Sprachassistenten ausgetrickst Burger King verblüfft TV-Zuschauer mit Werbe-Aktion

Düsseldorf · In vielen Wohnzimmern stehen mittlerweile digitale Assistenten wie Amazon Alexa oder Google Home. Sie lauschen den ganzen Tag, ob ihr Besitzer etwas von ihnen wissen möchte. Das hat sich Burger King jetzt in einem Werbespot zunutze gemacht.

 Mit diesem Spot trickste Burger King Google Home aus.

Mit diesem Spot trickste Burger King Google Home aus.

Foto: YouTube/Burger King

In dem TV-Werbclip steht ein netter junger Mann im Burger-King-Outfit hinter der Theke eines der Fast-Food-Läden. In der rechten Hand hält er einen riesigen, perfekt zusammengebauten Burger. Es ist ein Whopper, quasi der Big Mac von Burger King, das Aushängeschild der Kette.

Man schaue gerade, erklärt der junge Mann, einen nur 15 Sekunden langen Spot von Burger King. "Leider viel zu wenig, um all die frischen Zutaten in einem Whopper zu erklären", bedauert er. Aber er habe eine Idee, sagt er, und winkt den Zuschauer zu sich heran.

Dann sagt er laut und deutlich die Worte: "Ok Google. What is the Whopper Burger?" Das war's, die 15 Sekunden des Clips sind verstrichen. Doch in vielen US-Haushalten bekam der Spot nun eine für viele überraschende Verlängerung.

Durch das Zauberwort "Ok Google" wurden in Reichweite der TV-Geräte platzierten Google-Home-Lautsprecher aktiviert. Sie suchten nach dem Begriff "Whopper Burger", fanden den entsprechenden Wikipedia-Eintrag und lasen diesen vor.

Passend dazu, das fand die US-Seite "The Verge" heraus, wurde vor ungefähr einer Woche der seit knapp zehn Jahren unveränderte erst Satz des Whopper-Wikipedia-Eintrags umgeschrieben (mehr liest Google Home nicht vor).

Aus "The Whopper is a hamburger sold by the international fast-food restaurant chain Burger King and its Australian franchise Hungry Jack's" wurde demnach "The Whopper is a burger, consisting of a flame-grilled patty made with 100 percent beef with no preservatives or fillers, topped with sliced tomatoes, onions, lettuce, pickles, ketchup, and mayonnaise, served on a sesame-seed bun". Ein Spruch direkt aus der Marketingabteilung.

Das ist möglich, weil viele Wikipedia-Einträge von Nutzern frei editiert werden können. Doch was Burger King kann, das können auch andere.

Und so wurde der Eintrag bei Wikipedia, nachdem der Spot um 12 Uhr US-Ostküstenzeit das erste Mal gesendet wurde, diverse Male überarbeitet. Auf einmal erfuhren die Leser/Zuhörer, dass der Whopper angeblich krebserregend sei und zu den vermeintlich frischen Zutaten abgeschnittene Fußnägel und Rattenfleisch gehören, schreibt "The Verge".

Inzwischen hat Wikipedia den Eintrag in den Urzustand zurückversetzt und gesperrt, so dass er nur noch von bestimmten Administratoren bearbeitet werden kann.

Auch Google schien der Werbegag von Burger King nicht zu gefallen. Weniger als drei Stunden, nachdem der Clip das erste Mal gesendet wurde, reagierte der Sprachassistent nicht mehr auf die entsprechende Phrase in dem Burger-King-Spot. Stellt jemand anderes als die Stimme aus dem Werbeclip die Frage nach dem Burger, bekommt man aber weiterhin den Wikipedia-Eintrag vorgelesen.

Das zeigt, dass Google diesmal nicht an der Werbeaktion beteiligt war. Mitte März hatte man sich damit noch eine Menge Ärger mit den Google-Home-Besitzern eingehandelt.

Damals hatten die Boxen ungefragt Werbung für den Start des Hollywoodfilms "Die Schöne und das Biest" gemacht. Mit der Original-Google-Stimme und ohne besondere Kennzeichnung war die Werbung in die tägliche Zusammenfassung, die man sich als Google-Home-Besitzer vorsprechen lassen kann, eingeflochten worden.

Schon häufiger wurden die mit künstlicher Intelligenz gesegneten Assistenten in der Vergangenheit durch Ansagen im TV verwirrt. Der bekannteste Fall dürfte wohl der gewesen sein, als zahlreiche Amazon-Lautsprecher mit dem Sprachassistenten Alexa versuchten, Puppenhäuser und Kekse zu bestellen, nachdem ein Bericht darüber im Fernsehen gelaufen war.

Ob Burger King damit nun ein Fass geöffnet hat? Andere Werbetreibende sollten jedoch genau abwägen zwischen dem Nutzen einer solchen Werbung und dem möglichen Ärger, den sie sich bei den Nutzern einhandeln. Denn ein großes Medienecho wird es bei künftigen Aktionen dieser Art wohl nicht mehr geben.

(csr)
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