Digitale Trends Smartphones - die fetten Jahre sind vorbei

Framingham · Hersteller von Smartphones verzeichneten noch im vergangenen Jahr Zuwachsraten von 27 Prozent. Doch der große Boom ebbt nach Einschätzung von Marktforschern spürbar ab.

So biegt Stiftung Warentest neue Smartphones
14 Bilder

So biegt Stiftung Warentest neue Smartphones

14 Bilder

Die Goldgräber-Stimmung in der Smartphone-Branche weicht kühlem Realismus. Zuletzt schossen die Verkaufszahlen zuverlässig in die Höhe, weil immer mehr Menschen in Schwellenländern auf die Computer-Telefone umstiegen. Doch inzwischen gibt es auch dort Zeichen der Sättigung - und hochwertigere Geräte werden populärer.

Die Analysefirma IDC rechnet für dieses Jahr mit einem Absatzplus von 11,3 Prozent auf rund 1,45 Milliarden Computer-Handys. Im vergangenen Jahr hatte es noch einen Zuwachs von über 27 Prozent gegeben.

Zu dem Trend trage unter anderem eine Sättigung im weltgrößten Smartphone-Markt China bei, erklärte IDC in der Nacht zum Mittwoch.
Dort dürften die Verkäufe in diesem Jahr nur um 2,5 Prozent wachsen.
Das werde auch das Absatzwachstum bei Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android bremsen - IDC prognostiziert mit 8,5 Prozent ein Plus unter Marktdurchschnitt. Android werde 2015 jedoch immer noch auf einen Marktanteil von über 79 Prozent kommen.

Apple sehen die Marktforscher bei 16,4 Prozent. Da der Konzern jedoch ausschließlich hochpreisige iPhones verkauft, sichert er sich seit Jahren einen Großteil der Profite in der Branche. Zum Jahr 2019 sieht IDC Android weiterhin bei einem Marktanteil von 79 Prozent und Apple bei 14,2 Prozent. Als dritte Kraft werde Microsofts Windows von aktuell 3,2 auf 5,4 Prozent zulegen. Der jährliche Smartphone-Absatz werde bis dahin auf 1,93 Milliarden Geräte steigen, schätzen die Marktforscher.

Der zweite große IT-Marktforscher Gartner ging für 2015 in seiner Prognose zu Jahresbeginn von einem Plus von einem Fünftel auf 1,5 Milliarden Smartphones aus. Derzeit werde an einer Aktualisierung gearbeitet, sagte der zuständige Analyst Anshul Gupta am Mittwoch.
Für das erste Quartal errechnete Gartner einen Absatzzuwachs von 19,3 Prozent auf 336 Millionen verkaufte Smartphones. Angetrieben wurde das Wachstum von Märkten wie Indonesien oder Indien. Sie werden auch in nächster Zeit das Geschäft befeuern, sagte Gupta.

Zugleich gibt es selbst in Märkten wie China einen Trend zu teureren Geräten, erklärte der Gartner-Analyst. Der Grund seien Ersatzkäufe für bestehende einfache Smartphones. Auf dieser Welle wurde Apple mit seinem iPhone im ersten Quartal überraschend zum größten Anbieter im chinesischen Markt. Der weltgrößte Hersteller Samsung sei trotz eines Rückgangs des Marktanteils im Jahresvergleich nach wie vor stark im Geschäft und sollte nicht abgeschrieben werden, betonte Gupta.

Bei der Einschätzung der Aussichten für Microsofts Windows-Software im Smartphone-Geschäft hätten sich die Marktforscher vor einigen Jahren verschätzt, räumte der Gartner-Experte ein. "Wir sind davon ausgegangen, dass mehr Hersteller Windows-Telefone in den Markt bringen werden und es ein breites Angebot an Apps geben wird." Deshalb sei man damals für das Jahr 2011 von Marktanteilen um 15 bis 20 Prozent ausgegangen. Tatsächlich lag der Marktanteil von Windows-Smartphones im vergangenen Quartal nach Berechnungen von Gartner bei 2,5 Prozent. Mit dem neuen Windows 10, das eine einheitliche Plattform für alle Arten von Geräten bieten soll, könnte Microsoft aber etwas aufholen, sagte Gupta.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort