Neues Smartphone mit Android 6 vorgestellt HTC One A9 - Rettungsversuch mit einem iPhone-Klon

Düsseldorf · HTC baut seit Jahren toll aussehende und technisch innovative Smartphones. Doch leider scheint das auf Käuferseite keinem so recht aufzufallen. Im Spiel der großen Smartphone-Hersteller mischen die Taiwaner schon lange nicht mehr mit. Mit dem neuen HTC One A9 versucht man es jetzt mit einem iPhone-6-Klon. Der Clou: Das Gerät kommt schon mit Android 6 Marshmallow.

HTC One A9 - schon mit Android 6 Marshmallow: Bilder des neuen Smartphones
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HTC One A9 - schon mit Android 6 Marshmallow

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Auch mit dem am Dienstag vorgestellten HTC One A9 hat wieder ein hübsch anzuschauendes Smartphone das Licht der Welt erblickt. Das könnte daran liegen, dass ja auch das iPhone 6 ein hübsch anzuschauendes Smartphone ist. Denn die Ähnlichkeit mit dem Gerät aus dem Hause Apple ist unverkennbar.

Aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Viele Smartphone-Hersteller verfahren nach dem Motto: Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Und viele haben damit Erfolg.

Das neue HTC One A9 kommt in einem Gehäuse aus Metall daher, auf der Rückseite nur unterbrochen durch zwei Kunststoffstreifen, die dem besseren Antennenempfang dienen. Vorn schmiegt sich das Display leicht um den Rand und verschwindet hinter dem Metallrahmen. Wie auch beim iPhone 6 ragt die Kamera auf der Rückseite etwas aus dem Gehäuse hervor.

Die technischen Daten des HTC One A9 können durchaus überzeugen. Das fünf Zoll große Display löst mit 1920x1080 Pixeln auf, also Full HD. Die gleiche Pixelzahl bieten auch HTCs Flaggschiff One M9 und der größere Bruder des iPhone 6, das iPhone 6 Plus. Eine Klasse höher spielt etwa das Samsung Galaxy S6. Doch dürfte kein Mensch mit bloßem Auge auf einem Bildschirm mit einer Diagonalen von rund 12 Zentimeter einen Unterschied zwischen FullHD und WQHD erkennen.

Technisch abgespeckt hat das One A9 gegenüber seinem großen Bruder One M9 in Sachen Prozessor, Akku und Kamera. Der Qualcomm Snapdragon 617 bietet zwar auch acht Kerne, vier davon takten mit 1,5 Gigahertz, die anderen "nur" mit 1,2. Das muss nicht die schlechteste Entscheidung sein, denn so versucht HTC die Hitzeprobleme vieler aktueller Smartphones in den Griff zu bekommen.

Der Akku bietet vergleichsweise geringe 2150 Milliamperestunden, er soll sich laut HTC aber dank einer Schnellladefunktion fix wieder befüllen lassen.

Die Hauptkamera des HTC One A9 löst mit 13 Megapixeln auf, das liegt zumindest nominell deutlich unter den 20 Megapixeln des HTC One M9. Allerdings soll die Blende beim One A9 etwas größer sein, was bessere Aufnahmen bei wenig Licht ermöglichen sollte. Für Selfies hat HTC die altbekannte 4-MP-Kamera mit der hauseigenen Ultrapixel-Technologie verbaut. Die machte im HTC One M7 von 2013 noch Dienst als Hauptkamera, rückte dann aber auf die Frontseite.

Bei der Speicherausstattung des One A9 bringt HTC zwei verschiedenen Versionen auf den Markt, welche man bekommt, hängt möglicherweise von der Region ab, in der man das Gerät kauft: 16 Gigabyte interner Speicher und 2 Gigabyte Arbeitsspeicher oder aber 32 Gigabyte interner Speicher und 3 Gigabyte Arbeitsspeicher. Immerhin kann der interne Speicher mit Hilfe einer SD-Karte aufgestockt werden.

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Soweit ist das alles sehr solide, aber auch nichts, womit man sich von der Konkurrenz abheben kann. Doch auch dafür hat HTC ein paar Pfeile im Köcher. So soll beispielsweise der eingebaute Soundchip in der Lage sein, Musik von 16 auf 24 Bit hochzuskalieren, außerdem liefert der Kopfhörerausgang nach Angaben von HTC genug Power, um auch High-End-Kopfhörer ausreichend zu beschallen.

