Neues Apple-Smartphone im Test Das iPhone X ist kompakt, gut und sehr teuer

Düsseldorf · Zehn Jahre nach dem ersten iPhone ist jetzt das neue iPhone X auf dem Markt. Knapp eine Woche haben wir unser Test-Smartphone nun in Gebrauch. Wie sich das neue Apple-Flaggschiff schlägt, zeigt unser Praxistest.

Apple iPhone X 2017 - Testbericht: sehr gut und sehr teuer
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iPhone X - sehr gut und sehr teuer

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Foto: Christoph Schroeter

Öffnet man den Karton des iPhone X, kommen einem zwei Gedanken: Ganz schön klein das Gerät und ganz schön wenig drin in der Packung - für einen vierstelligen Preis. Es finden sich dort, wie bei jedem iPhone der vergangenen Jahre, das Gerät, EarPods, Ladekabel und Netzteil. Das war es dann aber auch schon.

Sehr kompakt geraten ist das iPhone X, weil die gesamte Vorderseite vom Bildschirm bedeckt wird. Das Display ist mit 5,8 Zoll deutlich größer als beim iPhone 8 Plus (5,5 Zoll), das Gerät ist aber viel kleiner.

Der Homebutton ist verschwunden - mit Folgen

Das ist sehr angenehm. Das iPhone X liegt nicht nur sehr gut in der Hand, es passt auch endlich wieder in viele Hosentaschen, aus denen die Brecher iPhone 7 Plus und 8 Plus herausgeschaut haben.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall

Über die Verarbeitung des Gehäuses muss man nicht viele Worte verlieren. Die Kombination aus Glas (vorne und hinten) und dem Edelstahl-Rahmen ist erstklassig verarbeitet. Nichts knarzt, nichts wackelt, alles wirkt sehr hochwertig.

Weil das OLED-Display des iPhone X die gesamte Vorderseite einnimmt, ist es das erste Apple-Smartphone ohne den berühmten Homebutton. Das hat zwei Folgen.

  • Face ID statt Touch ID

Weil Apple den Fingerabdrucksensor nicht auf die Rückseite verlegen wollte, ist Touch ID Geschichte. Das iPhone X wird per Face ID entsperrt. Dazu wurde eine hochauflösende Frontkamera verbaut, die das Gesicht des Nutzers abscannt.

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Foto: Christoph Schroeter

Das funktioniert im Test überraschend gut, auch mit Brille oder einem Hut. Nur bei einer verspiegelten Sonnenbrille spielt Face ID nicht mehr mit. Der Versuch, das Gerät mit einem Foto zu entsperren, schlug fehl. Eine Testerin der "Washington Post" hat es sogar mit einer eigens angefertigte Theatermaske ihres Gesichts versucht, auch das funktionierte nicht.

Einen Nachteil hat Face ID aber doch: Das System erkennt nur ein Gesicht, bei Touch ID können mehrere Fingerabdrücke hinterlegt werden. Will man etwa einem Familienmitglied Zugriff auf sein iPhone X gewähren, muss dieses den Entsperrcode kennen. Der muss neben Face ID auf jeden Fall eingerichtet werden.

Übrigens: Wer die Gesichtserkennung nicht mag, kann sie auch einfach nicht nutzen.

  • Neue Wischgesten

Besitzer des iPhone X müssen sich an ein paar neue Bedienschritte gewöhnen. Auf dem Homescreen landet man nun, indem man von unten nach oben wischt. In die Übersicht der geöffneten Apps gelangt man, indem man ebenfalls von unten nach oben wischt, den Finger dann aber kurz auf dem Bildschirm liegen lässt. Befindet man sich innerhalb einer App, gelangt man durch einen Wisch nach rechts am unteren Bildschirmrand in die nächste geöffnete App.

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Foto: Christoph Schroeter

Auch der Aufruf des Kontrollcenters, in dem man etwa die Bildschirmhelligkeit einstellen oder den Flugmodus aktivieren kann, erfordert eine Umgewöhnung, weil man nun von rechts oben nach unten wischen muss. Streicht man mittig von oben nach unten, werden die Mitteilungen angezeigt. Und last but not least lässt ein Wischen am unteren Rand nach unten den Bildschirminhalt nach unten rutschen.

