Neue Technologien Hollywood auf dem Handy

Bochum/München (rpo). Das Handy als kleiner Fernseher-Ersatz? Durchaus möglich. Mit den neuen Handy-Modellen kann man sich inzwischen komplette Spielfilme anschauen. Allerdings ist der Weg zum kleinen "Handy-Kino-Vergnügen" noch ziemlich holprig.

Kleine Technikwunder - die neuen Handymodelle
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"Matrix" im Hotelfoyer, "Speed" bei der Busfahrt: Wer ein Multimedia-Handy hat, kann sich heutzutage mit den Lieblingsfilmen unterwegs die Zeit vertreiben. Bessere Displays und größere Speicherkapazitäten ermöglichen auf aktuellen Geräten das Abspielen kompletter Spielfilme. Das Hosentaschen-Kino kostet Cineasten allerdings noch Mühe und Zeit am heimischen Computer. Die Filme müssen für die mobilen Abspielgeräte aufbereitet werden. Spezielle Programme helfen dabei, die Video-Dateien auf handytaugliche Größe zu komprimieren.

Weil die Handy-Hersteller noch nicht jedem Gerät Kopiersoftware oder nur eingeschränkt nutzbare Probeversionen solcher Programme beifügen, müssen Filmfreunde ins Portemonnaie greifen. Beim Kauf sollte aber darauf geachtet werden, dass die Software auf das eigene Handy abgestimmt ist. Denn Mobiltelefone akzeptieren nur bestimmte Dateiformate. "Zunächst schaut man, was das Handy abspielen kann, und dann sucht man sich die Software aus", empfiehlt Michael Klatte, Sprecher des Software-Herstellers GDATA in Bochum.

Videofähige Handys unterstützen in der Regel die Formate 3GP, MPEG4 oder Real Media. Für Geräte, die Dateien letzteren Typs abspielen, ist zum Beispiel die knapp 30 Euro teure Software "Pocket Video Maker - Handy Edition" gedacht. Nach Angaben des Herstellers deset in Stuttgart schrumpft sie einen Film von 90 Minuten Länge derart ein, dass er bei niedriger Qualität nur noch 50 Megabyte Speicherplatz benötigt. Laut deset ist das Programm mit 20 Handys kompatibel, die über das Betriebssystem Symbian und das Abspielprogramm "RealOne Player" verfügen.

Ein Konvertier-Programm und Software zum Abspielen der Filme bietet das Programmpaket "SmartMovie", das aus dem Internet heruntergeladen werden kann (www.lonelycatgames.com; Preis: ab 20 Euro). Es ist in unterschiedlichen Versionen für Geräte mit Symbian- oder Windows-Mobile-Betriebssystem erhältlich. Sowohl Videos als auch Musik in handytaugliche 3GP-Dateien kopiert der "Packet Video Recorder" (www.packetvideo.com; Preis: rund 25 Euro). Für Multimedia-Handys verschiedener Hersteller sind Varianten des "Mobile Media Maker" der japanischen Firma Makayama (www.makayama.com; Preis: rund 25 Euro) erhältlich.

Demoversionen ausprobieren

"Wer Spielfilme auf dem Handy schauen möchte, sollte erst einmal die kostenlosen Demoversionen ausprobieren", empfiehlt Oliver Zechlin, der sich bei Siemens in München mit Techniktrends beschäftigt. Viele derzeit erhältlichen Programme litten noch an Kinderkrankheiten. Häufig nur für das Kopieren kürzerer Video-Clips gedacht, komme es vor, dass nach längerem Schauen Bild und Ton nicht mehr synchron laufen.

Neben der Software sind auch Speicherkarten ein Kostenfaktor, wenn der interne Gerätespeicher nicht groß genug ist. "Mindestens 128, besser 256 Megabyte sollten vorhanden sein, um genügend Platz für Filme zu haben", rät Uwe Baltner, Chefredakteur des auf mobile Kommunikation spezialisierten Online-Magazins "Xonio.com" mit Redaktionssitz Stuttgart.

Wie viel Zeit das Komprimieren erfordert, bevor die Dateien per Speicherkarte oder Kabel auf das Handy übertragen werden können, hängt von der Geschwindigkeit des Computers ab. Rund 30 Minuten für einen Spielfilm in voller Länge benötigt ein PC bei zwei Gigahertz Taktgeschwindigkeit laut Herstellerangaben mit dem Pocket Video Maker. Bei leistungsschwächeren Rechnern können laut Baltner auch mehrere Stunden vergehen.

Nicht nur wegen des Kosten- und Zeitaufwandes ist Hosentaschen-Kino noch etwas für Technik-Enthusiasten: Viele Programme akzeptieren DVDs nicht als Videoquelle. Dann muss die Heimvideothek zunächst in Dateiformate wie etwa AVI komprimiert werden, bevor sie handytauglich werden kann. "Für Laien ist das ein komplizierter Schritt", urteilt Uwe Baltner. Dem Filmgenuss auf dem Handy steht zudem noch eine rechtliche Hürde im Weg: "Ein vorhandener DVD-Kopierschutz darf nicht übergangen werden", sagt GDATA-Sprecher Klatte.

Schlechte Atmosphäre

Kleine Bildschirme, geringe Auflösungen, Mini-Lautsprecher: Eine Atmosphäre wie bei einem DVD-Abend vor dem Fernseher bekommen Handy-Nutzer ohnehin nicht geboten. Doch die Video-Technik in Mobiltelefonen wird stetig verbessert: "Abhängig vom Display können Nutzer schon eine gute Qualität erwarten", findet Oliver Zechlin von Siemens. Abhängig von der Handy-Hardware müssten Nutzer noch hin und wieder mit Rucklern bei der Film-Wiedergabe leben, sagt hingegen "Xonio.com"-Chefredakteur Baltner.

Technikunerfahrene Cineasten werden daher wohl weiter das Heimkino vorziehen: "Das steckt alles noch in den Kinderschuhen. Als Gag für Freunde und Kollegen ist es ganz nett, für den Filmfan taugt es noch nicht", sagt Baltner. Den Durchbruch des Hosentaschen-Kinos erwartet er daher erst im Jahr 2006. dpa/gms bk pe cr

(gms)
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