Das eigentliche Highlight des HTC One A9 ist aber das Betriebssystem: Als eines der ersten Smartphones überhaupt (mal abgesehen von der Google-eigenen Nexus-Reihe) wird das HTC One A9 mit dem brandneuen Android 6 Marshmallow ausgeliefert. Das ist wirklich ein Pfund, mit dem HTC wuchern kann. Denn bis andere Hersteller da nachziehen, sei es mit neuen Geräten oder Updates bereits im Verkauf befindlicher, kann es noch etwas dauern.

In Sachen Geschwindigkeit will HTC Maßstäbe setzen: Spätestens 15 Tage nach der Auslieferung an Googles Nexus-Geräte soll auch das HTC One A9 mit Android-Updates versorgt werden. Das wäre sehr löblich, hat doch gerade erst die gefährlicher Stagefright-Lücke wieder einmal gezeigt, wie dringend notwendig schnelle Updates sind - und wie lange manch ein Hersteller sich damit Zeit lässt.

Das Smartphone soll in vier Farbvarianten auf den Markt kommen: Carbon Grey (ein dunkles Grau), Opal Silver (helles Grau), Topas Gold (ein helles Gold) sowie Deep Garnet (ein dunkles Metallic-Rot).

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Und was wird das Ganze kosten? In den USA kommt das HTC One A9 für attraktive 399 Dollar in die Läden. Doch leider nur dort. Hierzulande ruft HTC 580 Euro für das Gerät auf. Auch wenn der tatsächliche Preis bei Marktstart Anfang November wohl etwas darunter liegen wird, ist das Gerät damit zu teuer.

399 Dollar sind zu aktuellem Kurs umgerechnet rund 350 Euro. Selbst wenn man die in den USA von Staat zu Staat unterschiedliche Mehrwertsteuer von maximal zehn Prozent dazurechnet, ein viel zu krasser Unterschied. Wie soll man das dem Verbraucher erklären? Außerdem bekommt man das aktuelle Flaggschiff HTC One M9 bereits für knapp über 500 Euro.

NACHTRAG (23.10.): Tatsächlich ist die Preisdifferenz noch viel größer, denn das US-Gerät kommt mit 3 GB Arbeits- und 32 GB internem Speicher, die in Europa angebotene Version ist die kleinere mit lediglich 2 GB Arbeits- und 16 GB internem Speicher. Also bekommt man für deutlich mehr Geld ein deutlich schlechter ausgestattetes Smartphone. Da kann man wirklich niemandem zum Kauf raten.

Noch ein NACHTRAG (28.10.): Nach über einer Woche hat HTCs PR-Agentur auf die Nachfrage unserer Redaktion reagiert, wie es denn zu der Preisgestaltung käme. Antwort: "Bei dem aktuellen Preis für das HTC One A9 in den USA handelt es sich um ein sehr limitiertes Promotionsangebot innerhalb des regionalen Online-Stores sowie für ausgewählte, HTC-eigene Verkaufsstellen in den Vereinigten Staaten. Dieses Angebot gilt darüber hinaus lediglich für Vorbestellungen und wird aller Voraussicht nach auslaufen, sobald das HTC One A9 seinen Verkaufsstart im freien Handel und bei Distributions-Partnern feiern wird." Interessant ist die Formulierung "aller Voraussicht nach", denn man darf gespannt sein, ob das Gerät nach Auslaufen des Promo-Angebots dann plötzlich rund 600 Dollar kosten wird.

Fazit: Abgesehen vom Preis ist das HTC One A9 ein gut gelungenes Smartphone in der gehobenen Mittelklasse. Schade, dass HTC sich vom einzigartigen Design der One-Reihe abgewandt hat und sich stark dem iPhone annähert. Bleibt zu hoffen, dass das Unternehmen weiter ein Player im Smartphone-Markt bleibt - und dass das HTC One M10 im kommenden Frühjahr wieder aussieht, wie ein One, nicht wie ein iPhone.

(csr)
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