Smartphone im Test Huawei Mate 9 - ganz weit oben

Düsseldorf · Das neue Huawei Mate 9 macht direkt auf den ersten Blick klar: "Ich bin ein Premium-Smartphone!" Mit seinem riesigen, fast randlosen Display und dem Metallbody kommt es sehr edel daher. Was das Mate 9 leistet und ob es gar eine Alternative für das Samsung Galaxy Note 7 ist, zeigt unser Test.

Huawei Mate 9  im Test - Spitzen-Kamera, Spitzen-Akku
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Huawei Mate 9 im Test - Spitzen-Kamera, Spitzen-Akku

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Foto: Christoph Schroeter

Was direkt verblüfft, wenn man das Huawei Mate 9 das erste Mal anschaltet, ist das große, nein, riesige Display. Obwohl das Smartphone nahezu die gleichen Abmessungen hat, wie das iPhone 7 Plus, das Google Pixel XL oder auch wie das bereits in die ewigen Jagdgründe eingegangene Samsung Galaxy Note 7, misst das Display satte 5,9 Zoll.

Damit ist es deutlich größer als die genannte Konkurrenz. Für Leute, die auf kompakte Smartphones stehen, ist das Huawei Mate 9 nichts. Die Finger des Nutzers sollten schon eine ordentliche Länge aufweisen, um das Gerät wenigstens in den meisten Fällen einhändig bedienen zu können.

Anders als beispielsweise beim Google Pixel XL (hier unser Test) löst das Mate-9-Display nur mit FullHD auf. Das ergibt beim Pixel XL eine Pixeldichte von 534 ppi, das Mate 9 bietet nur 373 ppi. Im direkten Vergleich der beiden Smartphones fällt das bei normalem Blickabstand kaum auf. Die Anzeige des Mate 9 strahlt sehr hell und stellt Farben gut dar. Auch ist das Display sehr blickwinkelstabil, doch verliert es beim Kippen sehr schnell merklich an Helligkeit.

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Foto: Christoph Schroeter

Die Abmessungen des Smartphones haben auch ihre Vorteile: So konnten die Ingenieure einen 4000 mAh starken Akku verbauen. Der versorgt das Mate 9 bei normaler Nutzung (eine Sim-Karte) fast zwei Tage mit Energie.

Geladen wird der Akku über einen USB-C-Anschluss mit der Huawei-eigenen "Super Charge"-Schnellladefunktion. In weniger als zwei Stunden ist der Kraftspender wieder voll.

Außerdem hat der leistungsfähige Kirin 960 Octacore-Prozessor über die große Metallrückseite eine so große Kühlfläche, dass die Leistung des Kerns selbst unter hoher Belastung nicht oder nur unwesentlich gedrosselt werden müsste. Zudem kann er auf 4 GB RAM zurückgreifen.

Huawei hat dem Mate 9 einen 64 Gigabyte großen Speicherchip verpasst, das ist zeitgemäß. Eine zusätzliche 128-GB-Version wäre wünschenswert gewesen. Per MicroSD-Karte kann der Speicher um bis zu 256 GB aufgestockt werden.

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Foto: Christoph Schroeter

In unserem Testgerät (Model MHA-L29) kann wahlweise eine zweite Sim- oder eben eine MicroSD-Karte eingelegt werden. Es gibt von dem Gerät noch eine zweite Version (Model MHA-L09), die nur eine Sim- und die Speicher-Karte aufnehmen kann. Darauf sollte beim Kauf geachtet werden.

Streng genommen, das sei hier nur kurz erwähnt, gibt es noch eine dritte Version des Mate 9, im edlen Porsche-Design. Das Modell hat eine noch stärkere Hardware, ist nur 5,5 Zoll groß, kostet dafür mit 1400 Euro aber fast das Doppelte.

Selbstverständlich ist auf dem Mate 9 bereits Android 7.0 installiert. Darüber hat Huawei die neue Version 5.0 seiner Nutzeroberfläche EMUI gelegt. Die erlaubt jetzt immerhin, viele der vorinstallierten Apps vom Gerät zu entfernen. Auch das Problem, das EMUI früher Hintergrunddienste ungefragt beendete, gehört der Vergangenheit an.

EMUI ordnet weiter - wie von Apple bekannt - sämtlicher Apps auf den Startbildschirmen an. Wem das nicht gefällt (zum Beispiel dem Tester), der kann in den Einstellungen aber auf den bei Android sonst üblichen App-Drawer umstellen.

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Foto: Christoph Schroeter

Zumindest im Auslieferungszustand völlig überladen ist das Menü für die Schnelleinstellungen, wenn man die Benachrichtigungsleiste herunterzieht. Satte 19 Symbole findet man dort vor, für den schnellen Überblick zu viele. Überflüssige lassen sich jedoch entfernen.

