Weltgrößte Computermesse Was die Cebit in diesem Jahr zu bieten hat

Hannover (RP). Die Kanzlerin warnte am Wochenende vor "Google Street View", heute eröffnet sie die weltgrößte Computermesse. Wichtige Trends sind die Verlagerung von Software ins Netz, das "Cloud Computing" und der Datenschutz.

Neues Spielzeug auf der Cebit 2010
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Neues Spielzeug auf der Cebit 2010

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Einst faszinierte das Internet mit seinen Chancen, heute stehen die Gefahren im Vordergrund. Bundeskanzlerin Angela Merkel ermahnte die Bürger kurz vor Eröffnung der Computermesse Cebit zu mehr Vorsicht bei der Preisgabe privater Angaben.

Soziale Netzwerke wie Facebook oder StudiVZ böten die Möglichkeit, persönliche Daten nur ausgewählten Personen sichtbar zu machen. "Ich kann nur jeden auffordern, genau davon Gebrauch zu machen", sagte die Regierungschefin am Wochenende in ihrem Video-Podcast.

Kritisch äußerte sie sich auch zu Google Street View, bei dem der US-Konzern Google alle deutschen Straßen fotografieren und die Bilder ins Internet stellen will. "Diejenigen, die finden, dass dies ein Eingriff in ihre private Sphäre ist, können von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch machen", sagte Merkel und verwies auf einen Musterbrief auf der Internetseite des Verbraucherministeriums.

Daten-Sicherheit ist auch ein Schwerpunkt der Cebit, die Merkel heute Abend zusammen mit Spaniens Ministerpräsident José Zapatero als Vertreter des Gastlandes eröffnen wird.

Sicherheit Der für Endkunden spannendste Trend: Die Post will am Mittwoch vorstellen, wie ihr "elektronischer Brief" funktionieren wird, bei dem der gelbe Riese die Identität des Absenders verbindlich überprüft. Als Gegenprojekt treiben Telekom, United Internet (1&1) und viele Partner ihr Projekt D-Mail ebenfalls voran.

Faktisch geht es darum, E-Mails zu einem sicheren Transportsystem weiterzuentwickeln, bei dem Kunden eine Rechnung sofort per Mausklick bezahlen, wenn sie diese (künftig) per Mail bekommen. Sicherheit betrifft auch den Umgang mit persönlichen Daten. Einige Veranstalter beschäftigen sich damit, wie die Daten von Nutzern in sozialen Netzwerken geschützt werden können.

Weitere Vernetzung Die Verbindung von Kommunikation, Services und Multimedia in Arbeits- und Privatleben wird immer wichtiger. "Connected Worlds" ist denn auch das Leitthema der Cebit. Die großen Telefonkonzerne wie Telekom, Vodafone oder Telefonica/O2 werden in den nächsten Jahren ihre stationären Netze und ihre Mobilfunknetze massiv aufrüsten.

Mit der neuen Technik LTE wird mobiles Surfen fast so schnell wie jetzt DSL, gleichzeitig sollen HDTV und schnelle Videos zum Standard auf dem stationären Netz werden. "Die große Frage wird sein, wer diese ganzen Ausgaben bezahlt", sagt Roman Friedrich, Experte bei der Unternehmensberatung Booz & Company.

Cloud-Computing Alle Giganten der IT-Welt setzen auf per Internet-Protokoll verbundene Rechenzentren, die lokale Computer oder Rechenkapazitäten fast unnötig machen. SAP will auf der Cebit breit für sein Online-Programm "Business-by-Design" werben.

Das Rechnen "in der Wolke" (so die Umschreibung für hunderttausende Internet-Server) wird auch für Privatkunden immer wichtiger. Praktisch alle "Apps", die auf Handys installiert werden können, sind Miniprogramme, die per Mobilfunk auf die Kapazitäten von Webrechnern zurückgreifen.

Ein konkretes Beispiel für Software, die über das Internet genutzt werden kann, zeigt auch Microsoft in Hannover mit dem Software-Paket Office 2010, das noch in diesem Halbjahr auf den Markt kommen soll. Word und Excel sollen sich nicht nur auf dem eigenen PC, sondern auf jedem beliebigen Computer mit Internetzugang nutzen lassen, ohne dort die Programme installieren zu müssen.

Wohin der Trend führt, erklärte unlängst Google-Chef Schmid: Die Nutzer würden in einigen Jahren einen Satz in ihrer Sprache in das Handy sprechen. Diesen würden dann Internet-Dienste wie Google in eine andere Sprache übersetzen. Der Computer würde die Antwort in Echtzeit zurückübersetzen.

(RP)
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