Mensch vs. Maschine in US-Show Jeopardy: Supercomputer gegen Champs

Washington (RPO). Es geht um eine Menge Geld, dem Sieger winken eine Million Dollar. Aber eigentlich geht es um viel mehr - um die nächste Runde im Kampf Mensch gegen Maschine. Seit Montag steht der IBM-Supercomputer Watson im Fernsehstudio der US-Quizshow Jeopardy den beiden Quiz-Champions Ken Jennings und Brad Rutter gegenüber.

Graue Zellen im dreitägigen Wettstreit mit künstlicher Intelligenz: Am Mittwoch soll der Sieger feststehen. Die erste Runde endete in einem Patt.

Es hatte nicht gut angefangen für die beiden Vertreter der Menschheit. Watson stürmte los und ging im Nu in Führung: 4000 Dollar Preisgeld hatte er schon erspielt, als Jennings und Ritter noch bei jeweils 200 Dollar lagen. Dabei sind die beiden Männer absolute Quiz-Genies: Jennings hält den Rekord mit 74 Jeopardy-Siegen in Serie, Rutter hält den Preisgeld-Rekord mit 3,25 Millionen Dollar Gewinn. Die Männer holten auf, am Ende der ersten Runde hatten Watson und Rutter jeweils 5000 Dollar, Jennings hatte 2000 Dollar.

Watson als Bildschirm vor Ort

Watson war im TV-Studio als Bildschirm vertreten, den bunte Grafiken schmückten. Wusste er als erster eine Lösung, drückte er den Klingelknopf und begann mit künstlicher Stimme zu sprechen. Vier Jahre lang hatten Ingenieure des US-Computerkonzerns IBM an der Maschine gearbeitet, der nach IBM-Gründer Thomas Watson benannt ist. Mit einer komplizierten Algorithmus-Formel sucht Watson in Blitzesschnelle eine Datenbank ab und sortiert mögliche Antworten nach ihrer wahrscheinlichen Stichhaltigkeit.

Damit konnte Watson in der Show glänzen. So legte der Supercomputer eine erstaunliche Vertrautheit mit Beatles-Songs an den Tag, mit der er die beiden menschlichen Gegner übertrumpfte. Manchmal stand Watson aber auch ein bisschen blöd da. Jennings antwortete auf die Frage nach dem Datum der Erfindung von Oreo-Keksen fälschlicherweise, sie seien in den 1920-er Jahren erfunden worden. Die Frage ging weiter an Watson. Dessen Lösung: 1920-er Jahre. "Nein, das hat Ken doch eben schon gesagt!", tadelte Moderator Alex Trebek das Gerät. Später fasste Trebek seinen Eindruck so zusammen: "Watson ist sehr schlau und sehr schnell, aber er hat gelegentlich diese seltsamen Momente."

Die seltsamen Momente dürften mit den besonderen Herausforderungen zu tun haben, die ein sprachgestütztes Spiel wie Jeopardy für einen Computer mit sich bringt. Die Lage ist komplizierter als etwa bei einem Schachcomputer wie "Deep Blue", der 1997 den Schachweltmeister Garry Kasparov besiegt hatte. "Schach ist ein ziemlich geradliniges Spiel, es ist fast mathematisch", sagt IMB-Entwickler Eric Brown, der zu Watsons Schöpfern zählt. "Man hat eine bestimmte Anzahl von Optionen, die man prüfen kann."

Alles beruht auf Sprache

Bei Jeopardy ist das anders: Alles beruht auf Sprache, und die ist schwerer zu fassen. "Die Fragen werden über Sprache gestellt, und die Möglichkeiten der Formulierung sind unbegrenzt", sagt Brown der Nachrichtenagentur AFP. Sprache ermöglicht Ironie, Mehrdeutigkeit, Wortspiele, Humor, Rätsel - all das zählt nicht zu den Stärken von Maschinen. Es reiche also nicht, einfach einen gigantischen Datenspeicher zu füllen, sagt Brown - zumal Jeopardy noch den besonderen Kniff hat, dass der Moderator den Spielern die Antworten vorliest, und diese dann die passende Frage formulierten müssen.

Watson hat ein riesiges Datenlager, ist aber nicht ans Internet angeschlossen und arbeitet auch ganz anders als Suchmaschinen wie etwa Google. "Google und Watson kümmern sich um zwei unterschiedliche Problemstellungen", sagt Brown. Google sucht das Internet nach Schlüsselbegriffen ab und präsentiert dann eine Liste mit Treffern, die hunderttausende Punkte umfassen kann. Das hilft bei einem Spiel wie Jeopardy aber nicht weiter: Man braucht nur eine einzige Lösung - nämlich die richtige. "Die Aufgabe ist, alle Treffer durchzukämmen, bis man den findet, den man sucht", sagt Brown.

(AFP/felt)
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