Sie hat zwei Modelle zur Auswahl Die abhörsicheren Smartphones der Kanzlerin

Düsseldorf · Kanzler Helmut Kohl ließ sich von seinem Fahrer Eckhard Seeber noch zu Telefonzellen fahren, wenn er unterwegs vertraulich telefonieren wollte. Nachfolgerin Merkel hat andere Optionen zur Verfügung.

 Merkel auf der CeBIT am Stand von Secusmart.

Merkel auf der CeBIT am Stand von Secusmart.

Foto: Secusmart GmbH/ J.Hemmen

Beim traditionellen Rundgang der Bundeskanzlerin auf der Computermesse CeBIT war Angela Merkel (CDU) in diesem Jahr auch in eigener Sache unterwegs.Bei der Telekom-Tochter T-Systems und beim Düsseldorfer Sicherheits-Spezialisten Secusmart konnte sie sich eine neue Generation hochsicherer Smartphones anschauen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) prüft derzeit diese beiden Handys für 4000 Beamte im Berliner Politikbetrieb bis hinauf zur Kanzlerin. Ende des Sommers sollen erste Geräte zur Verfügung stehen.

Secusmart setzt auf der Plattform des kanadischen Smartphone-Herstellers Blackberry auf. Die Verschlüsselung des entsprechend angepassten Blackberry Z10 ist vom BSI für die Geheimstufe "Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch VS-NfD" freigegeben.

Die Bonner Behörde erteilte der kanadisch-deutschen Lösung ihren Segen, als sichergestellt war, dass die Daten nicht länger über ein Rechenzentrum vom Blackberry in Großbritannien transportiert werden.

Rösler findet sein iPhone cooler

Das BSI wollte also schon vor dem Bekanntwerden des britischen Schnüffelprogramms Tempora lieber auf Nummer sicher gehen. Ohnehin wird beim Z10 derzeit nur die Sprache verschlüsselt. Die Datenverschlüsselung soll in den kommenden Monaten eingeführt werden.

Die zweite Lösung, die Bundeskanzlerin Merkel und andere Geheimnisträger dienstlich verwenden dürfen, ist das Gerät "SiMKo 3" der Telekom-Tochter T-Systems. Dabei handelt es sich im Prinzip um ein herkömmliches Smartphone von Samsung, das von T-Systems allerdings komplett entkernt wird.

Die Android-Software von Google und die Samsung-Erweiterungen werden entfernt. Stattdessen kommt eine auf dem freien Betriebssystem Linux beruhende Software zum Einsatz, die in den T-Labs der Telekom und der Universität Dresden entwickelt wurde.

Das "SiMKo" kann derzeit wiederum nur die Daten verschlüsseln und wird in den kommenden Monaten um eine Sprach-Kryptografie erweitert.

Ob die Kanzlerin und ihre Minister stets die abhörsicheren Verbindungen nutzen, steht allerdings auf einem anderen Papier. "Jeder weiß, dass wir unsere privaten Telefone benutzen, obwohl es verboten ist", sagte FDP-Chef Philipp Rösler im Mai bei seiner Tour durch das kalifornische Silicon Valley.

Rösler findet sein iPhone von Apple wesentlich cooler und nutzt es auch eifrig. Ins Regierungsnetzwerk kommt er damit nicht, seine Mitarbeiter müssen deshalb für ihn sensible Daten abfragen.

(dpa)
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