Apples neues Tablet im Praxistest Das neue iPad Pro mit der Kraft der sechs Kerne

Düsseldorf · Das neue iPad lässt aufhorchen. Besonders in Kombination mit dem neuen Betriebssystem iOS 11 überzeugt das neue Apple-Tablet im Praxistest. Doch eine bittere Pille müssen die Käufer schlucken.

Das iPad Pro - Apple-Tablet der zweiten Generation
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Foto: dpa, lim zeh

Nach der Premiere des ersten Apple-Tablets im Jahr 2010 glaubten manche Experten noch, das iPad werde gewöhnliche Desktop-Computer in die Nische drängen.

Doch nach einem riesigen iPad-Boom gingen die Verkäufe der Tablet-Computer in den jüngsten Quartalen insgesamt wieder deutlich zurück. Apple investiert trotzdem massiv in die Tablet-Sparte und entwickelt neue iPad-Modelle.

Knapp zwei Jahre nach der Vorstellung des ersten iPad Pro gibt es nun zwei neue Pro-Modelle. Neben der Jumbo-Variante mit 12,9 Zoll großem Bildschirm (33 Zentimeter) ist vor allem das kleinere 10,5-Zoll-Modell (27 Zentimeter) interessant.

Das Gehäuse ist kaum größer als beim ersten Pro-Modell (9,7 Zoll bzw. 25 Zentimeter) und auch kaum schwerer. Durch den deutlich schmaleren Bildschirmrand bekommt man aber gefühlt deutlich mehr Bildschirmfläche in die Hand.

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Wenn Apple behauptet, die neuen iPads seien die schnellsten, die sie je gebaut haben, untertreiben die Kalifornier sogar etwas. Auch das aktuelle iPhone-Modell wird bei Benchmark-Tests deklassiert. So erreicht das iPad Pro im Multi-Core-Score von Geekbench 4 Werte über 9300 Punkte.

Das iPhone 7 und 7 Plus schafften knapp 5500 Punkte, das bisherige iPad Pro (9,7 Zoll) zeigt sogar weniger als 5000 Punkte an. Mit den sechs Kernen, von denen allerdings drei alleine für die Stromspartechnik zuständig sind, hängt das neue iPad Pro sogar etliche aktuelle Laptop-Modelle mit einem Intel-Chip ab.

Das Display mit einer Auflösung 2224 x 1668 Pixeln liefert auch bei einer hellen Umgebung eine exzellente Bilddarstellung. Wenn sich Bildschirminhalte - etwa beim Abspielen eines Videos - schnell verändern, schaltet das neue iPad Pro auf eine Bildwiederholungsrate von 120 Hertz hoch - doppelt so hoch wie beim Vorgängermodell.

Besonders beim Scrollen einer Webseite fühlt sich das angenehm an, weil keine Miniruckler mehr zu sehen sind. Auch alle Animationen wirken geschmeidig. Da eine so hohe Rate den Akku aber auch beansprucht, schaltet das Gerät wieder auf niedrigere Frequenzen (48 oder 24 Hertz) zurück, wenn sich die Bildschirminhalte ohnehin nicht ändern, etwa beim Lesen eines E-Books.

Von dieser ProMotion genannten Bildschirmtechnik profitiert der Anwender auch, wenn er mit dem Apple Pencil zeichnet. An dem Stift selbst hat Apple nichts verändert, die Verbesserungen ergeben sich vollständig aus dem neuen Display.

Die minimale Zeitverzögerung (Latenz) zwischen Stiftbewegung und der Reaktion auf dem Bildschirm liegt jetzt bei nur noch 20 Millisekunden. In der Praxis ist das kaum noch spürbar.

Mit einer Batterielaufzeit von acht bis neun Stunden kommt man locker durch einen gewöhnlichen Arbeitstag oder einen Langstreckenflug. Die Kameras entsprechen denen im iPhone 7, können also mit 12 Megapixeln fotografieren und Videos in UHD (4K) oder Full HD (1080p) mit 30 beziehungsweise 60 fps aufnehmen.

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Foto: Christoph Schroeter

Richtig interessant werden die neuen iPads aber erst mit dem neuen Betriebssystem iOS 11, das wir in einer frühen - aber schon überraschend stabilen - Beta-Version ausprobiert haben. Es wird im Herbst als kostenloses Upgrade zur Verfügung stehen.

Mit dem neuen System gewinnt das Dock mit den Symbolen der meistgenutzten Apps am unteren Bildschirmrand an Bedeutung. Hier können bei dem 10,5-Modell jetzt bis zu 13 Apps im Dock erscheinen, beim größeren 12,9er-Pad sogar 14. Das Dock erscheint jederzeit mit einer Wischgeste vom unteren Displayrand nach oben.

Wenn man noch weiter nach oben wischt, erscheint das neu gestaltete Kontrollzentrum, mit dem man schnell wichtige Funktionen (Flugmodus, Bildschirm-Helligkeit, Bluetooth, Lautstärke, Taschenlampe, Sprachmemos und etliche mehr) aufrufen kann.

Hier werden auch die Fenster der zuletzt geöffneten Apps angezeigt. Im Test erwies sich das als ungemein praktisch, weil man sich häufig das Starten von bestimmten Apps und das Navigieren durch Menüs ersparen konnte.

Auch die neue Drag-and-Drop-Funktion von iOS 11 hinterließ einen guten Eindruck. Das funktioniert zum einen in der geteilten App-Ansicht. Man kann Fotos, Texte oder Web-Adressen mit einem Finger antippen, halten, auf das Ziel ziehen und dann dort loslassen. So landen Inhalte einer Webseite schnell in einer E-Mail.

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Foto: Christoph Schroeter

Auch Programme, die nicht in der geteilten App-Ansicht geöffnet sind, lassen sich per Drag-and-Drop ansteuern. Dazu hält man mit der einen Hand beispielsweise ein Foto fest, ruft mit einem Fingerwisch nach oben mit der anderen Hand die Übersichtsseite der App-Fenster im Kontrollzentrum auf und lässt den Inhalt dann in das gewünschte Fenster fallen.

Apple steht hier vor der Herausforderung, die neuen Funktionen auch jenen Anwendern beizubringen, die bislang nur auf Apps getippt haben und neue Möglichkeiten nicht sofort erkennen.

Ob das neue iPad Pro nun tatsächlich im Alltag einen Laptop ersetzen kann, hängt stark von der Nutzung ab. Text-Arbeiter werden vermutlich weiterhin eher einen PC oder Mac bevorzugen. Kreativ-Anwendungen wie Affinity Photo funktionieren auf dem iPad dagegen mindestens genau so gut wie auf dem Mac oder Windows-PC.

Im Gegensatz zu früher hat Apple zumindest keine künstlichen Hürden für deutschsprachige Anwender aufgebaut. Beim ersten Modell vor zwei Jahren gab es als Zubehör nur Apple-Tastaturen im US-Layout - ohne Umlaute und andere Sonderzeichen. Jetzt gibt es auch ein QWERTZ-Modell.

Die neuen Profi-Tablets von Apple sind leider ziemlich teuer: Das neue iPad Pro mit 10,5-Zoll-Display kostet je nach Speicherausstattung zwischen 729 Euro (64 GB) und 1049 Euro (512 GB).

Das 12,9-Zoll-Modell fängt bei 899 Euro (64 GB) an. Die Variante mit 512 GB kostet 1219 Euro. Für eine Mobilfunk-Option berechnet Apple einen Aufschlag von 160 Euro. Der Pencil kostet 109 Euro, die Tastatur (Smart Keyboard) 179 beziehungsweise 189 Euro.

(dpa)
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