RP Plus Albert Eickhoff — der Mode-Patriarch

Düsseldorf (RPO). Es ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte: In 50 Jahren hat Albert Eickhoff (75) eines der größten Mode-Imperien Deutschlands aufgebaut. Nun feiert er mit seiner Familie Jubiläum. Doch Schluss ist noch lange nicht. Noch immer zieht der Freund vieler Promis im Familienclan die Strippen. Annäherung an einen charmanten Macher.

 Albert Eickhoff ist Düsseldorfs Mode-Patriarch.

Albert Eickhoff ist Düsseldorfs Mode-Patriarch.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Der Stoff hat durchaus etwas von einem Märchen. Weil er in Teilen unglaublich ist. Fangen wir also die Story so an: Es war einmal ein junges Paar. Das gründet vor 50 Jahren im fernen Lippstadt ein Modegeschäft — mit 4000 D-Mark Kapital und einer einzigen Verkäuferin. Die beiden sind fleißig, vor allem er hat ein Gespür für das, was Frauen gern anziehen und präsentiert seinen Kunden 1978 einen namenlosen italienischen Modeschöpfer namens Gianni Versace. In Lippstadt! Im Stadttheater! Aber es funktioniert. Brigitte und Albert Eickhoff heißt das Paar.

Gemeinsam legen die beiden den Grundstein für eine beispiellose Erfolgsstory. Einige Jahre später begreifen sie jedoch, dass Lippstadt nicht nur geographisch ein bisschen am Rande liegt, sondern auch modemäßig. Also: Umzug nach Düsseldorf. Erst dort fängt an, was heute den Begriff "Eickhoff", diese in der Modewelt so berühmte Marke, ausmacht. Nun feiert man den 50. Jahrestag der Geschäftsgründung, gleichzeitig Goldene Hochzeit von Brigitte und Albert.

In diesen fünf Jahrzehnten schaffte Eickhoff es, auf den Gipfel der europäischen Mode-Szene zu klettern. Der Name steht heute für Einfluss und Erfolg, ist in Mailand, Paris, Florenz bekannt und in Düsseldorf sowieso. Und nahezu auch einmalig: Dass ein Mode-Mann, der selbst keine Kollektionen entwirft, einen solchen Einfluss erlangen konnte, das gab's nicht oft: Wenn man so will, sucht er ja "nur" aus. Aber mit dem, was er wählt, setzt er Trends, hebt oder senkt den Daumen: Da Eickhoff fast immer das richtige Gespür hat für das, was frau akzeptiert, also kauft, ist seine Entscheidung buchstäblich richtungweisend, eine Art Frühwarnsystem für alle, die ebenfalls in diesem Genre unterwegs sind.

"The family of fashion" hat neulich ein Wirtschaftsmagazin getitelt, als es über den Eickhoff-Clan der Jetzt-Zeit berichtete. Eine korrekte Einschätzung, denn die Familie ist komplett und umfassend in Mode (tätig): Der Patriarch, Albert, angeblich schon seit ein paar Jahren im Hintergrund und nach eigenen Worten nur noch gebremst aktiv, hat nach wie vor die Fäden in der Hand. Tochter Susanne (49) und Schwiegersohn Stephan Asbrand-Eickhoff (51) bilden mit ihm ein Business-Trio, dessen Spitze sich jedoch wie die Nadel eines Kompasses immer in Richtung des Seniors orientiert. Ehefrau Brigitte (71) hat sich wirklich in die Meerbuscher Villa (gehörte früher der Flick-Familie) zurückgezogen und wird von Freunden als die große Familien-Kümmerin beschrieben, die Enkel Philipp Alexander und Anna Katharina entwickeln sich im Hintergrund.

"Eine Familie ist keine Demokratie!"

Wie die Familie damit klarkommt, dass es meist um IHN geht, wenn von Eickhoff die Rede ist — schwer einzuschätzen, es bleibt letztlich ihr Geheimnis. Und das wird eisern gehütet. Vor allem Schwiegersohn Stephan wird damit — das wäre nur natürlich — ab und an seine Probleme haben. In einem Interview hat er das mal sehr diplomatisch beschrieben: "In so einer Familie werden Ansprüche viel resoluter formuliert als in großen Unternehmen, da geht es viel schneller, emotionaler, despotischer zu. Eine Familie ist keine Demokratie!" Wäre auch schwer vorstellbar: Albert hat seine Meinung, und zwei andere sind dagegen.