Interessant ist die Funktion "App-Klonung". Hier können bei WhatsApp und Facebook zwei unterschiedliche Konten eingerichtet werden. Bei WhatsApp zum Beispiel sinnvoll, wenn man zwei Sim-Karten im Gerät verwendet. Die geklonte App wird als Extra-Symbol auf dem Startbildschirm angezeigt.

Sehr löblich, weil unverständlicherweise nicht bei allen Android-Geräten verfügbar: Es können verschiedene Nutzerprofile angelegt werden, etwa für den Nachwuchs oder einen Gast.

Ein Problem, das nicht nur bei PCs, sondern auch bei Smartphones auftaucht: Mit der Zeit wird das System immer langsamer und schwerfälliger, Datenmüll von installierten und wieder gelöschten Apps sammelt sich an. Das will Huawei mit einem nicht-alternden Dateisystem aus der Welt geschafft haben. Eine Überprüfung kann aber nur bei einem Langzeittest erfolgen.

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Foto: Christoph Schroeter

Bei der Kamera setzt Huawei nach dem P9 seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Spezialisten Leica fort. Die verbaute Kamera ist eine Weiterentwicklung der ersten Version.

Wieder besteht die Einheit aus einer Schwarz-Weiß- und einer Farbkamera. Diesmal haben Huawei und Leica versucht, sich dem Aufbau des menschlichen Auges weiter anzunähern. Dort wird der Kontrastwahrnehmung ein deutlich höherer Stellenwert zugeschrieben als dem Erkennen vor Farben. Demzufolge löst die Schwarz-Weiß-Kamera nun mit 20 Megapixel auf, die Farbkamera wie bisher mit 12 Megapixel.

Und so liegt die Stärke der Kamera nicht so sehr in der Schärfe der Aufnahmen, sondern in ihrem deutlich verbesserten Kontrastumfang. Aufnahmen im Dunkeln gelingen besser als etwa mit dem iPhone 7 Plus, das Bild rauscht spürbar weniger.

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Die höhere Pixelzahl ermöglicht einen digitalen Zoom, der eine zweifache Vergrößerung immerhin einigermaßen ordentlich hinbekommt. Doch auch hier gilt: Besser näher ans Objekt herangehen.

Lässt man den Zoom beiseite, macht die Kamera des Mate 9 hervorragende Fotos, bessere Ergebnisse sind derzeit mit kaum einem Smartphone zu erreichen. Dazu tragen auch der optische Bildstabilisator in der Farbkamera und die umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten bei.

Videos nimmt das Huawei Mate 9 bis zu einer Auflösung in 4K auf. Doch stehen bei 4K und bei FullHD mit 60 fps die Bildstabilisierung und die Gesichtsverfolgung nicht zur Verfügung. Aufgrund einer guten Komprimierung sind die 4K-Videos kaum größer als die in FullHD gemachten Aufnahmen.

Fazit:

Mit dem Mate 9 ist Huawei ein echtes Top-Smartphone gelungen. Das riesige Display macht trotz der etwas geringen Auflösung Spaß. Lediglich bei einem Einsatz in einer VR-Brille wie etwa der Daydream View von Google, könnte sich die FullHD-Auflösung rächen.

Die Leica-Kamera macht sehr gute Bilder, bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten. Das Feature, die Tiefenschärfe nachträglich anzupassen, erzielt tolle Effekte.

Mit dem Akku kommt man gut über die Runden und auch der potente Kirin-Prozessor lässt einen nicht im Stich.

699 Euro sind sicherlich kein Pappenstil. Wer die nicht ausgeben möchte, aber eine ähnlich gute Kamera haben möchte, das Huawei P9 (hier unser Test) bietet die Vorgängerversion für deutlich weniger Geld, vermutlich ist sie auch im Honor 8 verbaut.

Auf die Minusliste kommen noch zwei Punkte: Das Gehäuse ist nicht wasserdicht und das Huawei Mate 9 hat einen recht hohen SAR-Strahlungswert. Laut beigelegtem Quick Start Guide liegt er bei 1,64 W/kg, gemessen am Ohr, der Grenzwert liegt bei 2 W/kg. Apple hat erst vor wenigen Tagen bei einem deutlich niedrigeren Wert beim iPhone 7 geraten, das Gerät nicht direkt an den Kopf zu halten. Das Google Pixel XL hat einen Wert von 0,25 W/kg bei Test am Ohr.

Allen trauernden Ex-Nutzern des Samsung Galaxy Note 7 sei gesagt: Ein Blick auf das Huawei Mate 9 lohnt auf jeden Fall (hier finden Sie sieben weitere Alternativen).

Etwas Kurioses zum Schluss: Huawei scheint sehr besorgt um das Gehäuse zu sein, klebt doch bei Auslieferung auf dem Display eine Schutzfolie und der Packung liegt eine - ausgesprochen hässliche - Hülle für das Mate 9 bei.

(csr)
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