Smartphone im Test Asus Zenfone 3 Deluxe — Luxusversprechen nicht gehalten

Düsseldorf · Die Vorstellung des Asus Zenfone 3 Deluxe liegt schon einige Zeit zurück. Jetzt kommt das Smartphone auch nach Deutschland. Es sieht edel aus, die Ausstattung macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck, der Preis ist hoch. Wir haben es getestet.

Asus Zenfone 3 Deluxe im Vergleich mit Google Pixel XL und iPhone 7 Plus
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Asus Zenfone 3 Deluxe im Vergleich mit Google Pixel XL und iPhone 7 Plus

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Foto: Christoph Schroeter

Die Verpackungen von Smartphones haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Fällen von einfachen Kartons zu echten Blickfängern gewandelt. Asus hat dem jetzt die vorläufige Krone aufgesetzt, ein so edel verpacktes Smartphone ist noch nie in der Redaktion angekommen.

Mattblau ist der Karton, goldfarben der Aufdruck. Der Deckel wird per Magnetverschluss gehalten, klappt man ihn auf, liegt das - in unserem Fall goldene - Zenfone 3 Deluxe vor einem, in einer passgenauen Mulde einer massiven Kunststoffplatte. Das restliche Zubehör findet man in einer Schublade darunter. Nicht schlecht. Ob das Gerät da mithalten kann, zeigt unser Test.

Das komplett aus Aluminium und Glas bestehende Zenfone 3 Deluxe liegt direkt gut in der Hand. Obwohl es in etwa gleich dick ist wie das iPhone 7 Plus oder das Google Pixel XL macht es einen deutlich schlankeren Eindruck, weil die Rückseite gewölbt und am Rand nur 4,3 Millimeter dick ist.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall

Um beim Vergleich mit den beiden anderen Oberklasse-Smartphones zu bleiben: Das Zenfone 3 Deluxe hat im Gegensatz zur 5,5-Zoll-Display-Konkurrenz einen 5,7 Zoll großen Bildschirm, liegt in den Gehäuseabmessungen aber genau zwischen iPhone 7 Plus (hier unser Test) und Pixel XL. Das wird erreicht durch das fast bis zu den seitlichen Rändern reichende Display. Auch oben und unten ist deutlich weniger Rand als bei der Konkurrenz.

Sonst eher unschöne Antennenstreifen sind an dem Metallgehäuse nicht zu entdecken. Lediglich am oberen Rand findet sich eine kaum stecknadelkopfgroße Unterbrechung im Rahmen, am unteren Rand sind es zwei. Wenn es Asus tatsächlich gelungen ist, dahinter die Antennen zu verstecken, dann Respekt. Zumindest im Redaktions-WLAN sind keine Empfangsprobleme zu beobachten.

Dem verbauten Prozessor sind beim besten Willen keine Ruckler zu entlocken, handelt es sich doch um das aktuelle Qualcomm-Topmodell Snapdragon 821. Der werkelt zwar auch im Google Pixel, doch hat Asus ihm eine höhere Taktfrequenz spendiert (2,4 GHz vs. 2,15 GHz) und satte 6 GB Arbeitsspeicher zur Seite gestellt (Pixel: 4 GB). Der interne Speicher ist 128 GB groß und kann per MicroSD-Karte erweitert werden. Das zusammen ist wirklich eine Deluxe-Ausstattung.

Der 3000 mAh große, fest verbaute Akku bringt einen zwar bei normaler Nutzung locker über den Tag, doch hier bietet etwa das Pixel XL (hier unser Test) mit 3450 mAh einiges mehr an Reserven. Mit der Schnellladefunktion "BoostMaster" kann jedoch fix wieder nachgetankt werden.

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Foto: HTC

Das Display strahlt mit kräftigen Farben, ist auch im Hellen gut ablesbar und recht blinkwinkelstabil. Trotzdem: die Auflösung beträgt nur FullHD (1080 x 1920 Pixel). Das ist bei einem 5,7 Zoll großen Bildschirm für die Topklasse dann doch zu wenig. Und so kann das Zenfone 3 Deluxe hier nicht mit dem Retina-Display des iPhone oder der QHD-Auflösung des Pixel XL mithalten. Für einen Einsatz etwa in Googles VR-Brille Daydream View (Hier unser Test) kommt es damit auch nicht in Frage.

Schade, da wurde vielleicht am falschen Ende gespart. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass das Gerät bereits im Mai 2016 erstmals auf der Computex in Taipeh gezeigt wurde. In Deutschland wurde es dann bei der IFA Anfang September vorgestellt, verfügbar ist es erst seit 4. Januar 2017. So gut ein Smartphone auch ausgestattet sein mag, über sieben Monate nach seiner ersten Präsentation kann es einfach nicht mehr auf dem neuesten Stand sein.

Was aber auch im Mai 2016 schon besser hätte klappen können, das ist der verbaute Lautsprecher. Musste sich das Pixel XL in unserem Test schon den Vorwurf gefallen lassen, mit seinem kleinen Monolautsprecher nicht für wirklich tollen Klang zu sorgen, ist das, was da aus dem Zenfone 3 Deluxe kommt, wirklich nur als Geschräpe zu bezeichnen.

Da hilft nur, auf einen externen Lautsprecher oder die beigelegten Ohrhörer auszuweichen. Die sehen zwar mit ihren Metallapplikationen recht hübsch aus, klingen aber doch etwas dumpf.

Zudem soll hier nicht verschwiegen werden, was der Sohn des Testers (ein professioneller Spotify-per-Smartphone-Hörer) direkt anmerkte, als der das Zenfone kurz ausprobiert hatte: Der oben angebrachte Kopfhöreranschluss liege zu sehr in der Mitte des Gerätes. Trage man das Smartphone mit angeschlossenem Kopfhörer in der Hosentasche, würde das Kabel sofort umknicken. Hier haben die Designer offenbar nicht ganz zu Ende gedacht.

Gut gefallen hat uns die Kamera (abgesehen von der Tatsache, dass sie unschön aus dem Gehäuse heraussteht). Diese kommt mit 23 Megapixeln Auflösung, einem optischen Bildstabilisator sowie einem doppelten LED-Blitz. Der Sensor stammt von Sony. Die bei Tageslicht gemachten Bilder sind gut, aber nicht überragend. An die Qualität des iPhone 7 Plus oder des Google Pixel XL kommen sie nicht heran.

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Foto: Christoph Schroeter

Dafür hat die Kamera sehr viele Einstellmöglichkeiten. Sie bietet diverse Automatikprogramme, aber auch die Möglichkeit alles manuell zu regeln. Ein nettes Feature: Animierte GIFs können direkt mit der Kamera aufgenommen werden.

Zum Abschluss muss nochmal etwas kritisiert werden: Den relativ kleinen, rechteckigen Fingerabdrucksensor auf der Rückseite trifft man häufig nicht richtig und dann wird das Smartphone auch nicht freigegeben. Ebenfalls zur leichteren Bedienung hätte beigetragen, einem der beiden seitlich angebrachten Knöpfe für Power und Lautstärke eine leicht geriffelte Oberfläche zu verpassen. Dann wären sie leichter zu unterscheiden.

Fazit: Die Erwartungen, die mit der edlen Verpackung geweckt wurden, konnte das Zenfone 3 Deluxe dann leider nicht halten. Vor allem der sehr hohe Preis von 799 Euro ist nicht gerechtfertigt, zumal man ja, wie erwähnt, ein mindestens sieben Monate altes Smartphone bekommt, das auch nur mit Android 6.0.1 geliefert wird. Hier legt man besser 100 Euro mehr an und greift zum Pixel XL oder zum iPhone 7 Plus, muss dann jedoch mit 32 GB Speicher auskommen.

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Foto: Christoph Schroeter

Eine weitere Alternative ist das Huawei Mate 9 (hier unser Test). Das Gerät bietet für 699 Euro zwar auch nur ein FullHD-Display (sogar bei einer Größe von 5,9 Zoll), dafür aber eine zusammen mit Leica gefertigte Doppel-Kamera, ein 4000 mAh großen Akku und Android 7 Nougat. Auch eine Möglichkeoit wäre das neue HTC Flaggschiff U Ultra, das wir aber bislang noch nicht testen konnten.

Im Mai 2016 wäre das Asus Zenfone 3 Deluxe eine echte Kaufempfehlung gewesen.

(csr)
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