Abstimmung? Auf keinen Fall — höchstens mühsames Überzeugen. Gibt es, sagt Tochter Susanne. Aber es ist wohl schwer. Nach außen jedoch tritt die Sippe geschlossen auf wie eine Wand. Man ist angeblich meist einig, umarmt sich, man küsst sich, man ist höflich zueinander und behandelt einander mit sichtlichem Respekt, alles scheint in Harmonie. Die dürfte, wenn auch nicht umfassend sein, doch recht groß sein, denn anders wäre der Erfolg über die Jahre kaum erklärbar. Den kann man in Zahlen ausdrücken: rund 25 Millionen Euro Umsatz pro Jahr im Laden an der Kö, der noch immer erste Adresse für die Damen ist, wenn diese etwas für den Sommer, die Party, den Ball, das Date mit einem besonders wichtigen Mann brauchen. Da mögen Firmen wie Jades oder Apropos noch so sehr glitzern und blinken: Eickhoff ist wie ein Fix-Stern, der fest am Horizont glänzt und an dem sich der Kurs der Modewelt orientiert.

Woran das liegt? Selbst Insider können die Frage schwer beantworten. Vielleicht daran, dass der Mann ein unglaubliches Gefühl für das hat, was Frauen in ein paar Monaten gut finden werden. Seine Tochter hat dieses Gen geerbt und entwickelt es fort. Ziel: So treffsicher werden wie der Vater. Sie ist auf dem besten Weg, wenn nicht sogar längst am Ziel. Das sagt sogar der Alte.

Der hört es gern, wenn er als Couture-Guru beschrieben wird. Und als neulich eine Mode-Journalistin vom "Mode-Mephisto Eickhoff" schrieb, kam von ihm kein Widerspruch. Denn er liebt es, so wahrgenommen zu werden. Mephisto, jene hintergründig mächtige, die Fäden ziehende Gestalt voller Schläue und Kenntnis der menschlichen Schwächen — die findet er schon imponierend. Dass es eine Reihe von Konkurrenten gibt, die ihm auch noch ein paar andere Eigenarten des Mephisto nachsagen, stört ihn nicht im Geringsten, denn er hat natürlich auch eine diabolische Ader. Zumal die meisten Gegenspieler eh weit zurückblieben. Oder längst aus der Mode sind. Was sie über ihn denken, ist also eher eine Auszeichnung. Aus seiner Sicht jedenfalls. Viel Feind, viel Ehr, ist ein Spruch, mit dem Eickhoff vermutlich keine Probleme hat.

"Albert Eickhoff ist ein Menschenfischer"

Allerdings redet er lieber über seine Freunde. Davon hat er eine Menge. Kein Wunder: Kommunikationsprofi Gertrud Höhler hat ihn mal als "Menschenfischer" bezeichnet. Was sie damit meint: Der Mann hat das verblüffende Talent, Frauen wie Männer für sich einzunehmen. Sie können voller Vorurteile zu ihm gekommen sein, voller Skepsis — am Ende hat er sie, wie auch immer, gepackt, und sie werden zugeben: Er hat Charme und gibt einem das Gefühl, in diesem Augenblick des Gesprächs wirklich wichtig für ihn zu sein. So etwas nimmt ein. Zudem ist er Meister der kleinen oder auch großen Gesten: Er schreibt Briefe (gern von Hand mit Füller), er schickt Blumen (stets von erlesener Qualität), er hantiert mit Komplimenten so überzeugend wie Spitzen-Köche mit dem Amuse gueule: "Meine Liebe, in diesem Kleid sehen Sie einfach entzückend aus!"

Köstlich, es schmeichelt, ist einfach nur die pure Freude. Ganz klar: Er kann's halt. Vor allem: Er erkennt den Hersteller eines Kleidungsstücks so sicher wie andere Männer einen Audi von einem VW unterscheiden können. Was immer frau in seiner Gegenwart trägt — er weiß exakt, was es gekostet, und ob sie es bei ihm gekauft hat. Sprechen er und die Seinen von Freunden, dann ist das ein Name-Dropping der ganz besonderen Art: Iris ist Frau Berben, hinter Maria verbirgt sich Maria Furtwängler ("Tatort"-Kommissarin, außerdem verheiratet mit Hubert Burda), Sebastian meint Herrn Koch (den Schauspieler), Thomas ist Mr. Hampson (Bariton aus New York), Patricia trägt den Nachnamen Riekel und ist die Chefredakteurin der Bunten.

