Cinegamez Lan-Partys im Kino-Format

Essen (RP). Bombastische Sound- und Lichttechnik lässt voll eintauchen ins virtuelle Erleben. Computerspieler ziehen mit- oder gegeneinander ins Feld, erobern programmierte Action- und Adventure-Welten und verfolgen ihre eigenen Aktionen auf der Großbildleinwand. Im Essener Cinemaxx hat Deutschlands erstes Cinegamez eröffnet: eine große, kommerzielle, technisch perfektionierte Lan-Party.

Actionspiele im Kino
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Foto: Cinegamez

Das klassische Kino vollzieht eine Wandlung - wenn auch nicht ohne Not. Denn die Branche verzeichnete in den vergangenen Jahren einen Besucherrückgang von fast 20Prozent. Den Genuss der Blockbuster ziehen Konsumenten mehr und mehr als Zweitverwertungsprodukt DVD im kuscheligen Heimkino vor.

Das ist Anlass genug, die Möglichkeiten des Treffpunkts Filmtheater zu überdenken. Schon länger läuft die Umfunktionierung zur Mega-Sportbar: Die Fußball-WM-Matches 2006 laufen vielerorts als Live-Übertragung, Stadionatmosphäre von der Kinoleinwand kommt an.

Mit etwas Neuem tritt nun das Start Up-Unternehmen Cinegamez aus Düsseldorf auf. Marius Richter und Michael Verhülsdonk sind die Gründer, die eine Vision von gigantischen Spielsitzungen hatten und vom Kino als interaktiver Vergnügungspark.

Im Essener Cinemaxx ist diese Idee nun Wirklichkeit geworden: Das "Gaming", der stets zu Unrecht unterschätzte Zweig der Unterhaltungsbranche, wird zum öffentlichen Gemeinschaftserlebnis. Das bedeutet aber auch; die Kommerzialisierung der Lan-Partys beginnt. Die waren bisher größtenteils privat organisiert, Mitglieder der Spiel-Communities trafen sich dort, um im großen Stil mit- und gegeneinander Wettbewerbe auszutragen.

Bei Cinegamez - so auch der offizielle Name der patentierten Spielkinos - können Gamer jederzeit ein- und ausgehen. Und sie müssen nicht wie bei LAN-Parties ihre eigenen Rechner mitbringen und an ein oftmals wackliges Netzwerk anschließen. Cinegamez ist ein fest installiertes System aus hoch- und gleichwertiger Technologie und öffentliche Plattform gemeinschaftlichen Daddelns. Michael Verhülsdonk sieht das so: "Wenn ich tanzen will, gehe ich in einen Club, wenn ich spielen will, zu Cinegamez."

Der Unterschied zu herkömmlichen Lan- oder Internet-Cafés, die seit kurzem einer Spielhallenkonzession bedürfen, liegt auf der Hand. Das Kino ist ein rechtlich überwachtes Unterhaltungsmedium mit bereits vorhandener Infrastruktur. Seine bombastische Bild- und Soundtechnik steigert das Erlebnis immer hochwertigerer Spiele um ein Vielfaches. Der Hauptreiz für die Spieler ist aber der Kontakt, der im Saal untereinander stattfindet, frei nach dem Cinegamez-Motto "Lern deine Gegner persönlich kennen".

73 Gamer-Plätze, entwickelt vom Zubehör-Profi PlaySeats, inklusive High-End-TFT-Monitor, Maus und Tastatur sowie eine gemütliche Zuschauer-Lounge im hinteren Bereich hat das Kino heute. Abgerechnet wird über eine SIM-Karte, die das Lesegerät erst dann belastet, wenn der Spieler das Spiel seiner Wahl, online oder im lokalen Netzwerk, startet. Film-Kinogäste, die vor oder nach der Vorführung beim Popcorn relaxen, haben kostenlosen Eintritt. Für Unterhaltung sorgt ein so genannter "Operator"; der Mann für Technik und Regie schaltet die spannendsten Szenen der Spieler auf die große Leinwand.

Hart, aber fair soll es dort zur Sache gehen. Denn obwohl Profis wie Amateure individuellen Konfigurationen ihres Computer (wie die Tastenbelegungen etwa) nutzen können, ist Schummeln (Cheating) im Intranet von Cinegamez unmöglich. Das Ausführen von Cheat-Dateien, die zum Beispiel im Gefecht unverwundbar machen, wird clever blockiert. Das Konzept von Cinegamez scheint aufzugehen: Die hohe Nachfrage in Essen und durchweg positive Reaktionen der Besucher sehen Kinobetreiber weiterer Großstädte, auch der Nachbarländer, als Möglichkeit der Geschäftserweiterung.

Auch, weil Europas größte Wettkampf-Liga für Computerspiele, die ESL (Electronic Sports League), Partner von Cinegamez ist und mit 540000 Anmeldungen einen treuen Kundenstamm mitbringt. Der Kontakt nach Übersee ist ebenfalls vorbereitet: Cinegamez war 2006 erstmals auf der "E3" vertreten, der weltgrößten Messe für Video- und Computerspiele in Los Angeles.

(Rheinische Post)
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