Download auch in Deutschland möglich Facebook Home bekommt schlechte Bewertungen

Düsseldorf · Das hatte sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sicherlich anders vorgestellt: Wenige Tage nach dem Start seines neuesten Clous namens Facebook Home bekommt die App nicht nur schlechte Bewertungen, die Downloadzahlen halten sich auch in Grenzen.

Facebook Home im Kurz-Test
13 Bilder

Facebook Home im Kurz-Test

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Insgesamt 3664 User hatten bis zum späten Sonntagabend in Googles Play Store eine Bewertung der Facebook-Home-App abgegeben, davon über 1700 lediglich einen Stern. Derzeit liegt die durchschnittliche Bewertung bei lediglich 2,4 von fünf Sternen.

Und auch die Zahl der Downloads hält sich noch in Grenzen. Berücksichtigt man, dass die normale Facebook-App allein im Play Store zwischen 100 und 500 Millionen Mal heruntergeladen wurde, macht sich Facebook Home mit 100.000 bis 500.000 dagegen geradezu winzig.

Natürlich muss man berücksichtigen, dass Facebook Home derzeit nur in den USA verfügbar ist. Aber allein dort dürfte ein nicht unwesentlicher Anteil der User mit normaler Facebook-App leben.

Offiziell ist Home bislang auch nur für einige Smartphone-Modelle nutzbar. Wir haben eine modifizierte App von Facebook Home auf ein Nexus-7-Tablet geladen. Der erste Eindruck war eher ernüchternd.

Bei dem Programm handelt es sich um einen alternativen Launcher, der sich komplett über die normale Oberfläche legt, sei dies nun das pure Android, Samsungs Touchwiz, HTC Sense oder auch Timescape von Sony

Schaltet man den Bildschirm an, sieht man unten in einem runden Kreis sein eigenes Profilbild, der restliche Schirm wird von einem Foto belegt, das einer der Freunde gepostet hat, zusammen mit dem jeweiligen Kommentar dazu. Per Doppelklick darauf kann man ein "Gefällt mir" geben, einmal auf das Kommentarsymbol geklickt und man landet in einem Texteingabefeld.

Macht man nichts, taucht nach kurzer Zeit das nächste Bild von einem anderen Freund auf. Das sieht zwar auf den ersten Blick nett aus, aber mit der Übersicht der normalen Facebook-Seite hat das nichts zu tun. Auch ist nicht klar ersichtlich, warum gerade diese Statusmeldung mit Bild über den Schirm läuft und nicht eine andere. Es scheint weder eine chronologische noch eine Sortierung nach Hauptmeldungen zu sein.

Lange wird es übrigens nicht dauern, bis auch die ersten Werbebanner auf dem Starbildschirm auftauchen.

Das Schlimmste jedoch ist, Facebook kapert das gesamte Smartphone. Um an seine eigenen Apps zu kommen, muss man sein rundes Profilbild gedrückt halten, dann nach oben auf "Anwendungen" ziehen. Dann landet man jedoch erst einmal in einer Liste mit installierten Facebook-Anwendungen. Erst ein weiterer Wisch nach rechts und man landet bei seinen Apps.

Permanent verfolgt wird man von den Chatheads. Das sind ebenfalls runde Profilbilder und zwar von den Freunden, die gerade mit einem selbst zu chatten versuchen. Diese erscheinen am Bildrand, sobald der andere etwas geschrieben hat, egal ob man in der Facebook-App unterwegs ist oder etwa bei Google Maps eine Straße sucht oder sich als Subway Surfer versucht.

Auch dieses Feature machte anfangs einen netten Eindruck, konnte einem dann aber gehörig auf die Nerven gehen. Davon können inzwischen übrigens alle auch ohne Home profitieren, wenn die aktuellste Version des Facebook-Messengers auf dem Handy ist.

Nach kurzer Zeit mit Facebook Home bleibt die Erkenntnis, dass man sein Smartphone/Tablet wegen der vielfältigen Möglichkeiten gekauft hat und nicht, um es von Facebook blau einfärben und dann später als Werbefläche missbrauchen zu lassen.

Und so wurde Facebook Home schnell wieder deinstalliert und zurück in den digitalen Orkus geschickt.

Zuckerberg mit Ziege

Mark Zuckerberg ist der Start seines neuen Dienstes Facebook Home offenbar so wichtig, dass er sich dafür in einem Werbespot auch von einer Ziege anmeckern lässt.

Der am Wochenende veröffentlichte Clip soll die Idee vermitteln, dass man sich mit Facebook Home die Erlebnisse seiner Freunde in den Alltag holen kann. Als Zuckerberg vor seinen Mitarbeitern eine langweilige Ansprache über die neue App hält, spielt ein Kollege damit herum.

Nachdem zunächst für kurze Zeit eine Ziege neben dem Facebook-Gründer auftaucht, verwandelt sich das Büro auch in eine Kart-Bahn und in ein Schwimmbad.

Für Facebook ist es besonders wichtig, noch mehr Werbung auf Smartphones und Tablets zu verkaufen: Denn immer mehr Nutzer greifen von mobilen Geräten aus auf den Dienst zu. Facebook Home kann ein Smartphone mit dem Google-Betriebssystem Android in ein Facebook-Handy verwandeln.

Zuckerberg rechnet damit, dass Google den tiefen Eingriff in das Android-System zulassen wird. Google bekräftigte in einer ersten Reaktion die offene Natur des Smartphone-Betriebssystems. "Die Android-Plattform hat die Entwicklung von hunderten verschiedenen Endgeräten in Gang gesetzt. Das jüngst präsentierte stellt die Offenheit und Anpassungsmöglichkeit unter Beweis, die Android derart populär gemacht haben", erklärte ein Sprecher.

Nutzer von Apples iPhone werden dagegen erst einmal auf "Facebook Home" verzichten müssen. "Der einzige Weg, wie man einen Dienst tiefgreifend auf iPhone und iPad integrieren kann, ist, mit Apple zusammenzuarbeiten und das Betriebssystem zu verändern", erklärte Chefentwickler Ondrejka. Ob es dazu Kontakte zwischen Facebook und Apple gibt, sagte er nicht.

(csr)
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