Wir stehen an der Schwelle zum digitalen Buch." Schätzungen gingen derzeit in den nächsten fünf Jahren von einem Marktanteil der E-Books von 5 bis 15 Prozent aus.

Nach Ansicht der Projektleiterin der Frankfurter Hot Spots, Caroline Vogel, hat das iPad von Apple Schwung in die Branche gebracht. "Damit ist es für normalsterbliche Menschen sexy geworden, Bücher digital zu lesen", sagt sie. Die Nutzer brauchten kein spezielles Gerät zum Bücher lesen mehr und könnten auch ins Internet.

Für iPhones gebe es spezielle Apps, dadurch sei die Hemmschwelle gefallen. Sprecherin Kathrin Grün berichtet, dass sich die digitalen Produkte auf der Buchmesse zu einem dominierenden Thema entwickelt hätten, auch wenn Deutschland noch nicht so weit sei wie die USA - und die Menschen hier noch etwas verhalten reagierten. Doch seit dem Vorjahr seien die Preise für E-Reader stark gesunken, ein Gerät sei jetzt schon für 99 Euro zu haben.

Autoren vernetzen sich mit ihren Lesern

Vogel betont, dass sich der Markt rasant entwickelt. "Das E-Publishing hat sich zu einem festen Bestandteil der Buchbranche entwickelt." In den vergangenen Jahren hätten sich die Verlage theoretisch fit gemacht, jetzt würden die digitalen Produkte zum neuen Markt. Die Verlage verfügten über die Inhalte, jetzt gehe es darum, sie möglichst schnell in neue Formate zu bringen. Die Anbieter konkurrierten um Geräte und Plattformen. Bei einer aktuellen Umfrage hätten 42 Prozent der deutschen Verleger angegeben, digitale Literatur zu produzieren.

Die technische Entwicklung bietet viele Vorteile. So stellen sich auf der Buchmesse Unternehmen vor, die per Digitaldruck Exemplare schon mit kleiner Auflage drucken, es geht bei einem Buch los. "Die Anzahl der Buchtitel sinkt, die Auflage geht runter", sagt Andreas Durst von Druckmeister Kurz. Vor fünf Jahren sei dieses Projekt wegen der schlechten Qualität noch "belächelt" worden, doch inzwischen ließen sich die Bücher optisch kaum noch unterscheiden.

Und Gunnar Siewert will mit seinem Buchportal Book-Rix gar den Buchmarkt demokratisieren. Die kostenlose Plattform biete die Möglichkeit, dass sich Autoren direkt mit den Lesern vernetzten. "Diese Möglichkeit gab es früher nur, wenn die Autoren auch einen Verlag gefunden hatten", sagt Siewert. Seiner Meinung nach eine "digitale, zeitgemäße" Art der Buchvermarktung. Der Mann kommt übrigens aus der Musikbranche, da ist das Herunterladen von Liedern im Internet längst gang und gäbe - so bekommen neue Bands eine Chance.

(DDP/top)
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