Die Liste ließe sich beliebig verlängern, es ist auch reichlich Adel dabei. Die Gästeliste seiner 50-Jahr-Feier liest sich daher so, als würde in Paris das Haus Dior zum Defilee bitten, und würde eine Bambi-Verleihung zweifelsfrei schmücken. Der Unterschied: Zu Eickhoff (der Inner-Circle sagt: "zu Albert") kommen einige, für die Bambi ein Abstieg wäre, also indiskutabel ist.

Aus aktuellem Anlass müssen wir in diesem Zusammenhang Karl Lagerfeld erwähnen. Die andere deutsche Mode-Ikone, die den Jahrmarkt der Eitelkeiten vibrieren lässt und mit Eickhoff eine Menge gemeinsam hat. "KL", wie ihn die Eingeweihten nennen, war vor ein paar Tagen in Düsseldorf. Auf Einladung von ESC-Hauptsponsor Schwarzkopf adelte der Mann mit dem weißen Zopf den Eröffnungsabend eines Show-Rooms, den das zur Firma Henkel gehörende Unternehmen für den ESC errichtete und für die nächsten zwei Wochen Hair-Styling anbietet (die Zeiten, wo man das Frisieren nannte, sind vorbei).

Lagerfeld schenkte ihm ein Foto von Paris

Lagerfeld war da, aber Eickhoff nicht. Erstaunen bei der Gästeschar. Am Abend diskret geraunte Erklärung: Es war ein Faux-Pas des Gastgebers, der die Lage irgendwie falsch eingeschätzt hatte — denn Eickhoff stand für den Folgeabend auf der Gästeliste. Die war, bei allem Respekt, nicht ganz so handverlesen wie am Lagerfeld-Abend. Unnötig zu erwähnen, dass der Meister fernblieb. Für Schwarzkopf-Marketing-Chefin Tina Müller kein Problem: Alles sei abgesprochen gewesen, Unstimmigkeiten gebe es nicht. Da Henkel mit Eickhoff keine Geschäfte mache, aber an besagtem Abend nur Geschäftspartner eingeladen waren, habe man keine Ausnahme machen können.

Eickhoff und Lagerfeld auf einem Foto — das wäre für die drei Dutzend wartenden Fotografen das Highlight gewesen. Dabei darf keiner glauben, die beiden seien dicke Freunde, aber Respekt voreinander, der dürfte vorhanden sein. Bei Eickhoff ganz sicher: Als Lagerfeld ihm vor ein paar Jahren ein selbstgemachtes Foto einer Pariser Straßenszene, handsigniert, zum Geburtstag sandte, freute sich Eickhoff wie ein Kind. Dass Lagerfeld von dem Landsmann aus Düsseldorf ebenfalls eine hohe Meinung hat, darf als sicher gelten.

Daher gibt es sicher auch Glückwünsche an den Modekaufmann aus Lippstadt, der in Düsseldorf zum Mode-Zar wurde. 50 Jahre ist das her, das halbe Jahrhundert wird nun gefeiert. Und zwar mit rund 200 Gästen im Mai bei der Museums-Insel Hombroich.

Auf der Gästeliste: Ex-Model Nadja Auermann, Barbara Becker mit ihrem Partner Arne Quinze, Iris Berben, Johanna von Bennigsen-Foerder, Bettina Böttinger, Roberto und Eva Cavalli, Udo Jürgens mit Tochter Jenny und Schwiegersohn Thomas Druyen, Maria Furtwängler, Wolfgang Joop, Peter Kriemler (Akris), Vicky Leandros, Schauspieler Helmuth Lohner, Bankier Friedrich von Metzler, Musiker Max Raabe, Adrian Runhof (Talbot Runhof), Alexander Graf von Schönburg, Erich und Regine Sixt, Gerd und Gabriele Strehle (Strenesse), Helmut Thoma, Günther Uecker, Eva Wagner-Pasquier (Wagner-Festspiele), Fotograf Jim Rakete

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