Mobile World Congress 2017 Angriff auf das iPhone

Barcelona · Der Unterschied zwischen sehr teuren und einfacheren Smartphones schrumpft weiter. Auf der Handymesse in Barcelona zeigt Huawei ein Modell, das gut mit dem iPhone mithalten kann. Auch andere Geräte sind exzellent.

 Richard Yu, Smartphone-Chef von Huawei, zeigt beim Mobile World Congress 2017 in Barcelona das neue P10.

Richard Yu, Smartphone-Chef von Huawei, zeigt beim Mobile World Congress 2017 in Barcelona das neue P10.

Foto: rtr, SP/gk

Nur Apple und teilweise auch Samsung verkaufen Smartphones der echten Spitzenklasse? Die diesjährige Mobilfunkmesse Mobile World in Barcelona zeigt das Gegenteil: Weltmarktführer Samsung stellte auch wegen des zurückliegenden Debakels um explodierende Akkus überhaupt kein neues Spitzenhandy seiner Galaxy-Serie vor - die Ingenieure in Seoul tüfteln noch bis zur Vorstellung eines Gerätes Ende März.

Als denkbaren "Killer" des nun zehn Jahre alten iPhone bezeichnet dagegen die Fachpresse das vom chinesischen Weltmarktdritten Huawei vorgestellte P10, das mit einer 20 Megapixel-Doppelkamera von Leica glänzt, dessen Farbsensor mit zwölf Megapixeln arbeitet und das Video-Aufnahmen mit 4k in exzellenter Qualität liefert. Ebenso wie beim aktuellen iPhone 7 gibt es das edle Teil in einer Standardausführung (Preis: 599 Euro) und einer etwas größeren Plus-Version mit 128 GB Speicher und einem größeren Display, die dann 750 Euro kostet.

Zum Vergleich: Bei Apple kostet das iPhone 7 in der einfachsten Version 759 Euro, in der größeren Version mit dann 128 GB Speicher 1009 Euro. Es hat also bei gleichen Materialkosten schon seinen Grund, dass der US-Gigant deutlich höhere Gewinne hat als jeder Wettbewerber. Richard Yu, Smartphone-Chef von Huawei, lässt sich davon nicht beeindrucken: "Wir werden in absehbarer Zeit auf den zweiten Platz vorrücken", sagt er. Bezogen auf die verkaufte Stückzahl pro Jahr wäre dann Samsung weiter auf dem ersten Platz, Apple könnte auf Platz 3 abrutschen.

Ein riesiges Problem für Apple ist auch, dass das von Google für Smartphones angebotene Betriebssystem Android immer besser wird. Alle in der Grafik vorgestellten vier Smartphones haben die neue Software Android 7 Nougat eingebaut. Das senkt den Energieverbrauch, erlaubt, mehrere Apps gleichzeitig zu nutzen, und erleichtert die Verschlüsselung von Daten. Außerdem ermöglicht Android 7 einen besonders schnellen Zugriff auf Nachrichten - die Überlegenheit von Apple schrumpft also auch bei der Software. Die ganze Branche kopiert die Ideen des Innovators.

Was selbst einfache Geräte können, demonstriert am deutlichsten das 229 Euro teure Nokia 6. Den früheren Weltmarktführer Nokia hat wohl niemand vergessen, vor allem für seine unverwüstlichen Geräte waren die Finnen bekannt.

Jetzt wagt sich die ebenfalls finnische Firma HMD unter der gekauften Marke Nokia erneut aufs Parkett bei reinen Telefonierhandys und auch bei Smartphones. Dabei bietet bei Smartphones das Einsteigermodell Nokia 6 mit 32 GB internem Speicher, der per MicroSD-Karte um 128 GB erweitert werden kann, massenhaft Platz für Videos, Apps und Fotos. Die Hauptkamera schießt Fotos mit 16 Megapixeln und hat einen Dual-LED-Blitz. Zusätzlich spendiert der Hersteller Stereo-Lautsprecher und hat auf der Rückseite des Geräts ein zweites Mikrophon eingebaut, das helfen soll, Geräusche abzuschirmen. Die Rechenkapazität liefert ein Rechenprozessor mit acht Kernen.

Oft wurde auch schon Blackberry als Smartphone totgesagt, jetzt nutzt der chinesische Konzern TCL die frühere kanadische Marke für seine Attacke. Dabei wurden zwei der wichtigsten Merkmale des einstigen Kultgeräts übernommen: Auch das neue Blackberry KeyOne hat eine kleine Tastatur eingebaut - es ist also besonders für das Schreiben von Mails geeignet. Die Sicherheitssoftware schützt laut Anbieter besonders gut vor Viren und Abhörangriffen - das ist für professionelle Nutzer nicht unwichtig. Ob das den Preis von 599 Euro rechtfertigt, müssen die Nutzer entscheiden. Auch iPhones haben beim Datenschutz kein schlechtes Image.

Gute Hardware ist nicht alles

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Wie wichtig gute Fototechnik ist, bestätigt auch das neue Sony Xperia XA1. Für einen Preis von nicht einmal 300 Euro erhalten die Nutzer eine Kamera mit 24 Megapixel - für Selfies sind acht Megapixel drin.

Dabei ist gute Hardware nicht alles. Um das erwähnte P10 als neues Spitzenmodell aufzupeppen, hat Huawei eine spannende Software integriert: Beim "Adaptive Selfie-Modus" passt das Handy den Bildausschnitt automatisch an die Größe der fotografierten Gruppe an.

(RP)
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