Hört sich furchtbar kompliziert an, wir hatten es im Test aber innerhalb kurzer Zeit verinnerlicht.

Erstmals mit einem OLED-Display

Beim Bildschirm setzt Apple erstmals auf ein OLED-Display. Das kann im Test voll und ganz überzeugen. Es strahlt hell, stellt die Farben sehr natürlich dar und auch bei einem steileren Blickwinkel bleiben alle Farben, wie sie sein sollen. Das Pixel 2 XL von Google, ebenfalls mit einem OLED-Display ausgestattet, hat dabei mit einer leichten Blauverschiebung zu kämpfen.

Etwas ungewöhnlich ist die Aussparung am oberen Bildschirmrand, wo die "TrueDepth"-Kamera für Face ID sitzt. Doch auch daran hat man sich schnell gewöhnt. Bei Videos von Netflix oder YouTube erscheinen schwarze Ränder, so dass die Lücke hier nicht stört.

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Foto: dpa, lof

Einen schwarzen Rand oben und unten sieht man derzeit auch noch bei vielen Apps, die noch nicht für das iPhone X optimiert wurden. Safari, Mail und die meisten anderen Apple-Apps füllten den Bildschirm im Test bereits komplett aus. Auch Facebook, Instagram, Snapchat oder Twitter wurden schon entsprechend angepasst.

Wie beim iPhone 8 Plus kommen bei der Kamera zwei Sensoren und Linsen zum Einsatz. Beide sind mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet. Das Teleobjektiv ist ein wenig lichtstärker als beim 8 Plus (Blende f/2.4 statt f/2.8). Die iPhone-X-Kamera gehört gemeinsam mit der im Google Pixel 2 zu den besten Smartphone-Knipsen, die derzeit zu bekommen sind.

Im Vergleich zum iPhone 8 Plus ist bei Tageslicht kein Unterschied zu erkennen. Steht nur wenig Licht zur Verfügung, sind die Fotos des iPhone X aber ein wenig detailreicher. Eine deutlich bessere Arbeit als beim iPhone 8 macht die Frontkamera. Mit der "TrueDepth"-Technologie steht erstmals ein spezieller Porträtmodus auch für die Frontkamera zur Verfügung.

Sehr nett ist auch das Animoji genannte Gimmick: Mit der Frontkamera lässt sich die eigene Mimik auf animierte Emojis übertragen. Diese Schweinchen, Hasen, Alien, Kack-Haufen, Einhörner oder was auch immer können dann als iMessage aber auch per WhatsApp verschickt werden.

Wie schon beim iPhone 7 Plus und beim 8er-Nachfolger, ist die Akku-Performance des X absolut klasse. Will man den Kraftspender an einem Tag leer bekommen, muss man sich schon ins Zeug legen.

Fazit: Mit dem iPhone X hat Apple ein super Smartphone auf den Markt gebracht. Der Bildschirm ist top, ebenso die Kamera, Face ID funktioniert zuverlässig. Und: Endlich ist das Apple-Flaggschiff auf ein Maß geschrumpft, mit dem es sich problemlos in Hosen- und kleinen Handtaschen unterbringen lässt.

Schwache Vorstellung von Apple: Endlich ist bei der neuen iPhone-Generation die Schnellladetechnologie angekommen. Doch statt das passende Ladegerät dafür beizulegen, muss dieses inklusive eines passenden Kabels nachgekauft werden. (59 Euro für das 29 Watt starke Netzteil plus 29 Euro für das passende USB-C-auf-Lightning-Kabel)

Ein weiterer schwerwiegender Kritikpunkt ist der Preis. 1149 Euro für die 64-GB-Version und sogar 1318 Euro für 256 GB Speicher, das sind Summen, die das Gerät für viele unbezahlbar machen.

(csr)
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